Gelegentlich begegnen einem im Museum Familien mit kleinen Kindern, die meist auf der Suche nach Abenteuern durch die Säle lärmen. Auf andere Besucher wirkt das störend, vor allem in Gemäldeausstellungen. Wie man eine Bilderschau selbst für kleine Kinder anders gestalten kann, zeigt uns Christina Thomson in ihrem Bilderbuch. Zusammen mit den wunderschönen Illustrationen von Anneke Gerloffund spielerischen Textarrangementsläßt sie ausgewählte Klee-Werke zu Erlebnissuchbildern werden, die mit dem Betrachter, dem kleinen Jim, kommunizieren.
Jim spielt am liebsten mit seinem roten Ball Fußball. Diesen Einstieg benutzt Christina Thomson als Metapher und als Bindeglied zwischen den kleinen Geschichten, den Abenteuern, die Jim im Museum erlebt.
Auf allen hier gezeigten Klee-Gemälden existiert ein „roter Punkt“. Mal ist eineSonne dargestellt, mal ein Fesselballon, ein roter Kußmund, Rosenblüten oder anderes.
Das Buch wird für Kinder von 3 bis 7 Jahren empfohlen. Für sie gilt es, diesen „roten Punkt“ in den Bildern zu entdecken und mit ihm auf eine kleine Phantasiereise zu gehen, die vorgelesen, oder – das ist die Intention des Buches - selber ausgedacht wird. Beim nächsten Musemsbesuch zum Beispiel, wenn es mal wieder regnet und man mit den Kindern etwas unternehmen möchte. Es muß ja nicht Klee sein. Es gibt viele Künstler, die sich anbieten.
Ein sehr schönes und sorgfältig gestaltetes Buch. Eine wundervolle Idee und Anregung für alle kunstbeflissenen Eltern.
Das Buch wurde ermöglicht durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie unter Verwendung folgender Werke von Paul Klee:
Ad marginem, 1930; Roter Ballon, 1922; Abfahrt der Schiffe, 1927; Ad Parnassum, 1932; versiegelte Dame, 1930; Rosengarten, 1920; der Goldfisch, 1925; Katze und Vogel, 1928.
Eva Wesemann - Pauls Reise durchs Universum
Ein kleiner Kinderroman zum gleichen Thema, diesmal für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Auch hier heißt der Held Paul, ist aber schon etwas älter als der kleine Paul aus dem ersten Buch. Unser Paul hat Geburtstag. Eine Geige wünschte er sich, damit er genauso schön musizieren kann wie seine Eltern. Stattdessen bekam er Stifte und Farbe. Nun sitzt er auf seinem Bett, kann nicht einschlafen und lauscht in die Dunkelheit hinein, bis – ja bis ihn von seinem Geschenketisch her „Farbe“ und „Linie“ ansprechen.
Sie nehmen ihn mit auf eine Reise durch das Universum, auf der Suche nach dem Schöpfer.
Von Planet zu Planet träumen sie sich, begegnen abenteuerlichen Figuren, sehen wundersame Landschaften, erleben schöne Augenblicke; aber auch erschreckende Situationen.
Endlich steht Paul auch vor dem Schöpfer, der dieses Universum geschaffen hat. Paul erkennt, daß eigentlich er selber der Schöpfer ist, der sich mit „Farbe“ und „Linie“ eine Welt erschaffen kann, so wie er sie mit seinen Augen sieht oder sie sich erträumt.
Arne Breitmann hat zu dieser Geschichte die Illustrationen und die Gestaltung gefertigt. Dazu benutzte er 32 Klee-Gemälde, die im Anhang komplett dargestellt werden. Teilbereiche dieser Bilder (Linien und Farben) begleiten Paul Seite um Seite, verbinden die Kapitel und fügen sich so neben der geschriebenen Geschichte zu einer gezeichneten Bildergeschichte, die gleichzeitig Interpretation wie Phantasiereise ermöglicht.
Eine kindgerechte Kurzbiographie Paul Klees rundet diesen kleinen Roman ab. Ein schönes Buch, das allerdings dem lesenden Kind einiges abverlangt. Hilfreiche Zusatzerklärungen begleitender Erwachsener könnten das Lesevergnügen erhöhen.
Weitergehende Erklärungen und Geschichten sind inzwischen als Hörspiel zum Buch veröffentlicht, gesprochen von Wolke Hegenbarth und Ingo Naujoks („Pauls Universum – Eine Reise zu den Bildern Paul Klees“, ISBN: 978-3-89479-525-2)