Aktuelles aus der Kultur

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt




Stadtmuseum Bergkamen zeigt "Kunst für alle"

Amüsante Schau über den Einzug von reproduzierter Kunst auf Alltagsgegenständen
 
Bergkamen - Unter dem schlichten Titel "Kunst für alle" präsentiert das Stadtmuseum Bergkamen vom kommenden Sonntag an eine Ausstellung zur Reproduzierbarkeit von Kunst und deren massenhaften Einzug in die Welt alltäglichster Gebrauchsgegenstände. Ob Werke von Salvador Dali auf der Bettwäsche, Andy Warhol auf der Wärmflasche oder die Bieruntersetzer mit Schöpfungen von Botticelli - die Aussteller versprachen am Montag in ihrer Ankündigung eine "amüsante Schau". Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nach Angaben des Museums erste Bestrebungen, die hehre Kunst aus ihrem elitären Dasein zu befreien und sie einem breiten Publikum zuzuführen.
 
Die Demokratisierung der Kunst war auch ein Anliegen der Zeitschrift "Kunst für alle", die es seit 1885 gab. Weitere Bemühungen in dieser Richtung gingen vom Bauhaus und den Wiener Werkstätten aus. In den 1960er und 1970er Jahren öffneten sich die Kunstinstitutionen und versuchten durch immer wiederkehrende Aktionen in den öffentlichen Raum vorzudringen, um ein breites Publikum zu erreichen. Alle diese Bestrebungen zielten jedoch auf eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den originalen Kunstwerken, sowohl der Kunstgeschichte als auch der Gegenwartskunst, ab. Eine "Überflutung mit Reproduktionen", wie sie uns heute weltweit im Alltag begegnet, war damit nach Angaben von Kuratoren Sigrun Brunsiek nicht gemeint.
 
Und genau damit beschäftigt sich die Ausstellung in Bergkamen. Sie zeigt reproduzierte Kunstwerke, die in unserer bilderübersättigten Zeit oft als "Rohmaterial" zu den unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt und damit häufig ins Absurde verkehrt werden. Sie dienen der Dekoration von Gebrauchsgegenständen ebenso, wie sie in der Werbung zum Einsatz kommen. Sie werden zur Illustration passender Lebensanschauungen ebenso herangezogen, wie sie auch ironisch-witzig verfremdet oder versatzstückartig zitiert werden können.
 
Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
 
 
Lüpertz schafft riesige Bergmannsplastik in Gelsenkirchen
 
Gelsenkirchen/Düsseldorf - In Gelsenkirchen hat am Montag der erste Spatenstich für ein im wahrsten Sinne des Wortes weiteres Kultur-„High“light im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 stattgefunden. Nach Angaben der Stadt wird der Schachtturm im Nordsternpark mit einem gläsernen Kubus und einer insgesamt 18 Meter hohen Bergmannsplastik des Düsseldorfer Künstlers Markus Lüpertz gekrönt und zur Aussichtsplattform umgestaltet. Der knapp 100 Meter hohe Turm zähle zu den sieben offiziellen RUHR.2010-Hochpunkten, hieß es in der Mitteilung weiter. Nach der Bewilligung von über sechs Millionen Euro durch die zuständige Bezirksregierung Münster werden nun die Ebenen 5 bis 11 im Förderturm zu einer musealen Ausstellungsfläche für Videokunst aus der Sammlung Goetz umgebaut. Außerdem soll eine öffentlich zugängliche Dachterrasse entstehen.
 
 
Erstes Oratorium zum Fall der deutsch-deutschen Mauer
 
Solingen - 20 Jahre nach dem Fall der deutsch-deutschen Mauer wird morgen in Solingen das erste Mauer-Oratorium uraufgeführt. Die Premiere findet im "Zentrum für verfolgte Künste" unter dem Dach des Kunstmuseums Solingen statt, hieß es am Montag in einer Vorankündigung. Autor des Oratoriums mit dem Titel "Wasser das zur Mauer wurde" ist der 73 Jahre alte Dramatiker Klaus Rohleder, Komponist ist der Italiener Joe Schittino, der bereits Lyrik und Theaterstücke des Thüringers Rohleder vertont hat. Mit der Uraufführung eröffnet die veranstaltende Else Lasker-Schüler-Gesellschaft rund um den Tag der Deutschen Einheit vom 1. bis 4. Oktober Lesungen und Zeitzeugenauftritte in Schulen des Bergischen Landes mit Autoren, die Gegner und Opfer der DDR oder im inneren Widerstand waren.
 
Der frühere Ost-Berliner ARD-Korrespondent Fritz Pleitgen moderiert am kommenden Samstag eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Was bleibt vom Aufbruch nach dem Abbruch?. Mit auf dem Podium sind die ehemaligen DDR-Autoren Erich Loest, Irina Liebmann, Susanne Schädlich, Lutz Rathenow, Jörg Bernig und Klaus Rohleder. Am kommenden Sonntag schließlich steht eine Matinee mit dem Schauspieler Peter Sodann auf dem Programm, mit einer Lesung an seinen Freund Alfred Matusche, der vor 100 Jahren geboren wurde. Der Nachlaß dieses mutigen DDR-Dramatikers ist dem Zentrum für verfolgte Künste übereignet worden. Die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft möchte mit den Veranstaltungen "die Erinnerung an das zweite diktatorische Regime im Deutschland des 20. Jahrhunderts wachhalten", hieß es in der Ankündigung weiter.
 
Redaktion: Frank Becker