Licht und Farbe

Maler der Berliner Secession in Dortmund

von Andreas Rehnolt und Frank Becker
Licht und Farbe

Dortmunder Museum präsentiert
die Impressionisten
der Berliner Secession
 

Gegen den herrschenden Kunstbetrieb

Dortmund
- Unter dem Titel "Berliner Impressionismus - Liebermann, Corinth, Slevogt" präsentiert das Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte ab morgen, 20. Juni insgesamt 63 Werke

Max Liebermann, Gartenlokal Nikolskoe Foto: Andres Kilger
der Berliner Sezession. Bis zum 11. April kommenden Jahres sind die farbensprühenden Exponate zu sehen, hieß es in einer Vorankündigung der Ausstellung. Gezeigt werden neben vielen anderen auch Werke von Walter Leistikow, Hans Baluschek, Karl Hagemeister, Curt Herrmann, Dora Hitz, Lesser Ury, Reinhold und Sabine Lepsius, Emil Orlik und Wilhelm Trübner. Alle diese Künstler haben den französischen Impressionismus, der Deutschland spät erreichte, individuell mit eigenen Positionen weiter entwickelt, so Wolfgang Weick, Direktor des Museums, im Vorfeld der Ausstellung. Die Dortmunder Schau entstand in Kooperation mit der Nationalgalerie Berlin und ist Teil des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
 
Umbruch und Aufbruch

In einer Welt des Umbruchs, Aufbruchs und Zusammenbruchs kurz vor dem Ersten Weltkrieg feierten

Max Slevogt - Garten - Foto: Jörg P. Anders
die Künstler die heitere Seite des Daseins. Max Liebermann, Trübner, Max Slevogt, Lovis Corinth, Lesser Ury und Walter Leistikow bildeten 1898 in Berlin den Kern der Künstlergruppe, die in ihrer Zielsetzung der bereits 1892 gegründeten Münchner Secession folgte. Liebermann, Trübner und Corinth hatten bereits in München bei der Abspaltung der Secession vom etablierten akademischen Kunstbetrieb, derdort stark von Franz von Lenbach beeinflußt war, mitgewirkt. Die künstlerischen Vereinigungen in München und Berlin wandten sich radikal gegen den herrschenden Kunstbetrieb der staatlichen Akademien mit ihren pathetischen, historisierenden und angeblich moralisch erhebenden Themen. Beeindruckt von den Errungenschaften des französischen Impressionismus zeigten die Künstler mit heller Palette und freiem Pinselstrich vor allem die einfachen Freuden des Lebens, einen Spaziergang an der Alster (Selvogt), ein lichtdurchflutetes Zimmer (Heinrich Hübner, Schloß Paretz), eine abendliche Straßenszene (Ury, Nollendorfplatz) oder ein geselliges Gartenlokal (Liebermann). Licht, Farbe, die Liebe zur Natur und der spontane Eindruck sind die Hauptakteure dieser überwiegend freundlichen Gemälde. Die märkischen Wälder und Seen wurden das Markenzeichen Walter Leistikows, dem Alfred Kerr das Gedicht "Dunkler See und Kiefernstämme" widmete.
 
Große Namen

Die Secession zeigte in ihren ersten Ausstellungen sogleich auch französische Impressionisten, womit sie sich zu ihren Wurzeln und Ideen bekannte. Nachdem schon 1892 ein Gemälde Edvard

Walter Leistikow, Waldstück mit Sandgrube - Foto: Andres Kilger
Munchs (der wortkarge norwegische Maler wurde zu einem engen Freund der Familie Leistikow)  in Berlin von der Großen Berliner Kunstausstellung ausgeschlossen worden war, was zu einer „Gegen“-Ausstellung unter Mitwirkung der Münchner Secession geführt hatte, brachte 1898 die Ablehnung eines Werkes von Walter Leistikow das Faß zum Überlaufen. Unter Leistikows Führung gründete sich die Berliner Secession, die Berliner Secessions-Maler verließen München, Max Liebermann wurde zu ihrem Präsidenten gewählt. Neben den bereits oben Genannten zählten auch Heinrich Zille, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Max Klinger, Edvard Munch, Fritz Klimsch und die nach 1905 der „Brücke“ angehörenden Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner zeitweilig zur Secession. Ein Aufmarsch großer Namen, ein Fanal gegen den verordneten Konservativismus.
 
Bildschöner Katalog

Zur Dortmunder Ausstellung, die leicht verändert eine bereits 2006 erstmals von den Staatlichen Museen Berlin präsentierte Secessions-Ausstellung zeigt, ist der feine Katalog "Berliner Impressionismus. Werke der Berliner Secession aus der Nationalgalerie"  in aktuell veränderter Auflage erschienen.

Lovis Corinth - Walter Leistikow
Foto: Andres Kilger
© 2009 SMB, 130 Seiten, gebunden m. Schutzumschlag, mit interessanten historischen Fotografien und zahlreichen, überwiegend farbigen Illustrationen, Literatur-, Künster- und Personenverzeichnis, 20,- €.

Die Ausstellung wird von der Sparkasse Dortmund und der Kulturstiftung Dortmund unterstützt.
Begleitend zur Ausstellung bietet das Museum Führungen, Seniorenveranstaltungen, Kindertage sowie Vorträge an. Sie finden die jeweiligen Veranstaltungen in der >>> Terminübersicht.
 
Das Museum ist dienstags, mittwochs, freitags und sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
 
Eintrittspreise

"Berliner Impressionismus":
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4 €, Schüler (im Klassenverband) 2 €, Familienkarte 12 €
Kombiticket für "Berliner Impressionismus" und Dauerausstellung des Museums:
Erwachsene 7 €, ermäßigt 4,50 €, Familienkarte 14 €
Öffentliche Führung „Eine Reise in die Welt der deutschen Impressionisten“:
Jeden Sonntag von15.00 bis 16.30 Uhr sowie an ausgewählten Donnerstagen von 18.30 bis 19.45 Uhr: 2,50 € zzgl. Eintritt
 
Gruppenführungen durch die Ausstellung "Berliner Impressionismus":
Bis 20 Personen: 50 €; Anmeldung unter Tel. 0231 50-26028
Ebenfalls mit dem deutschen Impressionismus beschäftigt sich die Kunsthalle Bielefeld ab dem 22. November 2009. Hier wird dann eine Schau gezeigt, die den Bogen von der nord- und ostdeutschen Ausprägung zur südwestdeutschen Variante impressionistischer Malerei in Deutschland spannt. Die Kunsthalle erhält für diese Ausstellung ein Werk des Museums für Kunst und Kulturgeschichte als Leihgabe.

Redaktion: Frank Becker