Die Geschichte von Rudi Rohrwurm

oder: Die Rettung eines Katzenbabys

von Michael Kroemer und Astrid Padberg

Foto © Simone Adelhöfer
Die Geschichte von Rudi Rohrwurm
oder:
Die Rettung eines Katzenbabys
 

Im Sekretariat der Evangelischen Theologie der Uni Wuppertal sitzt Astrid Padberg an diesem Morgen und hört einen jungen Falken rufen - mit großer Ausdauer. Nach etwa einer Stunde begreift sie, daß es kein Falke, sondern eine mauzende Katze sein muß. Die Bäume vor ihrem Büro der Ebene 10 zum Innenhof des Unikomplexes auf dem Campus Grifflenberg werden in Augenschein genommen: Nichts zu sehen. Nach der Mittagspause ist immer noch ein klägliches Miauen zu hören. Astrid Padberg macht sich mit den beiden Studierenden Eike Postler und Alicia Zeh auf die Suche. Gebüsch, Abdeckungen, Bäume werden untersucht. Nichts zu sehen, aber auch nichts mehr zu hören. Vielleicht war es doch nur eine liebestolle Katze, die jetzt das Weite gesucht hat. Kaum ist das Trio wieder im Büro, ertönt das Klagen wieder.

Zwei Etagen tiefer, zu ebener Erde, sind Sandra Nagelschmidt und Elisabeth Lösch (Klassische Philologie) aufmerksam geworden. Frau Nagelschmidt steigt kurzerhand aus dem Fenster und geht direkt auf den Busch zu, hinter dem das Miauen ertönt. Sie entdeckt ein Lüftungsrohr mit dem Durchmesser eines kräftigen Männerarmes. Aus etwa eineinhalb Metern Tiefe schauen ihr zwei funkelnde Augen entgegen. Mehr ist nicht zu erkennen. Astrid Padberg ruft die Technische Leitwarte der Uni an; die wollen einen Hausmeister vorbei schicken. Der ist aber mit einer verstopften Toilette vollauf beschäftigt. Was tun?
Anruf beim Zoo, die Lösung: Die Feuerwehr um Hilfe bitten. Zehn Minuten später steht das große rote Feuerwehrauto mit sechs Mann Besatzung vor dem Uniportal. Erster Kommentar: „Ach du Sch…“. Mit Schaufeln wird das Rohr freigelegt. Die Katze sitzt mäuschenstill in der Tiefe. Das Rohr – Betonummantelter Stahl – läßt sich keinen Millimeter bewegen, die Flex muß ran. Zum Glück kommt Dipl.-Ing. Robert Boese, Leiter der Abteilung Planung und Bauen der Uni-Verwaltung, hinzu und willigt ein. Sandra Nagelschmidt und Elisabeth Lösch stiften ein Geschirrtuch, das, mit Wasser getränkt, an einem Seil ins Rohr gelassen wird, um den Kopf der kleinen Katze vor Spänen und Hitze durch die Flex zu schützen.

Dann geht alles ganz schnell. Rudi, einer der Feuerwehrmänner, greift sich die Katze und setzt sie in den bereitgehaltenen leeren Kopierpapier-Karton. Deckel drauf, Katze gerettet. Die Studierenden im voll besetzten Seminarraum nebenan haben die ganze Aktion beobachtet und klatschen Beifall. Die Studentin Alicia Zeh erklärt sich spontan bereit, das Kätzchen zu adoptieren und gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Eike Postler fährt sie zum Tierarzt. Der stellt fest: Die Katze ist ein Kater, fünf bis sechs Wochen alt, wohlauf, und hat nur etwas Dreck in den Augen. Die beiden Studierenden taufen den Kater nach seinem Retter, dem Feuerwehrmann Rudi. Und weil im Radio gerade ein Ohrwurm läuft und Rudi in einem Rohr gesteckt hat, erhält er den Nachnamen Rohrwurm.
 

Redaktion: Frank Becker - Foto © Simone Adelhöfer