Fantasy, die Spaß macht

Thomas Plischke - "Die Zwerge von Amboss"

von Jürgen Kasten
Die zerrissenen Reiche 1

Spätestens seit J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ und allerspätestens seit Joanne K. Rowlings „Harry Potter“, befindet sich Fantasy-Literatur nicht mehr in einer Nische, sondern im Fokus Abertausender Leser. Der Markt ist schier unübersichtlich. Unzählige Trittbrettfahrer sprangen auf den Zug auf, haben es aber schwer, sich zu halten. Unter ihnen eine Flut deutscher Autoren.
Einer von ihnen ist Thomas Plischke aus Hamburg. Gerade mal 33 Jahre alt, ist er fest im Mediengeschäft verankert und hat bereits einige Romane veröffentlicht, die der Fantasy-Gemeinde durchweg gefallen.

Mit „Die Zwerge von Amboss“ begann er eine Reihe, die auf sieben Bände anwachsen soll. Hier liegt „Die zerrissenen Reiche 1“ vor. Zusammen mit Ole Johan Christiansen hat er das Sujet entworfen, eine Welt, in der die Zwergenbünde sich vereinigten, einen stabilen Staat aufbauten, der von der Hauptstadt Amboss aus mit preußischer Zucht und Ordnung regiert wird. Ganz anders die zerrissenen Reiche, in denen die Menschen leben, zerstritten, verfeindet und einem göttlichen Glauben anhängend. Die Zwerge sind pragmatischer. Sie verlassen sich nur auf sich selbst, sind innovativ und hoch technisiert.

Aber auch dort herrschen Mißgunst, Korruption, Machtmißbrauch und ein gefährliches soziales Gefälle. Trotzdem suchen immer mehr fliehende Menschen Asyl im Zwergenbund. Doch sind sie dort nur Diener der herrschenden Zwergenelite. Dazu kommen die „Halblinge“. Sie bilden das Rückgrat der strengen Verwaltung und der gefürchteten Bundespolizei. Diese Mischung macht das Besondere des Romans aus, neben der Idee, historische Begebenheiten auf den Zwergenstaat zu übertragen.

Beschrieben wird eine aufstrebende Industriegesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts. Es gibt „Heilanstalten“, in denen Menschenversuche durchgeführt werden; eine straff organisierte Polizei neben einem Geheimdienst; ärmlichste Slumviertel, in denen rebellierende Arbeiterbünde agieren; Piratenorganisationen, die Handelsschiffe überfallen und es gibt den Sucher Garep Schmied, der als leitender Kriminalbeamter an der Droge hängt. Sein Kopf ist aber noch so klar, um zu erkennen, daß der Mord an einem reichen Zwerg nicht das Werk eines aufständischen Menschen war, sondern etwas anderes dahinter steckt. Besteht vielleicht ein Zusammenhang zwischen den überall aufkeimenden Fremdenhaß, der sich gegen die Menschen manifestiert? Offensichtlich ermittelt Garep Schmied zu intensiv. Man entzieht ihm den Fall. Eine wichtige Zeugin verschwindet spurlos. Garep Schmied macht sich auf eigene Rechnung auf die Suche und wird selber zum Gejagten.

Doch er findet Hilfe. Ein menschlicher Bestienjäger steht ihm zur Seite, eine Predigerin, schließlich sein Sohn, den er aus den Augen verlor, seit er ihn als Kleinkind zur Adoption freigab.
Gleichermaßen ein spannender Kriminal- wie auch Fantasyroman.
Liebe Leser, sollten Sie sich fragen, was denn um alles in der Welt diese Fantasywelle so erfolgreich macht; hier können Sie es sich erlesen. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht und ich bin gespannt auf die folgenden Bände. Band 2 folgt in Kürze.

Beispielbild

Thomas Plischke
Die Zwerge von Amboss
Die zerrissenen Reiche 1

© 2008 Piper Verlag

Broschiert, 480 Seiten
€ 8,95 (D), € 9,20 (A)
ISBN: 978-3-492-26663-5

 

Weitere Informationen unter:

www.piper.de