Der Schnorrer

(für Poldi Waraschitz)

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Der Schnorrer

Gibt es etwas Demütigenderes, als in die fordernden Hände eines Schnorrers zu fallen? Der Schnorrer, der glaubt, man bemerke sein Schnorren nicht, ist nicht nur peinlich, sondern auch bemitleidenswert. Natürlich schnorrt der Schnorrer am liebsten nur bei Freunden. Wer einen Schnorrer als Freund hat, hat sein Leben lang für ihn da zu sein. Der Schnorrer selbst ist sparsam mit seinem Geld und übertrieben großzügig mit dem Geld anderer. Natürlich muß er doch beweisen, daß man großzügig ist. Auf diesem Prinzip basiert sein ganzes Schnorren.
Der Schnorrer hat die Macht über das Geld anderer. Der Schnorrer ist stets bemüht, seiner Umwelt zu zeigen, daß Geld nicht den Wert hat, für den es sich lohnt es zu sammeln und zu horten. Der Geiz verhindert jedes Schnorrertum. Nur vertrauensselige und schwache Menschen fördern dieses ungesunde Schnorrertum. Dem Schnorrer macht das Schnorren Spaß. Es ist macht mehr als das erschnorrte Geld seinen Lebensinhalt aus. Meide den Schnorrer. Er schnorrt nicht nur dein Geld, er raubt dir auch deinen Seelenfrieden und er verachtet dich für deine Schwäche.


© 2009 Erwin Grosche