Von Ötzi bis Brad Pitt - Tattoo. Antike, die unter die Haut geht

Sonderausstellung und Vortrag im Museum Kestner Hannover

Red.

© KI

Von Ötzi bis Brad Pitt. 
Einblicke in die Welt der Tattoo-Archäologie
09. Juli 2025, 18:00 Uhr
 
Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung „Tattoo. Antike, die unter die Haut geht“.
 
Tätowierungen sind aus dem Bild unserer Gesellschaft kaum noch wegzudenken. Egal, ob beim sommerlichen Spaziergang durch die Innenstadt, im Schwimmbad, beim Fußballspiel im Fernsehen oder bei einer ganzen Reihe von Promis – nahezu überall treten uns tätowierte Körper entgegen. Nur den wenigsten tätowierten Men­schen dürfte aber bewußt sein, daß die Praktik des Tätowierens auf eine lange Ge­schichte zurückblickt.
Nach aktuellen Erkenntnissen haben Menschen in der Vergangenheit auf nahezu al­len Kontinenten ihre Körper tätowiert. Durch intensive Forschungen, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, sind heute weltweit mehr als 60 Orte bzw. Regionen mit Hunderten von erhaltenen Tätowierungen auf mumifizierten menschlichen Körper und Körperteilen dokumentiert. Indirekte Hinweise auf die mögliche Existenz von Tä­towierungen in Form von Werkzeugen, Farbpigmenten und Figurinen stammen aus dem jüngeren Abschnitt der Altsteinzeit vor ca. 40.000 Jahren, aber auch schon aus wesentlich früheren Zeiträumen. Der erste eindeutige Beleg ist hingegen im kupfer­zeitlichen Europa nachgewiesen: „Ötzi“, der Mann aus dem Eis, ist mit einem Alter von rund 5300 Jahren die nach aktuellem Kenntnisstand älteste tätowierte Mumie weltweit.
Ötzis Tätowierungen stellen in der archäologischen Forschung aber keinen Einzelfall dar, denn auch aus anderen Regionen, Zeiträumen und Kulturen sind Tätowierungen belegt. Von umfangreichen Nachweisen aus dem Alten Ägypten über die ausgefeilten mythischen Kreaturen und Tiere bei den skythenzeitlichen Reiternomaden des Altai­gebirges bis hin zu Gesichtstätowierungen im arktischen Kulturkreis findet sich eine Vielzahl von Belegen für diese Praktik, die im wahrsten Sinne des Wortes auch heute noch unter die Haut geht.
Der Vortrag gibt einen Überblick über das spannende Forschungsfeld der Tattoo-Archäologie und schlägt eine Brücke von der Vergangenheit bis in die heutige Zeit. Dabei wird auch – in Bezugnahme auf den Titel des Vortrags – der Frage nachgegan­gen, welche Verbindung zwischen Ötzi und Brad Pitt besteht.
Referent: Lukas Kerk M.A., Universität Münster
 
Lukas Kerk, Doktorand in der Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie des Historischen Seminars an der Universität Münster. Im Rahmen seiner Promotion unter dem Arbeitstitel „Archäologisch evidente permanente Körpermodifikationen“ beschäftigt er sich mit den verschiedenen Ausprägungsformen der dauerhaften Veränderung des menschlichen Körpers.
Im November 2024 erschien unter seiner Herausgeberschaft das Sonderheft „Körperkult—Tattoos und Körpermodifikationen“ der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“.
 


Frau mit tätowiertem Kinn, Griechenland, 480-450 v. Chr., München, Staatl Antikensammlungen und Glyptothek – Foto © Renate Kühling

 
Tattoo. Antike, die unter die Haut geht
 
Noch bis 17. August lädt die Sonderausstellung ein, sich mit Motiven der Tätowierkunst 
aus vergangenen antiken Gesellschaften auseinanderzusetzen.
 
Körper, die Tätowierungen tragen, gehören zum Alltag unserer Gegen­wart. Sowohl die Entscheidung für ein Tattoo als auch die ausgewählten Motive werden als Aus­druck hochgradiger Individualisierung empfun­den. In der griechisch-römischen An­tike hingegen dienten solche Mar­kierungen am Körper vor allem der Kennzeichnung von sozialen oder kulturellen Unterschieden. In beiden Fällen sind Tätowierungen auf ihre Weise bedeutsam und Ausdruck von Wertung.
 
Doch was passiert, wenn Motive aus längst vergangenen, antiken Gesell­schaften auf einmal in den Hautbildern des 21. Jahrhunderts auftreten? Dieser Frage widmet sich die Ausstellung. Sie nimmt zeitgenössische Tä­towierungen von Bildmotiven aus dem antiken Mittelmeerraum in den Blick und widmet sich den antiken Tätowierpraktiken in Ägypten, Grie­chenland und Rom. Schließlich werden beide Blickwinkel zusammenge­führt, indem Motive neuzeitlicher Tätowierungen ihren Vorbildern in Form antiker Statuen und Büsten sowie anderer archäologischer Zeug­nisse gegenübergestellt werden. Dieser Teil der Ausstellung beruht auf der Mitwirkung von Menschen, die über ihre Tattoos sprechen und sich für die Ausstellung haben fotografieren lassen.
 
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Antikenmuseum der Universität Leipzig.
Bis 17.08.2025 dienstags, donnerstags, freitags, samstags, sonntags 11:00 bis 18:00 Uhr
mittwochs 11:00 bis 20:00 Uhr
 
Museum August Kestner
Platz der Menschenrechte 3
30159 Hannover