20 Jahre Renate & Eberhard Robke-Stiftung

Ein Beispiel für Kunst-Mäzenatentum

von Johannes Vesper

Eberhard Robke - Foto © Frank Becker
20 Jahre Renate & Eberhard Robke-Stiftung
 
Von Johannes Vesper
 
Seit 2005 hat die Renate und Eberhard Robke Stiftung für das von dem Heydt- Museum mehr als 30 Werke zeitgenössischer Kunst angekauft. Schon beim Aufstieg in den ersten Stock des Museums fällt der Blick auf die scharlachrot polierte Bronzeskulptur Versus (Bronze patiniert, 1150 x 160 x 55 cm) von Tony Cragg (2011) in der Treppenhaushalle. Sie wurde 2017 von der Robke-Stiftung erworben.

Seit der Eröffnung des Museums im Jahre 1902 lebte und lebt die Sammlung von zahlreichen Schenkungen und einer stets fortschrittlichen Sammlungsstrategie. Bereits 1911 wurde mit Akrobat und junger Harlekin (1905) von Pablo Picasso das weltweit erste Picasso- Bild in einem Museum gezeigt. Diese Tradition wurde mit Eberhard Robke - als Mitglied der Ankaufskommission, als Vorstandsmitglied (seit 1989), dann als Vorstandssprecher (1990 -2009) des Kunst- und Museumsvereins - über Jahrzehnte hinweg fortgesetzt, bevor er vor 20 Jahren als Stifter von Kunst selbst in Erscheinung trat.
 
Offen bleiben für alles was die Kunst an Neuem bietet
 
Dieses Motto bestimmte Eberhard Robke seit seiner Jugend. Seit 1964 saß er im Kulturausschuß der Stadt Wuppertal. Noch vor der Gründung der Stiftung übergab er zwischen 1990 und 1993 vierzehn Zeichnungen von Joseph Beuys an den Kunst- und Museumsverein. Als 1985 Jankel Adlers Gemälde Else Lasker- Schüler bei der Ausstellung in Düsseldorf wieder auftauchte, war es Eberhard Robke, der mit Sabine Fehlemann – Museumsdirektorin 1985-2006 - nach Paris reiste, um das Bild zurückzukaufen. Das Bild war im Zusammenhang mit der Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Barmer Museum entfernt worden und verschollen. Der Barmer Kunstverein hatte es 1924 erworben. Ein war ein seltener Glücksfall, daß das Bild für Wuppertal zurückgewonnen werden konnte.
 

v.l.: Dr. Gerhard Finckh, Tony Cragg, Eberhard Robke - Foto © Frank Becker

Robke bekam mit, wie der Ankaufsetat für das Museum über die Jahre bis auf Null reduziert wurde, was unter Günter Aust (Museumsdirektor von 1962-1985) noch durch Mittel der Freiherr von der Heydt- Stiftung kompensiert werden konnte. Als 2005 Sabine Fehlemann das Werk Havapaintamilkaday (1983, 200x290 cm) von Karl H. Hödicke (1938-2024) kaufen wollte, und dafür kein Geld vorhanden war, hat Eberhard Robke kurzerhand entschieden, das Werk selbst zu kaufen - und gründete die Renate und Eberhard Robke-Stiftung.
 

v.l.: Eberhard Robke, Dr. Sabine Fehlemann, OB Peter Jung - Foto © Frank Becker

Dem Vorstand der Stiftung gehören neben ihm selbst als geborene Mitglieder seine Tochter Bettina Robke-Bergmann, die jeweilige Direktorin bzw. der Direktor des von der Heydt-Museums und ein Vertreter oder eine Vertreterin des Kunst- und Museumsvereins an. Letzterer gehört - nach Hinzustiftung einer namhaften Summe seit 2012- ebenfalls zum Stifterkreis. Als externe Beraterin wirkt seit 2010 die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums in Stuttgart, in der Stiftung mit. Zuvor leitete sie 2002 bis 2009 die Kunsthalle in Düsseldorf.
 
Museumsdirektor Roland Mönig freut sich Jahr für Jahr auf die Vorstandssitzung im Dezember, weil dabei immer wieder festgelegt wird, was neu erworben und im Museum gezeigt werden kann.
 

v.l.: Dr. Roland Mönig, Eberhard Robke - Foto © Frank Becker

Der ehemalige Politiker Eberhard Robke wurde hellhörig, als in den Neunzigern im Rat der Stadt tatsächlich Überlegungen angestellt wurden, das Museum könne ja Werke verkaufen, um so den notwendigen Finanzbedarf für Betriebskosten oder auch für Ankäufe zu beschaffen. Doch im Museum wird Kunst öffentlich ausgestellt. Das Museum ist kein Handelsplatz. Aus solchem Mißtrauen heraus hat Eberhard Robke festgelegt, daß Ankäufe dem Kunst- und Museumsverein übergeben oder als Dauerleihgaben dem Museum zur Verfügung gestellt werden. Diese Konstruktion hat sich bewährt und hilft, Konflikte zu vermeiden.
 
In den Ausstellungen der letzten Jahre mit Werken vor allem aus dem eigenen Fundus wurde deutlich, wie viele Werke das Museum dem Mäzenatentum Robkes verdankt. 2021 gelang es mit seiner Hilfe die Lesende Else Lasker-Schüler (1912) von Karl Schmidt-Rottluff für die Wuppertaler Sammlung zu erwerben. 2024 folgte zuletzt Anselm fugt hic (2015-2023, Emulsion, Öl, Acryl, Schellack, Blattgold, Sediment von Elektrolyse, 280 x 380 cm) von Anselm Kiefer.
 

v.l.: Gunther Wölfges, Eberhard Robke, Dr. Roland Mönig - Foto © Johannes Vesper

Anläßlich des 20-jährigen Bestehens der Renate und Eberhard Robke Stiftung hat der Kunst- und Museumsverein ihm Mai 2025 ein Buch über Eberhard Robke, seine Stiftung, Erwerbungen und Dauerleihgaben veröffentlicht und vorgestellt. Herzstück des Bandes ist ein Gespräch zwischen Robke und Museumsdirektor Roland Mönig über Motivation, Geschichte und teilweise spannende Geschichten hinter den Ankäufen. Außerdem sind alle Werke, die mit Hilfe der Stiftung angekauft wurden, abgebildet und kommentiert - ein Spiegel der Geschichte der Kunst der letzten 60 Jahre. Das älteste Werk ist eine Fotomontage von Peter Röhr (Papier in Kunststoff, 169 x 164cm) aus dem Jahre 1965. Die schwarzen Rechtecke auf den Seiten gegenüber den Abbildungen entsprechen wie die pinken auf dem Umschlag im Größenverhältnis den Formaten der angekauften Werke.
 
20 Jahre Renate &Eberhard Robke - Stiftung 2005-2025, herausgegeben von Roland Mönig im Auftrag des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal, Redaktion Beate Eickhoff und Anna Storm, Autorinnen und Autoren der Werkbeschreibungen: Beate Eickhoff, Philipp Gayer, Carmen Klement, Roland Mönig und Anna Storm, broschiert, 144 Seiten zahlreiche, teils ganzseitige Farbabbildungen, ISBN 978-3-89202-117-9, 25,- €