Walter Gropius - Amerikareise 1928

Die erfolgreiche Berliner Ausstellung jetzt in Wuppertal

von Frank Becker

Foto: Universität Wuppertal
Walter Gropius fotografiert Amerika
 
Eine Ausstellung des Fachbereichs Design der Universität Wuppertal in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv

 Als der Architekt Walter Gropius 1928 nach neun Jahren den Posten des Bauhaus-Direktors in Dessau verließ, war das große Abenteuer schon geplant: auf den Spuren der neuen amerikanischen Architektur, vor allem des industriellen Bauen von Hochbauten, durch die Vereinigten Staaten zu reisen. Elf Tage dauerte die luxuriöse Schiffsüberfahrt mit der „Columbus“ der Norddeutschen Lloyd, sieben Wochen die Reise von Ost nach West quer durch die USA mit Stationen in New York, Washington D.C., Detroit, Chicago, Kansas City, Los Angeles – und, das ist der Liebe Walter Gropius´ zu den Romanen Karl Mays geschuldet, an den Grand Canyon in Arizona.

Ausgerüstet mit einer Rollfilmkamera, die leichter zu bedienen und zu transportieren war als die bis dahin noch üblichen Plattenkameras, machten sich Gropius, seine Frau Isa und die Freundin Renée Sommerfeld auf die Reise. John August Roeblings Brooklyn Bridge, Frank Lloyd Wrights hochmoderne kubistische Luxusvillen, Richard Neutras Jardinette-Apartements in Los Angeles, Industrietempel wie die von Albert Kahn gebauten Ford-Werke in Dearborn/Detroit, die gigantischen Silos von Chicago oder die Ölbohrtürme von Long Beach/Kalifornien stehen u.a. auf dem Reiseplan. Bei der Rückkehr nach Deutschland haben die Eheleute Gropius 400 eigene und 83 dazugekaufte Fotografien im Gepäck, Bilddokumente des Blicks auf eine aufsteigende große Nation und ihre

Foto: Universität Wuppertal
Architektur, zugleich eine Antwort auf die Frage: „Wie erfährt man ein fremdes Land?“. Gropius wird zitiert: „Eindrucksvoll ist Neuyork, gewaltig, aber nicht schön. Es ist das lebendige Beispiel, daß hier die Entwicklung der Großstadt ihren Gipfel erreicht hat.“

1983 hatte Ise Gropius die fotografischen Schätze - denn um solche handelt es sich, erfährt man den Versicherungswert der Bilder – dem Bauhaus-Archiv in Berlin übergeben, wo sie seither gehütet werden. Interessant ist, daß bei den meisten Fotos nicht mehr festgestellt werden kann, ob nun Walter oder Ise Gropius der Fotograf/die Fotografin war. Beide scheinen gleichberechtigt den Finger am Auslöser gehabt zu haben. Einen Teil der ehrlichwerweise als Amateurfotografie eingestuften Bilder konnten Dr. Anja Schädlich und Prof. Dr. Gerda Breuer für die von ihnen kuratierte Ausstellung „Walter Gropius – Amerikareise 1928“ die jetzt nach Berlin vom 10.2. – 31.5.2009 in Wuppertal gezeigt wird, als Leihgaben des Archivs bekommen. Ab heute sind in der Galerie im Kolkmannhaus 70 Originalfotos der Amerikareise zu sehen, dazu in Vitrinen Blätter aus zwei der von Gropius angelegten Fotoalben.
Gerda Breuer, Dekanin des Fachgebiets Kunst- und Designgeschichte der Wuppertaler Universität und Autorin einer Reihe hervorragender Fachpublikationen zum Design des 20. Jahrhunderts, hat mit ihrer bewährten Mannschaft eine Gropius gerecht werdende Ausstellung klarer Linien erarbeitet, die heute um 18.00 Uhr eröffnet wird.

Zur Ausstellung haben Gerda Breuer und Annemarie Jaeggi einen Katalog herausgegeben, der im Verlag des Bauhaus-Archivs und der Universität Wuppertal erschienen ist: „Walter Gropius Amerika Reise 1928“, 280 Seiten, 19,5 x 27 cm, Klappenbroschur, zweisprachig deutsch/englisch, mit mehr als 200 s/w-Abbildungen. Die Herstellung des Katalogs wurde durch die beachtliche Spende von 20.000,- € der Firma Hochtief möglich. Kulturförderung in wackeligen Zeiten - Chapeau!
 

Prof. Dr. Gerda Breuer - Foto © Frank Becker
Galerie im Kolkmannhaus - Hofaue 51-55 - 42103 Wuppertal
Geöffnet: Samstags und Sonntags 11.00 – 16.00 Uhr
und nach Vereinbarung: Tel. 0202-4395703 
 Weitere Informationen unter:
www.fbf.uni-wuppertal.de

2010 geht die Ausstellung nach New York, wo sie in der Columbia University gezeigt werden wird.