65. Jahrestag des D-Day

US-Präsident Obama kommt in die Normandie

von Andreas Rehnolt

© US Presidential Office
US-Präsident Obama beim 65. Jahrestag
des D-Day in der Normandie

Am 6. Juni 1944 leiteten 135.000 alliierte Soldaten mit ihrer Invasion die Befreiung Europas vom Faschismus ein
 

Longues-Sur-Mer
- Der amerikanische Präsident Barack Obama wird zum 65. Jahrestag der Landung der alliierten Truppen an den normannischen Stränden voraussichtlich den amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer besuchen. Der 6. Juni 1944 ging als D-Day in die Weltgeschichte ein. Vor allem deshalb, weil mit der Invasion von rund 135.000 Soldaten an den fünf dafür vorgesehenen Strandabschnitten (Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword) die Befreiung Europas vom Faschismus eingeleitet wurde. Allein 6.000 Soldaten der alliierten Streitkräfte starben allein am D-Day. Insgesamt kamen bei den Kampfhandlungen im Sommer 1944 rund 100.000 Soldaten das Leben, etwa 40.000 Alliierte und rund 60.000 Deutsche. Die Schlacht um die Normandie sollte jedoch insgesamt 100 Tage dauern. Weit über 200.000 Soldalten beider Seiten starben.
 
Die Operation Overlord an den Küsten der Unteren Normandie war von den Alliierten seit 1942 vorbereitet worden. Sie wurde eine der größten Militäroperationen der Menschheitsgeschichte. Eine Armada von 20.000 Schiffen verließ am 5. Juni vor 65 Jahren die britischen Häfen, um Europa vom Faschismus zu befreien. Laut Plan sollte die Invasion bei Tagesanbruch und Ebbe stattfinden, nachdem bereits amerikanische und britische Fallschirmspringer wichtige Schlüsselpositionen besetzt hatten. In Longues-Sur-Mer waren damals rund 180 deutsche Soldaten stationiert. Sie waren auf insgesamt vier Kasematten verteilt und hatten Küstenbatterien, die 22 Kilometer weit schießen konnten. Die riesigen Geschützbauten, die heute noch zu sehen sind, wurden in der Nähe von Skoda in Pilsen gebaut.
 
Hier in Longues-Sur-Mer schossen die deutschen Truppen ihre ersten Salven auf das Schiff "Arcansor" ab. Die Schlacht dauerte bis 12.00 Uhr mittags und endete erst, als die deutschen Soldaten keine Munition mehr hatten. An diesem kleinen Strandabschnitt landeten die Briten dann zuerst und stürmten die Befestigungsanlagen. Neun deutsche Soldaten starben, der Rest kam als Gefangene nach Kanada, in die USA und nach Großbritannien. Wegen der unendlich vielen Toten der Invasion hat der Strandabschnitt Omaha seitdem den Namen "Bloody beach". Etwa 60 Prozent der amerikanischen Opferangehörigen entschieden nach der Schlacht, ihre Toten zurück in die USA zu holen. Der Rest wurde in der Normandie begraben. "Unsere Soldaten haben zumindest das Stück Land gewonnen, auf dem sie begraben liegen", so ein amerikanischer Veteran im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag des D-Day.
 
Die Toten der Schlacht um die Normandie liegen auf insgesamt 27 Friedhöfen. Es gibt 16 britische, zwei kanadische, zwei amerikanische, einen polnischen, einen französischen und fünf deutsche Friedhöfe. Der größte amerikanische Friedhof bei Colleville-Sur-Mer zählt 9.386 Gräber, der größte deutsche Friedhof in La Cambe zwischen Bayeux und Isigny weist 21.222 Gräber auf. Jedes Jahr werden in der normannischen Erde nach Angaben eines Sprechers der Organisation "Normandie Memoire" immer noch bis zu zehn Leichen deutscher Soldaten gefunden. Vereinzelt stehen auf dem riesigen Gräberfeld Blumen. Das Material für die Grabsteine ist Ton aus deutscher Erde. Am Eingang des riesigen Friedhofs wird Albert Schweizer mit den Worten zitiert: "Die Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens". Und auch der russische Dichter Tolstoi kommt zu Wort: "Bevor ein Krieg ausbricht, hat er längst in den Herzen der Menschen begonnen."
 
Es gibt rund 30 Museen, an der Küste und im Hinterland der Normandie, die sich mit diesem Thema befassen. Obwohl die Zahl derer, die selbst als Soldaten am D-Day beteiligt waren, von Jahr zu Jahr sinkt, kommen immer noch jährlich um die drei Millionen Besucher in diese Museen. Die Befreiung von faschistischer Gewaltherrschaft und deutscher Besatzung sowie der Wunsch nach Frieden auf dem europäischen Kontinent stehen hier im Vordergrund. Allein im imponierenden Friedensmuseum "Memorial de Caen", das 1988 erbaut wurde, waren seitdem 1,5 Millionen Amerikaner und rund 300.000 Deutsche.
 
Aus Anlaß des 65. Jahrestages des D-Day gibt es am Abend des 5. Juni ein riesiges Feuerwerk entlang der Landungsküste. Unter der Federführung der Organisation Normandie Memoire werden in 25 Orten entlang der Landungsküste Feuerwerke den nächtlichen Himmel erleuchten, erklärte die Direktorin der Organisation, Frederique Guerin. Darüber hinaus wird der künstliche Hafen von Arromanches mit Hilfe einer speziellen Beleuchtung vom 5. bis 11. Juni besonders in Szene gesetzt. Das "World War II Normandy American Cemetery and Memorial" ist als Ehrung für die US-amerikanischen Soldaten, die während der Operation Overlord starben, am 8. Juni 1944 von der 1. US-Armee als erster amerikanischer Friedhof des 2. Weltkrieges auf europäischem Grund gebaut worden. US-Präsident Obama wird anläßlich des 65. Jahrestages in die Normandie reisen. Laut übereinstimmenden Presseberichten wird er voraussichtlich am 6. Juni den amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer besuchen. Darüber hinaus werden Vertreter der ehemaligen Kriegsparteien sowie Veteranen erwartet. 
 
Anläßlich des 65. Jahrestages planen Kommunen und Verbände mehr als 400 Veranstaltungen und Gedenkfeiern zu organisieren. Aufgrund der geographischen Lage war Bayeux die erste von den Alliierten befreite Stadt Frankreichs. Um das Gedenken an dieses Ereignis wach zu halten, findet vom 5. bis 7. Juni das D-Day Festival in Bayeux und anderen Orten der Umgebung statt. Konzerte und Ausstellungen sollen an den "längsten Tag" der normannischen Geschichte erinnern.
 
Internet: www.franceguide.com/de/normandie und www.normandiememoire.com

Redaktion: Frank Becker