Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt




Deutschsprachiger Literaturnobelpreisträger im Heine-Institut
 
Düsseldorfer Ausstellung unter dem Titel "Ich natürlich, oder?!" startet am 8. Februar
 
Düsseldorf - "Ich natürlich, oder?!" lautet der Titel einer Ausstellung im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut, die sich ab dem 8. Februar den zahlreichen deutschsprachigen Literaturnobelpreisträgern widmet. Theodor Mommsen, Rudolf Eucken, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann, Carl Spitteler, Thomas Mann, Hermann Hesse, Nelly Sachs, Heinrich Böll, Elias Canetti, Günter Grass und Elfriede Jelinek lauten in chronologischer Reihenfolge die Namen. Die Schriftsteller werden bis zum 17. April mit ihren Biographien und Werken vorgestellt, teilte ein Sprecher des Instituts am Montag mit.
 
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der in Berlin ansässigen Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten und dem Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf. Neben der Dokumentation über die mehr als hundertjährige Geschichte des Nobelpreises sind die Autoren durch eigenhändige Briefe und Manuskripte, Porträtfotos und Zeichnungen präsent. Alle handschriftlichen Exponate stammen aus den Archiv-Beständen des Heinrich-Heine-Instituts. Einen weiteren Ausstellungskomplex stellen die literarischen Bildzyklen und Unikatbücher von Christel Bak-Stalter dar, die neue Arbeiten zu Nelly Sachs, Thomas Mann und Elias Canetti geschaffen hat.
 
Das Heine Institut ist dienstags bis Sonntags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
Kwasinewski, Prodi und Herzog erhalten Steiger-Awards
 
Auch Veronica Ferres, Maximilian Schell und Dieter Hallervorden bekommen die undotierte Auszeichnung
 
Bochum - Der frühere Bundespräsident Roman Herzog erhält am 28. März in Bochum den Steiger-Award. Herzog bekommt die undotierte Auszeichnung in der Kategorie Toleranz, hieß es am Montag von den Veranstaltern in Bochum. Damit wird sein Engagement für das friedvolle Miteinander der Religionen und Kulturen gewürdigt. In der Kategorie Europa werden der frühere polnische Staatspräsident Aleksander Kwasinewski und der frühere italienische Premierminister und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi ausgezeichnet. Beide erhalten den Preis für ihre Bemühungen zum Ausbau eines friedvollen Europas und zur Stärkung des gemeinsamen Europäischen Auftretens.
 
Weitere Preisträger sind die luxemburgische Großherzogin Maria Teresa, die seit 1997 als Botschafterin des guten Willens die Arbeit der UNESCO unterstützt. Der Musiker Sir Bob Geldof, für seine zahlreichen Benefiz-Konzerte, darunter 1982 das Konzert für amnesty international, sowie 1984 und 2005 die Live Aid Konzerte. Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Maximilian Schell wird für sein Lebenswerk geehrt. Auch die Schauspielerin Veronica Ferres und der Entertainer Dieter Hallervorden sind Preisträger. Die nicht mit einem Preisgeld verbundene Auszeichnung erinnert an den Bergmann-Beruf des Steigers und wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich durch dessen Tugenden: Gradlinigkeit, Offenheit, Toleranz und menschliches Miteinander auszeichnen.
 
 
Denkmaltag präsentiert "Historische Orte des Genusses"
 
Bonn - Der diesjährige Tag des offenen Denkmals in Deutschland am 13. September steht unter dem Motto "Historische Orte des Genusses". Nach Angaben der Stiftung Denkmalschutz vom Montag in Bonn können sich potentielle Teilnehmer ab sofort anmelden. Gezeigt werden können neben historischen Gasthäusern, Kinos, Theatern oder Parks auch alle Bauten und Stätten, die zum Vergnügen und der Erholung der Menschen geschaffen wurden. Eine Anmeldung kann bis zum 31. Mai entweder im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de oder schriftlich bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erfolgen. Im vergangenen Jahr kamen bundesweit rund 4,5 Millionen Besucher in die gut 7.500 offenen Denkmäler.
 
 
Joseph und seine Brüder, Moses und Paulus auf der Bühne
 
In Theater und Oper sind derzeit diverse biblische Figuren angesagt
 
Düsseldorf/Moers/Bonn - "Joseph und seine Brüder" im Düsseldorfer Schauspielhaus, "Moses und Aaron" in der Deutschen Oper am Rhein, "Paulus" in Deutschlands kleinstem Stadttheater Moers und die "Matthäus-Passion" in der Inszenierung von John Neumeier in der Karwoche im Bonner Opernhaus. Es scheint, als ob biblische Figuren derzeit an Bühnen in Nordrhein-Westfalen Konjunktur haben. Thomas Manns "Joseph"-Roman erzählt vielschichtig und phantasievoll die alttestamentarische Josephgeschichte. Als Auftragsarbeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus schuf Autor und Dramaturg John von Düffel die immerhin viereinhalbstündige Bühnenfassung rund um den Lieblingssohn des alten Patriarchen Jaakob.
Joseph wird - ob seiner Anmaßungen den älteren Brüdern gegenüber - in einen Brunnen geworfen, von dort befreit und als Sklave nach Ägypten verkauft. Dort steigt er bis zum Stellvertreter des Pharao auf und begegnet Jahre später an dessen Hof seinen Brüdern wieder, ohne sich an ihnen zu rächen. Doch am Ende reicht der wirtschaftliche Erfolg Josephs nicht aus, um den väterlichen Segen zu bekommen. Das ökonomische Glück sei nicht das, was Jaakob eigentlich von Joseph wollte, erzählte der Regisseur im Vorfeld der Premiere.
 
Am 20. März erlebt die Neuinszenierung von Schönbergs Oper "Moses und Aron" am Düsseldorfer Opernhaus ihre Premiere. Moses ist aufgefordert, dem Volk der Israeliten den einzigen Gott zu verkündigen und es aus ägyptischer Knechtschaft zu befreien. Sein Bruder Aron soll der Vermittler dieses Auftrags sein. Während Moses die Reinheit des Gedankens vertritt und blindes Vertrauen in den einzigen, unvorstellbaren und unsichtbaren Gott verlangt, weiß Aron, dass das Volk nur durch sichtbare Zeichen überzeugt werden kann. Als Moses vierzig Tage fern bleibt, um auf dem Berg der Offenbarung die Gesetze Gottes entgegenzunehmen, verlangt das Volk die alten Götzen zurück. Es kommt zum Tanz ums goldene Kalb, durch das die Israeliten die Gnade der Auserwähltheit verwirken und dazu, daß Moses resigniert die göttlichen Gesetzestafeln zerbricht.
 
Am Opernhaus Bonn kommt am 7. April die "Matthäus-Passion" des Balletts Hamburg zur Aufführung. Choreographie, Inszenierung und Ausstattung verantwortet John Neumeier. Für den weltweit renommierten Choreographen war die Arbeit an diesem Stück "wie die Suche nach einer Sprache für religiöse Inhalte und nach einer choreographischen Form für Bachs musikalische Formulierung". Neumeiers "Matthäus-Passion" wurde dann auch "ein Welterfolg mit Kultcharakter", der in Europa, Amerika und Asien gefeiert wurde.
 
Im Moerser Schloßtheater schließlich stand über viele Monate bis in den Januar hinein die Produktion "Paulus" auf dem Spielplan. Die Darsteller sprachen, flüsterten und schrieen Satzfetzen und Zitate, die aus den Briefen von Paulus an die urchristlichen Gemeinden in Griechenland und Kleinasien stammen, in Telefonhörer. Paulus-Briefe auf dem Theater – das funktionierte, auch, weil Regisseur Ulrich Greb die inneren Widersprüche des Paulus auf die Bühne brachte. Körperfeindliche Moralgesetze, Diskriminierung der Frauen und Zähmung der anarchischen Energien des Urchristentums in einer obrigkeitshörigen Amtskirche. Auch der andere Paulus kam in Moers zu Wort: Der egalitäre Denker, der den gleichen Wert postuliert für jeden einzelnen in der sozialen Gemeinschaft, der Außenseiter und der Revolutionär.

Redaktion: Frank Becker