Aachen gelenkig
Der Mensch denkt, das Pferd lenkt
Der Status der Kaiserstadt „Äx la Schäppel“ und ihre Verwurzelung im karolingischen Zeitalter soll wieder klarer erkennbar werden, so das Ziel städtischer Vordenker. Denn von diesem Talkessel aus wurde einst das Reich Karls des Großen gelenkt, und darauf soll die intelligente Mobilität der einheimischen, ehedem reichsunmittelbaren Pferde hinweisen, und zwar mit Hilfe von Punkten, die den kommunalen Beritt lenken.
Daher will man für alle Zeiten Lenkungspunkte einrichten durch weiße Abbiegepfeile auf blauem Grund und Zusatzpiktogramme, die auch dem analphabetischen Pferd Orientierung geben und für Schnellreitende im Rückspiegel deutlich erkennbar sind. Das Verkehrszeichen VZ 209 schreibt dabei die Reitrichtung vor und wird durch Bodenmarkierungen und diverse Richtungsvorgaben in Form von kreativem Gekritzel ergänzt.
Natürlich haben nach Paragraph 37, Absatz 1 der karolingischen Pferdeverkehrsverordnung Lichtzeichenanlagen Vorrang. Falls nichts anderes angeordnet ist, wird hiermit angeordnet, Wechsellichtzeichen, Dauerlichtzeichen und Grünpfeile sinnfrei zusammenzustellen. Das gilt nicht nur für Längsmarkierungen (VZ 295, 296, 297, 340), sondern dient reitstreifenbezogen auch zur Angabe der vorgeschriebenen Galopprichtung.
Für Geradeausreitende bedarf es nach Paragraph 39, Absatz 3 der karolingischen Straßenberittsordnung in jedem Fall des Zusatzzeichens „schwarzes Pferd auf grünem Grund“, auch wenn der Gaul nur aus zwei Reifen besteht. Wer ein solches Schild überreitet, muß mit drei Wochen Haft im Marschiertor oder seiner direkten Enthauptung rechnen.
Es sei denn, man erklärt sich bereit, den nächsten Urlaub mit der OberbürgerInnenmeisteriene zu verbringen und für den Rest seines Lebens nur noch Grünschnitt zu verzehren, der ausschließlich innerhalb der Städteregion Aachen angebaut wurde.
© Wendelin Haverkamp
...aus Wendelin Haverkamps kleiner satirischen West Zipfel Postille
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