Konrad Beikircher
Literaturstunde "Über das Volksvermögen"
Vor einem Jahr starb Peter Rühmkorf
Ziehen wir heute, liebe Freunde der Musenblätter, nochmal den Hut vor einem, der sich um uns verdient gemacht hat: vor Peter Rühmkorf. Er ist vor einem Jahr gestorben und das hat uns nicht wirklich überraschend getroffen. Mit ihm ging es uns so, wie es uns immer mit denen geht, die jung berühmt geworden unser Leben begleiten: sie sind zu einem derartig unverrückbaren Faktor in unserem Leben geworden, daß wir - ohne darüber nachzudenken - sie schon in die Ewigkeit geschoben haben, bevor sie drin sind. Diesen Ruhm, in den wir ihn einbetoniert haben, hat er sich spätestens mit dem Buch „Über das Volksvermögen“ erschrieben, eine DER Bibeln für uns Alt-68er. Die Sammlung von Kinderreimen und aus dem Volksmund gekotzten Versen, Verrissen, Denkmalschändungen, Abzählversen und richtigstellenden Ungeheuerlichleiten – Richtigstellungen in dem Sinne, daß sie die falschen Gefühle richtig stellen – ist heute aktueller denn je. Und Rühmkorfs Kommentare dazu sowieso. Es gibt nicht viele Bücher, die einem dabei helfen, hinter dem falschen das richtige leben zu sehen, dieses ist eines davon. Wo uns auch immer große Reden, Bilder oder Sätze begegnen – Rühmkorf reißt ihnen die Maske herunter und zeigt, wie hohl ihr Getöse ist. Die beste Medizin gegen falsches Pathos, gegen Politikerlügen, gegen Werbebetrug oder gegen Präsidenten-Mahnungen ist immer noch „Über das Volksvermögen“ von Peter Rühmkorf. Eine Seite pro Tag – und man liest sie mit so großem Vergnügen, daß man sich zusammenreißen muß, um nicht
Danke auch Ihnen, liebe Leser, die meiner kleinen Kolumne in den Musenblättern die Treue halten! Ihr Konrad Beikircher
© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2009
Redaktion: Frank Becker |