Wuppertal im historischen Foto

Herbert Vesper und Herbert Günther sehen ihre Stadt

von Frank Becker

Die Fabrikstadt an der Wupper


 

         

 

Wuppertaler Momente
Bilder von GA-Fotoreporter Herbert Vesper
hrsg. von Peter Keller
© 2004 Sutton Verlag
127 Seiten, Broschur, ca. 230 Fotografien in s/w
17,90 €

 
Wuppertal - 1955-1990
Fotografen sehen ihre Stadt
hrsg. von Herbert Günther
© 2009 Sutton Verlag
95 Seiten, Hardcover, ca. 150 Fotografien in Farbe
19,90 €



Fotografie bewahrt die jüngere Geschichte

Jede Stadt hat ihre ganz eigene, intime Geschichte. Festgehalten wird die im günstigsten Fall von amtlichen Chronisten, Stadtarchivaren und Historikern, die sorgfältig notieren, sammeln, archivieren. Doch es gibt auch zwei weitere, unverzichtbare Quellen für die Bewahrung der Geschichte einer Stadt: Privatfotografie und Pressebilder. Der Erfurter Sutton Verlag hat sich zur Aufgabe gemacht, Regionalia in sorgfältig zusammengestellten Fotodokumenten zu publizieren. Die eigenwillige Stadt Wuppertal in Nordrhein-Westfalen wird dabei bemerkenswert umfangreich berücksichtigt. Eine Vielzahl historisch interessanter Bildbände über die 1929 aus den Städten Barmen und Elberfeld zusammengefügte und mit dem Kunstnamen "Wuppertal" versehene Stadt gibt Einblicke in die interessantsten Kapitel eines solchen Gemeinwesens: den Alltag. Einige Bücher haben wir Ihnen in den Musenblättern schon gezeigt. Zwei weitere der vielen über die "Fabrikstadt an der Wupper" (Paul Zech) im Sutton Verlag veröffentlichten Bildbände stelle ich Ihnen heute vor.

Der Fotoreporter Herbert Vesper (1926-1979) gehörte zu den ganz Großen seiner Branche, ein Bildchronist mit Blick fürs Detail und für das Wichtige im Alltäglichen, der für etwas mehr als zwei Jahrzehnte bis zu seinem frühen Tod der Fotograf des "General-Anzeiger der Stadt Wuppertal" war, eine markante Erscheinung und ein allenthalben beliebter Mann. Seinen verschollen geglaubten Nachlaß hat Peter Keller in Zusammenarbeit mit Bärbel Tückmantel ausfindig gemacht
und 230 Bilder für den Band "Wuppertaler Momente" zusammengestellt. Prominente Wuppertaler und prominente Gäste aus Politik, Kultur und Sport, Bilder des Wiederaufbaus der im Krieg zerstörten Stadt, der Verkehrsentwicklung, des Handels und der Industrie sind darunter. Wir sehen Skulpturen im öffentlichen Raum, die später ihren Standort gewechselt haben und Schnappschüsse aus dem Zoologischen Garten - ein buntes Kaleidoskop. Wer diese Zeit erlebt hat, wird manchen Anstoß zu persönlichen Erinnerungen bekommen.

Der Hobbyfotograf Herbert Günther hat 
weniger bei spektakulären Ereignissen auf den Auslöser seine Kamera gedrückt - er hat wie einige andere in seinem Buch vertretenen "Kollegen" schlicht und einfach den Alltag festgehalten. Der Bogen des Bandes "Wuppertal - Fotografen sehen ihre Stadt" spannt sich über die 35 Jahre von 1955-1990 und zeigt vieles, was es heute nicht mehr gibt, wie z.B. verkehrsreiche Straßen, die zu Fußgängerzonen wurden, verschwundene Warenhäuser mit bekannten Namen wie Hertie und DEFAKA und stillgelegte Straßenbahnen, Eisenbahnstrecken, Bahnhöfe und Theater. Daß Fortschritt nicht immer Vorteil ist, machen solche Fotos häufig deutlich. Das Buch zeigt ausschließlich Farbfotografien, was die Auswahl an Bildern der Fünfziger Jahre zwangsläufig einschränkt. Herbert Günther hat die Farben des vorhandenen Bildmaterials digital aufgefrischt, sodaß man einen lebendigen Eindruck von "damals" bekommt.

Weitere Informationen unter: www.suttonverlag.de