Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Grenzüberschreitender Literarischer Sommer startet am 10. Juli
 
Krefeld/Düsseldorf - Der diesjährige deutsch-niederländische Literarische Sommer startet am 10. Juli. Wie eine Sprecherin der Stadt Krefeld mitteilte, lautet das Motto dies Literaturfestivals "Bis ans Ende der Meere/achter de horizon". Das bundesweit einzige binationale Literaturfestival in Deutschland und in den Niederlanden endet am 29. August. Beteiligt sind als Ausrichter auf deutscher Seite die Städte Aachen, Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach und Neuss. Auf niederländischer Seite beteiligen sich die Städte Baarlo, Panningen, Roermond, Vaals und Venlo. Zu den insgesamt 30 Veranstaltungen sind 28 deutsche und niederländische Autoren sowie Sprecher und Musiker eingeladen. Über das Gesamtprogramm und die Gäste des Literarischen Sommer wollen die Veranstalter am 3. Juni auf einer Pressekonferenz im Literaturbüro NRW in Düsseldorf informieren.
 
 
Olav Metzel setzt Kunstprojekt in der Synagoge Stommeln fort
 
Pulheim - Der gebürtige Berliner Künstler Olaf Metzel setzt in diesem Sommer die renommierte

Turkish Delight - Foto © Frank Becker
Kunstreihe "Synagogenprojekt" in Pulheim-Stommeln fort. Dies teilte die Leiterin der Kulturabteilung Pulheim und Kuratorin der Kunstprojekte, Angelika Schallenberg, auf Anfrage mit. Welche Installation der Künstler für den ehemaligen Synagogenraum konzipiert, wurde noch nicht mitgeteilt. Metzel, von dem die Skulptur "Meistdeutigkeit" vor dem Bonner Bundeshaus steht, provoziert ebenso gerne, wie er Denkanstöße gibt, hieß es im Vorfeld der Aktion, die immer für bundesweites Interesse sorgt. Metzel war 1994 von der Stadt Kassel für seine "verstörenden Installationen" mit dem Arnold-Bode-Preis ausgezeichnet worden. Der 57 Jahre alte Künstler hatte zuletzt 2007 in Wien mit seiner Aktfigur "Turkish Deligt" für Aufregung gesorgt. Damals hatten Unbekannte das Abbild einer jungen Frau, die nur mit einem Kopftuch bekleidet ist, mehrfach angegriffen und beschädigt.
 
Seit 1991 findet in der Synagoge einmal jährlich eine Ausstellung eines international angesehenen Künstlers statt. In der Vergangenheit waren unter anderen Jannis Kounellis, Richard Serra, Georg Baselitz, Eduardo Chillida, Rebecca Horn, Rosemarie Trockel, Santiago Sierra und zuletzt Maurizio Cattelan beteiligt. Das heutige Gebäude der Synagoge in Stommeln stammt aus dem Jahr 1882. Im Mai 1937 verkaufte es die jüdische Gemeinde unter dem Druck wachsender Verfolgung an einen benachbarten Landwirt, der es als Abstellraum nutzte und sich verpflichtete, es nicht als Viehstall zu verwenden. Als 1938 SA-Männer das Gebäude anzünden wollten, verwies der Landwirt auf die Umnutzung und rettete so die Synagoge vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten. Die Dorfsynagoge der Gemeinde Stommeln ist die einzige erhaltene Synagoge im Rhein-Erft-Kreis. 
 
 
"Mara Eggert - Theater der Bilder"
 
Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn würdigt die aus Rostock stammende Theaterfotografin ab dem 17. Juli mit einer Ausstellung
 
Bonn - Mara Eggert ist Teil des Theaters und zählt zu seinen einfühlsamsten Beobachterinnen. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist sie mit großen deutschen Schauspielhäusern verbunden und arbeitete als Fotografin mit einer Reihe herausragender Regisseure wie Hans Neuenfels, Ruth Berghaus und Robert Wilson. Nun würdigt die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland die 1938 in Rostock geborene Theaterfotografin ab dem 17. Juli mit einer Ausstellung. Die Künstlerin selbst versteht sich weniger als getreue Chronistin von Schauspiel-, Oper-, Ballett- und Tanzinszenierungen, denn als "Bildermacherin", hieß es im Vorfeld der bis zum 4. Oktober laufenden Schau.
 
Die seit Jahren in Frankfurt am Main lebende Fotografin ist nach eigenen Angaben stets bemüht, aus dem flüchtigen Bühnengeschehen eigene Bilder zu destillieren, um sie von der Künstlichkeit auf der Bühne in die Wirklichkeit zu überführen. Dabei bereitet sie sich mit großer Sorgfalt auf jede Produktion vor, besucht die Proben, spricht mit Schauspielern und Regisseuren. "Am Ende stehen dann ihre "Gemälde" des Theaters, die durch das Weglassen von allem Überflüssigen das Erlebte dem Vergessen entreißen und die Fantasie des Betrachters anregen sollen", so die Ausstellungsmacher. Die Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn präsentiert mit 70 exemplarischen Aufnahmen einen Überblick des theaterfotografischen Werks der Künstlerin, die seit langem zu den bekanntesten und besten deutschen Theaterfotografinnen zählt.
 
Mara Eggert stammt aus einer Theaterfamilie. Der Vater war vor dem Krieg Regisseur, die Mutter Schauspielerin. Nach ihrer Flucht aus der DDR im Jahre 1951 ging es zunächst nach Heidelberg, wo sie ihr Abitur machte. Es folgte ebenfalls in Heidelberg eine Lehre als Fotografin. Später assistierte sie bei Herbert Tobias in Berlin. Eggert arbeitete anfangs als Porträtfotografin und gelangte über die Bereiche Musik und Film zur Theaterfotografie, die ihre große Leidenschaft wurde. Ihre ersten Aufträge hatte sie am Nationaltheater Mannheim und dem Theater der Stadt Heidelberg/Städtische Bühnen Heidelberg. Anfang der 1970er Jahre kam sie in der Ära des Intendanten Peter Palitzsch ans Schauspiel Frankfurt. Auch am Staatstheater Stuttgart und an der Frankfurter Oper dokumentierte sie über Jahrzehnte zahlreiche Inszenierungen, die wegweisend für das moderne Musiktheater waren.
 
Seitdem hat sie an allen großen Bühnen gearbeitet, auch an der Deutschen Oper Berlin und bei den Salzburger Festspielen. Mit Lehraufträgen war sie zudem an der Justus-Liebig-Universität Gießen und an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main tätig. Ihr fotografisches Werk wurde 2004 vom Deutschen Theatermuseum in München angekauft. Heute lebt Mara Eggert in Frankfurt am Main. Im gleichen Jahr wurde sie für ihr "Arbeiten mit hoher Überzeugungskraft am Bild des Menschen" mit dem Maria-Sibylla-Merian-Preis ausgezeichnet. In einem Interview sagte sie einmal, sie verstehe sich als "Auftragsfotografin." Ihre Fotos sollten werben, "und sie sollen so schön sein, daß man sie sich als Bild an die Wand hängen möchte. Das sind die Anforderungen, die ich habe."
 
Öffnungszeiten: Di/Mi: 10 bis 21 Uhr, Do-So: 10 bis 19 Uhr
Internet: www.kah-bonn.de

Redaktion: Frank Becker