Das Maß der Dinge

Rue de Paris - "Trois"

von Frank Becker
Das Maß der Dinge

Aller guten Dinge seien drei, sagt der Volksmund sprichwörtlich. Daß das dritte Ding keineswegs im Schatten seiner beiden zuvor zu Recht mit Lob überhäuften brillanten Gefährten zurückstehen muß, belegt "Trois" des Quartetts "Rue de Paris" um den eleganten Gitarristen Rue Protzer, dessen beide Vorgänger-Alben "Quiet Motion" und "New York Slow" in der Jazzwelt bereits Maßstäbe gesetzt haben. Die Sanftheit, das Ausgewogne des kultivierten Jazz, den das Quartett - wieder mit erlesenen Gästen - zur Perfektion bringt, überzeugt zum dritten Mal und so nachhaltig, daß ihm ein Hattrick bescheinigt werden kann.

In bewährter Besetzung verzaubern die musikalischen Lyriker von "Rue de Paris" mit gekonntem Understatement, das die Qualität der Beiträge umso mehr unterstreicht. Die ausgewogene Mischung von eigenen Stücken aus der Feder Rue Protzers und modernen Klassikern von Serge Gainsbourg, Guy Wood, Charles Trenet und Charlie Mariano (1923-2009) ist vom Opener "Côte d´Azur" bis zum traumschönen Ende "Crystal Bells" mit einer zweifachen Hommage an Chet Baker und Charlie Mariano ein entspanntes, genußreiches Baden in wunderschönen Klängen. Auch wenn das Hardbop-Tempo mitunter ein ganz klein wenig anzieht, wie z.B. in "La Valse Bleu" oder der virtuosen "Chaconne", bleibt der Charakter des ruhigen Konzepts bestehen.

Zwei Gäste von Rang treten hinzu: bei der zweiten Einspielung von "Crystal Bells" mit der Widmung an Chet Baker der kommende Star an Flügelhorn und Trompete 
Julian Wasserfuhr und zu den Chansons "La Javanaise" und Charles Trenets "La Mer" die Sängerin Cécile Verny, die zuvor u.a. mit ihrem "European Songbook" auf sich aufmerksam gemacht hat. Ihr butterweiches, leicht sprödes "La Mer" ist in der ihm mitgegebenen Melancholie  von eigenem, sehnsuchtsvollem Charakter, wenn es auch kaum noch etwas mit der Vorlage von Charles Trenet zu tun hat. Ganz ähnlich verhält es sich mit der eigentlich rauhen "Javanaise" von Serge Gainsbourg. Julian Wasserfuhr hat sich durch sein Debut-Album "Remember Chet" (mit Bruder Roman Wasserfuhr am Klavier) an die Spitze des deutschen Jazz-Nachwuchses katapultiert. Wer sonst (außer Martin Zobel) sollte hier die Verneigung vor dem einzigartigen Genie Chet Bakers illustrieren. Im Herbst erwarten wir sein zweites Album.

Vom rundum gelungenen, ausgewogenen "Trois" kann man getrost sagen, was die Überschrift behauptet: "Das Maß der Dinge". Ab Oktober im Handel.

Beispielbild


Rue de Paris
Trois

Rue Protzer  -  Gitarren
Marc Johnson  -  Baß
Adam Nussbaum  -  Schlagzeug
Thomas Rueckert  -  Klavier

Gäste:
Cécile Verny  -  Gesang (4, 7)
Julian Wasserfuhr  -  Flügelhorn (10)

Produziert von Rue Protzer

(P) + © 2009 Intuition

Titel:
1. Côte d´Azur  6:01
2. Trois  4:51
3. Crystal Bells  5:56
4. La Javanaise  4:46
5. Le Petit Rien  4:45
6. La Valse Bleu  5:56
7. La Mer  4:11
8. Chaconne  4:35
9. My One And Only Love  7:45
10. Crystal Bells  5:20

Gesamtzeit:  54:31

Weitere Informationen unter:
www.intuition-music.com
www.ruedeparis.de