Das Mitleid hält sich in Grenzen
Städtebundtheater Hof zeigt:
Die Grönholm-Methode
Schauspiel von Jordi Galceran Inszenierung: Ralf Hocke - Ausstattung: Zhuo Chen - Fotos: SFF Fotodesign Besetzung: Fernando Porta (Jens Hollwedel) - Enrique Font (Wolfgang Kaiser) - Mercedes Degás (Anja Stange) - Carlos Bueno (Peter Kampschulte) Besuchte Vorstellung 25.Juni 2009, Gastspiel in Bayreuth
Bewerbungen
Wie in allen guten Tragödien gibt es viel zu lachen. Und Jordi Galcerans Stück „Die Grönholm-
Jens Hollwedel gibt diesen arroganten Schnösel, er zieht sämtliche Register seines schauspielerischen Könnens vom Fiesling bis hin zum verzweifelten Familienmenschen auf höchst überzeugende Weise. Seine Mitbewerber sind Wolfgang Kaiser (Enrique Font), ein liebenswerter, stets dahin plaudernder, wenig belastbaren Mensch, Peter Kampschulte, der dem kurz vor der OP stehenden Transsexuellen Carlos Buena, auf subtilste Weise Figur gibt, und die sensationelle Anja Stange als karrieregeiles Machtweib Mercedes Degás.
Gladiatoren
Die Gladiatoren sind in der Arena und das Gemetzel beginnt. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, peinliche Geheimnisse werden an den Tag gezerrt und gnadenlos seziert. Die Geschäftsführung leitet das perfide Spiel, wollen sie doch keinen guten Menschen, der nach außen hin das Arschloch gibt, sondern ein Arschloch, das den Guten mimt. Und alle fühlen sich berufen, doch als erstes knickt Carlos Bueno ein, als er erkennt, wie unmenschlich seine Mitbewerber sind. Mercedes Degás’ Mutter ist verstorben, doch sie bleibt beim Bewerbungsgespräch. Als nächstes bekennt sich Enrique Font als Maulwurf der Geschäftsleitung, ein Experiment um den besten Kandidaten zu finden. Der Showdown zwischen den beiden letzten beginnt. Jeder bekommt eine Aufgabe, sein Gegenüber in eine bestimmte Situation hinein zu manövrieren. Derjenige, der sein Ziel als erstes erreicht, bekommt die Stelle. Dieser Kampf zwischen Anja Stange und Jens Hollwedel erreicht Qualitäten einer überdurchschnittlichen Virginia Woolf-Inszenierung.
Striptease
Mit einem zu Herzen gehenden Seelen-Striptease gewinnt Fernando Porta den Zweikampf.
Angesichts der zur Zeit vielen Firmen- und Bankenkrisen hielt sich das Mitleid mit dem ach so gebeutelten Fernando Porta dann aber doch in Grenzen.
Weitere Informationen unter: www.theater-hof.com
Redaktion: Frank Becker |