Es ist Zeit zu handeln
Wenn Kinder mit Messern auf Kinder losgehen
Von Lothar Leuschen
Die Messerattacken jüngst in Berlin und in Remscheid schrecken auf. Sie schrecken auf, weil sie sich beängstigend in die mittlerweile täglichen Attacken dieser Art einreihen. Sie schrecken vor allem aber auf, weil die Beteiligten so jung sind. Die Vorfälle zeigen, daß mittlerweile schon Elf-, Zwölf- und 13-Jährige die elterliche Wohnung bewaffnet verlassen. Daß sie dazu auch schnöde Küchenmesser benutzen, ist nebensächlich. Gleichwohl sollte sich der Bundestag als Gesetzgeber langsam einmal Gedanken darüber machen, wie der Staat mit der Waffe Messer umzugehen gedenkt. Daß dabei Küchenutensilien ausgeschlossen sein müssen, versteht sich schon aus praktischen Gründen von selbst. Aber zumeist sind es eben nicht Küchen- oder Brotmesser, mit denen auf arglose Passanten eingestochen wird. Es sind sogenannte Stiletts, Springmesser und wie sie alle heißen, die im Handel relativ einfach zu finden und zu kaufen sind. Es sind Waffen, die töten können, wie die jüngere Vergangenheit auch in Deutschland bedrückend belegt. Das haben sie im übrigen mit den genannten Küchenutensilien gemein, sobald diese das Haus verlassen.
Wie gefährlich Messer sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Messerverbotszonen bei Festen wie etwa dem Japan-Tag in Düsseldorf bestätigen das. Noch sinnvoller könnte sein, Messer zu behandeln wie Schußwaffen. Wer eines mitführen will, sollte eine Besitzkarte benötigen. Hat er keine, kann er strafrechtlich belangt werden. All das änderte freilich aber nichts an der ganz offensichtlich gestiegenen Bereitschaft, anderen Menschen möglicherweise tödlichen Schaden zuzufügen. Daß auch schon Kinder mit maximaler Rücksichtslosigkeit aufeinander losgehen, ist ein Alarmsignal. Dem wie die AfD mit der Absenkung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre zu begegnen, ist allerdings plumper Populismus. Stattdessen ist es Zeit, die Inhalte von sozialen Medien zu kontrollieren. Wer jeden Tag Videos, Memes und Fotos von Gewaltszenen sieht, verliert offenbar das Gefühl dafür, was Gewalt im richtigen Leben anrichten kann. Der Kommentar erschien am 24. Mai in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
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