Thalia in Not!

Die Theater ringen mit mancherlei Problemen

Bühnen-Nachrichten von Andreas Rehnolt

Jean-Marc Nattier "Thalia" (1739)
NRW-Kultursekretariat diskutiert über
"Stadt und Theater in Not"
 
Am 20. April wollen Politik, Theater-Funktionäre und Theater-Macher in Oberhausen nach Wegen aus der Krise suchen
 
 
Wuppertal/Oberhausen - "Stadt und Theater in Not" lautet der Titel einer Diskussionsrunde, zu der das NRW-Kultursekretariat am Mittwoch für den 20. April ins Theater Oberhausen eingeladen hat. Hintergrund ist die prekäre finanzielle Situation von immer mehr Stadttheatern im bevölkerungsreichsten Bundesland. Auf dem Podium werden auch Intendanten und Dezernenten diverser Bühnen und Kommunen sitzen, sowie Vertreter aus Kulturpolitik und Medien, so ein Sprecher des Kultursekretariats. Im Anschluß an eine zweistündige Diskussion auf der Bühne soll es zudem eine öffentliche Podiumsdiskussion geben.
 Die kommunalen Finanzen in NRW liegen danieder - mit einschneidenden Folgen für die Kultur im Lande, die zu über 80 Prozent von den Städten und Gemeinden finanziert wird, hieß es in der Ankündigung. Vor dem Hintergrund von Haushaltssicherungskonzepten in zahllosen Kommunen, von Nothaushalten in immer mehr Städten wie etwa Oberhausen verschärft sich in immer kürzeren Abständen das Problem der Kulturfinanzierung. Denn die sogenannten freiwilligen Ausgaben würden durch Kämmerer und Bezirksregierungen schmerzhaften Restriktionen ausgesetzt, der Fortbestand von wichtigen Kultureinrichtungen und insbesondere Theatern stehe auf dem Spiel, so das Kultursekretariat weiter.
 
In den letzten Wochen und Monaten werden vor allem in Oberhausen, Hagen, Krefeld und Mönchengladbach sowie in Essen Fragen nach der Aufrechterhaltung der dortigen Theater gestellt, die am 20. April ins Rampenlicht gerückt werden sollen. Dabei wollen die Akteure unter anderem der Frage nachgehen, wie in Zeiten der sich verschärfenden Haushaltskrise die wichtige Arbeit der Stadttheater fortgesetzt werden kann und wie traditionelle Stadttheater Kürzungen mit eigenen Vorschlägen und Strukturanpassungen angemessen, wirkungsvoll und vor allem nachhaltig begegnen können.
 Ausdrücklich betonte das Kultursekretariat, daß die öffentliche Veranstaltung mehr sein müsse und werde, als ein Hilferuf. Vielmehr gehe es auch um die Frage, was die Theater tun könnten, um in der objektiven Zwangslage beweglich und "zukunftsfähig" zu werden. "Wenn wir wollen, daß es so bleibt, muß es sich ändern", hieß es in der Einladung zur Veranstaltung, zu der bereits NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff sowie Experten des Deutschen Bühnenvereins und namhafte Vertreter der Theaterszene ihr Kommen zugesagt haben.
 
 
Bühnenverein gegen neue Frequenzverteilungen im Mobilfunk
 
Köln - Der Deutsche Bühnenverein hat sich am Mittwoch gegen neue Frequenzverteilungen im Mobilfunk ausgesprochen. Die würden der Kulturbranche Millionenkosten verursachen, so Bühnenvereins-Direktor Rolf Bolwin in Köln aus Anlaß der für Mittwoch geplanten Verabschiedung der neuen Frequenzbereichs-Zuweisungsplanverordnung der Bundesregierung. Bolwin mahnte die Bundesländer, bei der Entscheidung über zukünftige Frequenzansprüche der Mobilfunk-Industrie die Kultur nicht zu gefährden. "Bevor die Länder der Verordnung zustimmen, müssen sie sicher sein, daß sie zusammen mit den Kommunen das Geld für neue Geräte und erforderliche Umbauten an Theatern und anderen Veranstaltungsräumen haben", so der Chef des Bühnenvereins weiter.
 
Den Theatern könne man die Kosten nicht einfach aufdrücken, die hätten das Geld schlichtweg nicht, so Bolwin. Nach Schätzungen von Experten wird die neue Frequenzzuordnung die Kulturbranche mehrere hundert Millionen Euro kosten. Ein kleineres Dreispartenhaus wird nach Beispielsrechnungen rund 300.000 Euro aufbringen müssen. Außerdem sei der ungestörte Betrieb von Theatervorstellungen und anderen Veranstaltungen durch eine geplante Mehrfachnutzung der Frequenzen bereits ab dem Jahr 2011 gefährdet. Schon ein einziges eingeschaltetes Mobiltelefon im Umkreis des Theaters könne einen ganzen Theaterabend massiv stören, warnte Bolwin. 
 
Die Mobilfunk-Industrie benötigt für das Betreiben ihrer Netze immer mehr Frequenzen und beansprucht nun auch solche Frequenzen, die bisher für Microportanlagen (drahtlose Mikrofone) an Theatern und anderen Veranstaltungsräumen genutzt werden. Über eine neue Frequenzverteilung wird schon seit einigen Jahren auf EU-Ebene verhandelt. Kulturverbände und Gerätehersteller haben immer wieder auf die Schwierigkeiten bei der geplanten Neuzuordnung hingewiesen. Nicht nur Theater seien betroffen sondern auch Universitäten, Messebetriebe und Großveranstaltungen im Kultur- und Sportbereich, so der Deutsche Bühnenverein.

Redaktion: Frank Becker