Seid doch nett zu einander!

Heinz Erhardt - "Die Filmhits"

von Frank Becker

Foto: Aus dem Mundus/Kurt Ulrich-Film:
"Drei Mann in einem Boot"
Das hat uns genau gefehlt!

Endlich auf einer CD zusammengefaßt:
Die bekanntesten Schlager
aus den Filmen Heinz Erhardts


Wer Heinz Erhardts Filme gesehen hat (und wer hätte das nicht) kennt auch die kleinen heiteren Lieder aus einigen dieser Filme, die zuvor nicht auf Tonträgern zu haben waren. Ich meine nicht die Music-Box-Hits von Bill Ramsey, Peter Alexander, Peter Kraus oder Gus Backus, die in einige der Filmkomödien einflossen, die in den 50er und 60er Jahren Kassenschlager waren.


Unbeschwerte Heiterkeit

Gemeint sind die von unbeschwerter Heiterkeit, warmer Herzlichkeit und großer Menschenliebe getragenen Lieder, die Heinz Erhardts leise Botschaft an seine Zuschauer waren. Zu hören waren sie u.a. in "Der letzte Fußgänger", "Immer die Radfahrer", "Witwer mit fünf Töchtern", "Drei Mann in einem Boot" und - sicher eines der zartesten darunter - in der Familienkomödie "Vater, Mutter und neun Kinder" (1958). Geschrieben von Heino Gaze und Günther Schwenn ist "Zur Liebe ist es nie zu spät" darin eine liebevolle Verneigung vor Ehe und Familie, anrührend von Heinz Erhardt als Bäckermeister Friedrich Schiller für seine von Camilla Spira gespielte Ehefrau Martha gesungen und am leicht verstimmten Pianoforte begleitet. Aus dem O-Ton des Spielfilms ungefiltert übernommen, läßt der kleine Ausschnitt auch kurz die Stimmen von Elke Aberle und Harald Martens hören (Julchen und "Ede" Schiller), ein herrliches Dokument.

Drei Mann in einem Boot

Zwei beschwingte Titel stammen aus der 1961 frei nach Jerome K. Jerome gedrehten Komödie "Drei Mann in einem Boot". Neben Heinz Erhardt spielten damals Hans-Joachim Kulenkampff und Walter Giller die Männer, die für kurze Zeit ihren Frauen per Boot entwischen. "Ach Marianne" besingt das Schiffchen, das sich die drei dafür zulegen, und der Titelschlager ist die Bilanz dieser heiteren Sommerreise. Es sind immer mal wieder die "kleinen Fluchten" gewesen, die Heinz Erhardt zum Thema seiner Filme machte - kleine Fluchten, wie sie wohl vielen Zuschauern auch für sich hätten gefallen können. In "Immer die Radfahrer" (1958) machen sich wieder drei gestandene Männer gemeinsam, diesmal per Rad, auf eine kleine Reise auf den Spuren der Jugendzeit. Wolf Albach-Retty und ein weiteres Mal Hans-Joachim Kulenkampff sind hier die Gefährten Heinz Erhardts. Ein wirklicher Ohrwurm ist "Mit dem Rad Kamerad", das man sofort mitpfeift und sich dabei wünscht, man könne auch so eine seelenvolle Reise in die Vergangenheit unternehmen. Aber so etwas gab es vor 51 Jahren, heute ist es wohl kaum noch möglich. Übrigens tritt auch Jungstar Peter Kraus in diesem Film auf, sein Schlager "Was ich will" (ebenfalls auf der CD), kommt an die alten Herren nicht heran.

Der letzte Fußgänger

Ein anderer den Wunsch nach unbeschwerter Freiheit dokumentierender Film war und ist "Der letzte Fußgänger" (1960), in dem Heinz Erhardt einen etwas eigenbrötlerischen Mittfünfziger spielt, der sich gegen die eigene Überzeugung bei einer Schwarzwald-Wanderung eines jungen Mädchens (Christine Kaufmann) annimmt, die dem strengen Internat entfliehen will. Die im Film entstehende Wanderkameradschaft, die Generationen amüsant überbrückt, gehört zum Besten deutscher Filmunterhaltung dieser Zeit. Das Lied "Ein Rucksack voller Träume" von Franz Grothe ist Ausdruck der allgemein empfundenen Sehnsucht nach unkoplizierter Einfachheit. Viel weniger bekannt, doch ebenso aussagekräftig ist das Lied "Nicht so eilig" (Musik Franz Grothe/Text Willy Dehmel), das Heinz Erhardt ganz zu Anfang des Films bei einem Blick aus dem Bürofenster auf die hektische Stadt singt. Man kann es auf heute übertragen.

Witwer mit fünf Töchtern

"Pappis Wiegenlied", das Erhardt in "Witwer mit fünf Töchtern" für die kleinste der fünf (Elke Aberle) sang, berührt genauso wie viele andere seiner offenbar ehrlich empfundenen Lieder. Sie sind der Kern dieses mit knapp 38 Minuten zwar kleinen, doch inhaltsschweren Albums. Eine Reihe bekannter Titel finden sich unter den insgesamt 20, darunter auch "Linkes Auge blau" und "Charming Boy" (Paul Kuhn) aus "Drillinge an Bord" und "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" mit Bill Ramsey und wieder einem raren O-Ton mit der Stimme von Edith Hancke. Ein Titel, wenn auch nicht von Heinz Erhardt interpretiert, steht im gleichen Rang wie seine kleinen philanthropischen Lieder: "Seid doch nett zu einander" von Friedel Hensch und den Cyprys aus dem Film "Natürlich die Autofahrer", in dem Erhardt einen Verkehrspolizisten spielt.
Alle auf der CD zu hörenden Stücke sind unten zusammengestellt. Ein längst überfälliges und
unbedingt zu empfehlendes Album. Und einen Musenkuß wert.

Titel: 
1. Zur Liebe ist es nie zu spät  2:08 - 2. Es ist wunderbar, es ist fabelhaft  2:18 - 3. Ach, Marianne mit H.-J. Kuhlenkampff und Walter Giller  2:21 - 4. Venga venga musica - Peter Alexander  2:16 - 5. Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett - Bill Ramsey  2:05 - 6. Nicht so eilig  1:43 - 7. Tun Sie's nicht, lassen Sie es lieber sein mit Peter Alexander  2:39 - 8. Mit dem Rad, Kamerad  mit H.-J. Kuhlenkampf und Wolf Albach-Retty 2:52 - 9. Ein Rucksack voller Träume mit Christine Kaufmann 1:46 - 10. Seid doch nett zu einander - Friedel Hensch und die Cyprys 1:37 - 11. Linkes Auge blau, rechtes Auge blau  1:20 - 12. Cowboy Mambo - All Stars 1:20 - 13. Tango d´amore – Trude Herr 1:36 - 14. Drei Mann in einem Boot mit H.-J. Kuhlenkampff und Walter Giller 1:57 - 15. Charming Boy – Paul Kuhn  2:12 - 16. Blue Jeans - All Stars 1:24 - 17. Geisterstunden-Tango – Gus Backus 1:06 - 18. Was ich will – Peter Kraus 1:03 - 19. Pappis Wiegenlied  2:58 - 20. Ich war ein Jüngling mit lockigem Haar mit Trude Herr 0:59

Gesamtzeit: 37:50

(P) + © 2009 Edel Classics

Weitere Informationen unter: www.edel.de  und  www.heinzerhardt.com