He, da ist ja Ralf Schumacher
Ich bin mir sicher, daß wir gemeinsam Ralf Schumachers Auto-Werbung „Wollen sie wissen was ihr Auto wert ist“ inhaltlich und künstlerisch auf ein anderes Level bringen können. Allein die Mitspieler von Ralf Schumacher hätten man anders besetzen können. Warum holt man sich für solche Dialoge wie „He, da ist ja Ralf Schumacher“, wenn es also darum geht, das man in Sekunden die Herzen der Zuschauer erreichen muß, nicht Könner wie Robert De Niro oder Sympathieträger wie George Clooney vor die Kamera? „He, da ist ja Ralf Schumacher.“ ist nicht nur ein Satz, das ist auch eine Botschaft. He, da ist ja Ralf Schumacher, der ehemalige Rennfahrer, der sich mit Autos auskennt und genauso häßliche Pullover tragen muß wie ich. Ich kenne keinen deutschen Charakterschauspieler, der diesen Satz „He, da ist ja Ralf Schumacher“ so rüber bringen könnte, als wäre er tatsächlich erstaunt Ralf Schumacher zu treffen, mit dem er gerade noch in der Drehpause einen Kaffee getrunken hat. Vielleicht hätte es Christian Berkel gekonnt, bevor er angefangen hat Romane zu schreiben. Nun steht ihm das Nachdenkliche im Weg. Man nimmt ihm die leichte Kost nicht mehr ab. Robert de Niro könnte natürlich in diesen Satz das nötige Gefühl legen, daß man ihm in diesen Augenblick das Erkennen und Outen abnimmt. „He, da ist ja Ralf Schumacher.“ Robert de Niro kann ein Brötchen kaufen und man will wissen warum.
Ich kann mir gut vorstellen, wie der Regisseur des Schumacher-Clips dauernd die Augen verdreht und zu den Nebendarstellern sagt: „…Sei erstaunter. Lege ein Stück Irritation in den Satz. Mein Gott, Du gehst raus um die Mülltonne auf den Bürgersteig zu stellen und da begegnet dir Ralf Schumacher. Das grenzt an eine Marienerscheinung. He, da ist ja Ralf Schumacher. Sei also von den Socken. Stell dir vor, Deine Frau betrügt dich gerade mit deinem besten Freund und dann steht da dieser Pfundskerl und bietet dir einen Ausweg an. Verkauf also das Auto deiner Frau, nachdem du vorher damit den Wagen deines besten Freundes zu Schrott gefahren hast. So muß deine innere Einstellung beim Sagen dieses magischen Satzes sein: He, da ist ja Ralf Schumacher.“
Die Original-Werbung scheint komplett mit Ostwestfalen gedreht worden zu sein. Okay, das senkt die Produktionskosten, aber dann darf man sich nicht wundern, wenn alle Szenen wirken, als wollte der Polizeikasper einem vorm Falschparken abhalten. Der Ostwestfale will nicht wissen wie viel sein Auto wert ist. Er will wissen wie viel das Auto seines Nachbarn wert ist. Ansonsten will er in Ruhe gelassen werden und hat Angst nach dem Gespräch Ralf Schumacher seinen Schwiegereltern vorstellen zu müssen. „He, da ist ja Ralf Schumacher.“
Auch die Garderobe der Akteure scheint auf die Schnelle zusammengestellt worden zu sein und von den Mitarbeitern am Set zu stammen. Dieses Grün, dieses Orange, muß man erstmal tragen können. Sicher, die Pullover sollen nicht vom Dialog ablenken, aber sie sollten wenigstens passen. Es ist nicht klug, wenn man allen Mitwirkenden Pullover anzieht die eine Nummer zu klein sind. Zu kleine Pullover machen nicht sympathisch, obwohl Männer in der Regel immer Pullover tragen, die zu klein sind um vorzutäuschen man hätte Muskeln und alles spannt sich. Ralf Schumacher trifft keine Schuld für das Scheitern dieser Werbebotschaft. Er macht alles richtig. Was sollte er auch falsch machen? Er ist Ralf Schumacher und alles kommt authentisch rüber. „Wollen sie wissen wie viel ihr Auto wert ist?“ sagt sich nicht so leicht. Texthänger sind vorprogrammiert, da ist es gut, wenn man einen orangenen Pullover anhat und vor sich einen Mitspieler sieht, dem der grüne Pullover noch schlechter steht als der orangene einen selbst verunstaltet. Ich bin mir sicher, daß wir gemeinsam die Ralf Schumachers Werbung „Wollen sie wissen was ihr Auto wert ist“ inhaltlich und künstlerisch auf ein anderes Level bringen können. Laßt es uns versuchen. Es gibt so viele Autos, die ohne daß man deren Wert kennt, uns entgegenkommen. Wir sind es Ralf Schumacher schuldig, daß wir seine Botschaften glaubwürdig verbreiten. „Wollen sie wissen, was ihr Auto wert ist?“ „Ja, Ralf Schumacher.“ Sind wir nicht alle Ralf Schumacher?
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