Kostüme zeugen vom Glanz des Kinos

Ausstellung "Filmkostüme" im Filmmuseum Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Kostüme zeugen vom Glanz des Kinos
 
Filmmuseum Düsseldorf zeigt ab heute die Ausstellung "Filmkostüme" -
Unter anderem sind Roben von Romy Schneider
und Sir Peter Ustinov zu sehen
 
 
Düsseldorf - "Wir werden oft gefragt, wie es kommt, daß das Kleid von Romy Schneider in der Rolle der Fanny im Kinofilm 'Die schöne Lügnerin' von 1959 noch so gut erhalten ist. Die Antwort ist einfach. Romy Schneider war damals noch ein junges Mädchen und es hat später niemand anderes in dieses Kleid mit der Größe 32 gepaßt." So Susanne Franke vom Berliner Traditionsunternehmen "Theaterkunst" am Freitag kurz vor der Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel "Filmkostüme" im Düsseldorfer Filmmuseum. Das in zarten Blautönen gehaltene Kostüm der Film-Ikone ist eins von gut 40, die ab heute bewundert werden können. Da wird nicht nur Romy Schneider fast wieder lebendig, da scheint der unvergessene Filmstar Sir Peter Ustinov aus dem Kostüm steigen zu wollen, in dem er als Friedrich der Weise in dem 2003 gedrehten Streifen "Luther" glänzte.
 
Die bis zum 4. Oktober laufende Ausstellung ist gleichermaßen für Cineasten wie für Kostümfreunde

Foto: Filmmuseum
eine Augenweide. Stellt sie doch nach den Worten des Kommissarischen Leiters des Museums, Matthias Knop sowohl film- und kulturgeschichtliche Aspekte dar. Gleichzeitig schildert sie auch die Geschichte des nunmehr 102 Jahre alten Traditionsunternehmens "Theaterkunst" mit Hauptsitz in Berlin. Neben den wunderbar drapierten Kostümen, die einem beim Betrachten Szenen mit alten und neuen Kinohelden ins Gedächtnis rufen, gibt es auch weit über 200 Accessoires zu sehen, Hüte, Handschuhe, Degen, Rüstungen, Stiefel, Schuhe und jede Menge Schleifen, Bordüren und Orden, ohne die weder früher noch heute kein Film auskommen kann.
 
Die Firma "Theaterkunst" spezialisierte sich nach den Worten von Franke schon vom Beginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater, Oper und Revuen. Schnell erkannte man dort die Chancen und Möglichkeiten des damals neuen Mediums Film, das heute den größten Teil der Kostüme beansprucht. Die Experten belieferten unter anderem so berühmte Produktionen wie Fritz Langs "Metropolis" 1927 in Deutschland oder den in den USA 1925 entstandenen Film "Ben Hur" von Fred Niblos. Die Namen der Kostümbildner werden bei jedem der Ausstellungsstücke genannt. Im Gegensatz zu den Stars, die diese Roben trugen, sind die Namen derjenigen, die sie für ihre Rolle passend ausstaffierten, kaum im Gedächtnis. Auch die zahlreichen Entwurf-Zeichnungen, die in der Düsseldorfer Schau zu sehen sind, waren und sind noch heute für die Qualität eines Films unverzichtbar.
 

Foto: Filmmuseum
Während in den Anfangsjahren einige hundert Hutmacher, Schwertfeger, Kostümbildner, Damen- und Herrenschneider und Stickerinnen tätig waren, hat das heutige Museum mit seinen Zentralen in Berlin und in Hamburg rund 50 feste und je nach Auftragslage viele freie Mitarbeiter. Der jüdische Gründer von "Theaterkunst" mußte 1936 im Nazi-Deutschland verkaufen. Das Unternehmen wurde während des Zweiten Weltkriegs als kriegswichtig eingestuft und belieferte zahlreiche Propaganda-Filme der Nationalsozialisten. 1943 gingen durch Bombenangriffe auf die Berliner Zentrale etwa 25.000 Kostüme in Flammen auf. Nach dem Krieg kamen Filme wie "Schwarzwaldmädel" oder „Des Teufels General“. Die Uniform von Curd Jürgens aus dem 1955 gedrehten Streifen ist in der Ausstellung ebenso zu sehen, wie das Kleid, welches Nadja Tiller in dem 1959 entstandenen Streifen "Die Buddenbrooks" trug.
 
Das Berliner Unternehmen stattete dann später auch Fernseh-Produktionen mit entsprechenden Garderoben aus, so etwa die "Winnetou"- und Edgar Wallace-Filme in den 60er Jahren. Doch nicht nur eher seichte Streifen, auch "Berlin, Alexanderplatz" von Rainer-Werner Fassbinder oder "Der Himmel über Berlin" in der Regie von Wim Wenders erhielten einen Großteil ihrer Kostüme aus dem schier unerschöpflichen Fundus von "Theaterkunst". Die Kostüme, die großzügig ausgestellt in Düsseldorf zu sehen sind, zeigen eine wichtige Auswahl aus dem riesigen Archiv des Unternehmens, das insgesamt rund 10 Millionen Kostümteile gelagert hat, und die immer wieder bei Film-, TV- oder Theaterproduktionen und selbst in Werbefilmen zum Einsatz kommen. Alleine 215.000 Uniformteile zählen zum Fundus.
 
Die beiden letzten Jahre waren für das Berliner Unternehmen laut Franke "eine wunderbare Zeit", weil

Liselotte Pulver und Horst Janson in "Buddenbrooks" - Foto: Filmmuseum
zunehmend mehr Historienfilme gedreht werden, die natürlich entsprechende Roben und Uniformen brauchen. "Filmkostüme sind künstlerische Mittel der Filmerzählung. Wie Drehbuch, Regie, Schauspiel, Szenenbild, Kamera und Montage sind Filmkostüme Elemente in der Gesamtwirkung eines Films", so Matthias Knop vom Filmmuseum am Freitag. Zu sehen sind unter anderem Originalkostüme von Mario Adorf, David Bowie, Marlene Dietrich, Gustaf Gründgens, Corinna Harfouch, Curd Jürgens, Klaus Kinski, Winona Ryder, Maria Schell, Romy Schneider, Liselotte Pulver, Peter Ustinov, Hanna Schygulla und Barbara Sukowa.
 
In einem Werkstattbereich zeigt die Ausstellung zudem Arbeitsgeräte, Materialien und Endprodukte aus verschiedenen handwerklichen Berufsfeldern. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem freien Beruf der Kostümbildner als Schnittstelle zwischen Filmproduktion und Kostümhaus. Anhand des Drehbuchs erarbeiten sie Kostümauszüge und konkretisieren für jede Szene die Bekleidung der agierenden Figuren. Erste Entwürfe werden als Bleistiftskizze oder farbige Tuschezeichnungen festgehalten. Auch über die einzelnen Berufe, die im Zusammenhang mit der Fertigung von Kostümen tätig werden, informiert die sehenswerte Schau, zu der es bis zum 3. Oktober auch die passenden Filme zu den ausgestellten Kostümen zu sehen gibt.
 
Das Filmmuseum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, mittwochs von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker