Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten - über Dummheit nicht
Die Erben des englischen Schriftstellers Kingsley Amis (1922-1995) zeigen sich unfähig, einen Geniestreich als einen solchen zu erkennen.
Als im vergangenen Jahr Rogner & Bernhard die witzige deutsche Fassung von Kingsley Amis´ Buch „ Ritterschlag für Kingsley Amis
“Der Presseinformation des Verlages ist zu entnehmen, daß Kingsley Amis, der Verfasser des Buches "On drink", das erstmals 1970 in England erschien, 1990 dort zum Ritter geschlagen wurde. Damals lebte seine Ginfreundin Queen Mum (1901-2002) noch, die alte Schnapsdrossel. Heute sind beide dahin. Kingsley Amis (*1922) starb 1995, ob an den Folgen des Schlages oder am Suff - wir wissen es nicht. Bedauerlich für den umtriebigen und weltgewandten Autor, daß er den eigentlichen Ritterschlag für
Vor allem aber will ich Egnern loben, der sich des in bester Munkepunke-Tradition verfaßten Handbuchs der besseren Lebensart wie im Taumel in kollegialer Genialität angenommen hat. Von der vorbereitenden Lektüre für Trinker über das wohlsortierte Schnapsregal, den Weineinkauf, das Benehmen beim Trinken im Ausland und den geizigen Gastgeber bis zum gediegenen Kater scheint er alles durchlebt zu haben - das Buch muß nachgerade sperrangelweit offen stehende Scheunentore bei dem irrwitzig komischen Illustrator eingerannt haben. Cocktailrezepte, Hinweise für Restaurant-Besuche und Tips für Katerfrühstücke geben dem handlichen Bändche Abrundung. Egners Stift hat vor fast nichts Halt gemacht. Ein Glück! Denn wer zum Lesen eigentlich zu faul ist, wird sein höchstes Vergnügen allein bei den brillanten Illustrationen haben. Aber schmälern wir über der hellen Begeisterung für Egners Kritzeleien, Marginalien und Einschübe nicht den Wert der Autorenschaft Amis´, der sich hier als veritabler Kenner des Trinkbaren zeigt. Leicht und locker von Joachim Bessing ins Deutsche übertragen, ist das Bändchen spritzige Lektüre voller beherzigenswerter Ratschläge. Es wird neben Alfred Richard Meyer, Eugen Egner, Wenedikt Jerofejew, M.A. Numminen und Frank Schulz seinen festen Platz in meinem Wein... äh, Bücherregal finden.“ Ziehen wir eine Lehre daraus? Nein. Wissen wir, was zu tun ist? Ja: flugs so viele Exemplare des beinahe schon verbotenen Buches bunkern, bevor es ganz der humorlosen Erben-Zensur anheimfällt. Und beten wir, daß diese armen Seelen künftig die Finger vom Absinth lassen und aus dem metaphysischen Kater wieder ins Leben taumeln, bevor sie ganz die Übersicht verlieren.
Kingsley Amis
Reich verziert von Eugen Egner © 2008 Rogner & Bernhard © 1970/1972 Kingsley Amis und Daily Telegraph 141 Seiten (plus Vorsätze), gebunden ISBN 978-3-8077-1044-0 15,90 € (D), 21,70 € (A), 39,75 SFr (CH) Weitere Informationen unter: www.rogner-bernhard.de www.zweitausendeins.de |