Prof. Gerd Aretz gestorben

Der Designer von 130 bundesdeutschen Briefmarke wurde 79 Jahre alt

von Michael Kroemer

Foto: Universität Wuppertal
Professor Gerd Aretz gestorben
 

Prof. Gerd Aretz, bis zum Eintritt in den Ruhestand Professor für Illustration im Fach Design der Bergischen Universität, ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Prof. Aretz galt als der Nestor der Briefmarkengestalter. Allein seine Dauerserie "Frauen der Deutschen Geschichte" erreichte mit 39 Marken Milliardenauflage.
Neben seiner langjährigen Tätigkeit als beliebter akademischer Lehrer war Prof. Aretz einer der erfolgreichsten Briefmarkengestalter Deutschlands mit seit 1960 weit über 130 Marken. Eine 10-Pfennig-Marke zum 100. Geburtstag des Frankfurter Bischofs Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und Mitbegründer der katholischen Sozialpolitik, war seine erste. Kirchenmänner und Politiker blieben eine gewisse Aretz-Spezialität, darunter Martin Niemöller, Jochen Klepper und Friedrich von Bodelschwingh. Zu seinen Politikerköpfen zählen u.a. Franz-Josef Strauß, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Ernst Reuter, Carlo Schmid, Herbert Wehner, Thomas Dehler und Reinhold Maier.
 
1982 erschien Aretz’ "Präsidentenblock" mit den Bundespräsidenten Theodor Heuss, Heinrich
Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel und Karl Carstens. Richard von Weizsäcker und Roman Herzog wollten nicht zu Lebzeiten auf Briefmarken erscheinen, Johannes Rau ebenfalls nicht.
Nach dem Tod von Rau 2006 erteilte das Bundesfinanzministerium Prof. Aretz den Eilauftrag, in 72 Stunden den Entwurf einer Gedenkmarke vorzulegen. Gemeinsam mit Sohn Oliver Aretz, der in Berlin eine Agentur betreibt und mit dem Vater Gerd seit 1991 bei der Briefmarkengestaltung zusammenarbeitete, gelang das pünktlich. Sohn Oliver Aretz lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin und leitet dort als kreativer Kopf mit seinem Geschäftspartner Jan Wintzer die Kommunikationsagentur A.UND.W.
 
Spektakulär war Aretz’ Dauerserie "Frauen der Deutschen Geschichte", in der zwischen 1986 und 2003 insgesamt 39 Marken erschienen, zuletzt mit Porträts der Schauspielerin Grethe Weiser, der SPD-Politikerin Käte Strobel, der Schriftstellerin Marieluise Fleißer und der Literatur-Nobelpreisträgerin Nelly Sachs.
Höhepunkt der Serie war eine 1,10-DM-Marke mit Marlene Dietrich, die in Windeseile entstehen mußte, weil die Post das Porto für Standard-Briefe von der runden Mark kurzfristig um zehn Pfennig erhöht hatte. Aretz’ Marlene hatte allein im Ausgabejahr eine Auflage von 900 Millionen Exemplaren, später insgesamt 2,5 Milliarden.
Schon zehn Jahre vor der Dauerserie hatte er die Schriftstellerinnen Annette Kolb, Ricarda Huch, Gertrud von Le Fort und Else Lasker-Schüler porträtiert. Auch die Marken mit den Porträts von Georg Christoph Lichtenberg, Wolfgang Borchert, Martin Buber, Franz Werfel und Heinrich George stammen von Prof. Aretz.
 
Über mehrere Jahre lief eine Serie mit den 16 Deutschen Länderparlamenten, deren Marken in alphabetischer Reihenfolge der Bundesländer herauskamen. Der NRW-Landtag des berühmten Architekten Professor Fritz Eller, 1988 eingeweiht, war unter den Motiven das modernste der 16 deutschen Länderparlamentsgebäude. Neben den vielen Porträts berühmter Persönlichkeiten entwarf Prof. Aretz auch einige andere Markenmotive, so u.a. 1999 zu "100 Jahre erste Haager Friedenskonferenz" und 2000 zum 50. Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Mit einer Ausstellung in der Bibliothek "Gerd Aretz: 40 Jahre Briefmarkengestaltung" würdigte die Bergische Universität anläßlich seines 70. Geburtstags im Jahr 2000 das künstlerische Schaffen von Gerd Aretz..
 
Die Besucher der Ausstellungseröffnung erhielten eine handsignierte Ersttagskarte mit der seinerzeit jüngsten Aretz-Marke, dem NRW-Landtag, signiert vom damaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel, die Post legte einen Sonderstempel auf. Aretz’ allerletzte Briefmarke erschien drei Tage vor seinem Tod, eine 70-Cent-Sondermarke zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin.
Prof. Gerd Aretz wurde auf dem Unterbarmer Friedhof beigesetzt.

Redaktion: Frank Becker