Woodstock

Heute vor 40 Jahren fand das legendäre Rockfest statt - Frank Schäfer hat ein Buch darüber geschrieben

von Steffi Engler
Woodstock

Die Zahl der Bücher, Radiokommentare, Fernsehsendungen und Zeitschriften-Artikel zum legendären Rockfestival in den Catskill Mountains beim Örtchen Woodstock vor 40 Jahren ist kaum noch zu überblicken. Es heißt, daß dies die Manifestation einer Bewegung gewesen sei, die das Zeug gehabt habe, die Welt zu verändern. Daß es nicht so gekommen ist, ist zu bedauern. Oder hat sich seither doch etwas geändert? Ich war damals nicht dabei, war noch nicht mal geboren, weiß aber von der Generation meiner Eltern, daß von Woodstock Impulse ausgegangen sein müssen, die auf lange Sicht etwas im Denken der Menschen bewirkt haben. Es muß also doch etwas dran sein.

Frank Schäfer war auch nicht dabei, weil er damals erst drei Jahre alt war, aber er hat sich als Musikjournalist intensiv mit dem Thema befaßt. Wie auch nicht, es muß doch einen Fachjournalisten reizen, über ein Ereignis zu schreiben, bei dem (fast) alles auftrat, was damals in der Rockmusik einen Namen hatte oder auf dem Weg dazu war. Vor rund 500.000 Zuschauern - na gut, die meisten konnten nichts sehen - traten Jimi Hendrix (der die US-Hymne genial zerlegte), Janis Joplin, The Who, Joan Baez, Jefferson Airplane, Joe Cocker, Crosby, Stills Nash & Young und viel andere auf. Einige waren schon ganz oben, einige lebten danach nicht mehr lange, weil sie unter dem Druck des Erfolgs an Drogen zugrunde gingen, andere begannen danach eine Karriere, die bis heute anhält, wie die von Joe Cocker.

Es muß ein gigantisches Treiben gewesen sein, damals auf den matschigen Wiesen von Woodstock. Bürgerliche Konventionen wurden abgelegt, man hockte im Schlamm der regendurchweichten Äcker oder wälzte sich darin, gab sich der Nacktheit und der freien Liebe hin, kiffte und vergaß für drei Tage, daß es eine andere Welt gab. Andere machten das Geschäft ihres Lebens, denn essen, trinken und rauchen wollte jeder. Das mußte herbeigeschafft werden. Und dann die Musik. Was man heute so im Fernsehen oder in Kinofilmen sieht und hört, ist natürlich aufbereitet, aber die Leute haben 1969 in Woodstock schon geniale Musik gemacht. Das wirkt bis heute nach. Soviel muß man ihnen schon lassen.

Tja, so muß das gewesen sein, damals in Woodstock. Heute ist alles oftmals sehr verklärt und sicher ist vieles auch reine Legende. Aber dabei gewesen wäre sicher auch mancher, der
damals mißfällig die Nase rümpfte und manch eine(r) aus den folgenden Generationen träumt davon, sowas heute noch einmal erleben zu können. Ich auch.
Perdu, vorbei, kommt nicht wieder. Frank Schäfer hat ein interessantes, gut lesbares Buch darüber geschrieben, das viel über die Künstler, ihre Musik und ihre Auftritte, aber auch das ganze Drumherum erzählt. Leider sind nur ganz wenige Bilder drin. Das hätten ruhig mehr sein dürfen. Aber man bekommt einen Eindruck, wie das gewesein könnte, damals.

Frank Schäfer "Woodstock ’69: Die Legende"
© 2009 Residenz Verlag, 206 Seiten, Klappenbroschur, 8 s/w-Fotoseiten, 16,90 €.

Weitere Informationen unter: www.residenzverlag.at