Im Auftrag der USA?

Israel im Krieg mit dem Iran

von Lothar Leuschen​

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Im Auftrag der USA?
 
Israel im Krieg mit dem Iran
 
Von Lothar Leuschen
 
Daß Israel den Iran eines Tages militärisch angreifen würde, war eine Frage der Zeit. Daß der Angriff jetzt erfolgte, dürfte einem Zeitplan folgen, durch den die militärische Intervention für Israel selbst möglichst überschaubare Folgen hat. Die Attacke wirkt, als stünde dahinter ein Dreiklang, in dem zunächst die Terrororganisation Hamas ohne Rücksicht auf Verluste lahmgelegt wird, gefolgt von der Hisbollah, die ihr Pulver weitgehend wirkungslos verschossen hat, und beendet mit dem Angriff nicht nur auf die iranischen Atomanlagen. Gleichzeitig nahm Israel offenbar auch Funktionäre und Physiker ins Visier, von denen vermutet wird, daß sie an einer iranischen Atombombe arbeiten. Beginnend nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 hat Israel anscheinend die Flucht nach vorn angetreten. Im Nahen Osten tobt nun womöglich der finale Krieg. Er soll im Ergebnis die Frage beantworten, ob Israel auf Dauer sicher und bestenfalls im Frieden mit den Nachbarn weiter existieren kann. Hamas, Hisbollah und Iran sind die Kräfte, die in der Vergangenheit eindeutig angetreten sind, die einzige Demokratie in der Region von der Landkarte zu tilgen.
 
Wie immer haben militärische Aktionen aber auch nationale und internationale Auswirkungen. Im Falle dieses Angriffs liegt nahe, daß der umstrittene Regierungschef Benjamin Netanjahu von seiner innenpolitischen Schwäche ablenken will. In Zeiten eines Krieges ist die Opposition im Land zahmer.
 
International paßt der Angriff in der Nacht zu Freitag zu den Drohungen von US-Präsident Donald Trump, gegen Iran und dessen mutmaßlicher Arbeit an einer Atombombe. Denn die gefährdete nicht nur die ohnehin schon äußerst instabile Region Nahost, sondern auch die Vereinigten Staaten. Daß die USA vor einem Angriff auf Teheran zurückschrecken, hat vermutlich nicht nur mit den internationalen Beziehungen des Iran zu tun, sondern auch damit, daß der jetzt noch über Waffen verfügt, mit denen er US-amerikanische Ziele in der Region erreichen kann. Es spricht also manches dafür, daß Israel auch im Auftrag der USA gehandelt haben könnte.
 
 
Der Kommentar erschien am 14. Juni in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.