Ein freundliches Gespenst

Christine Nöstlinger - "Die Sache mit dem Gruselwusel"

von Jürgen Kasten
Gruselwuselig...
 
Ist es nicht was wunderbares, wenn Kinder keine Angst haben? Nein, ich glaube nicht. Es fehlt ihnen dann ja der natürliche Reflex, um Gefahren auszuweichen.
Joschi hat viele Ängste. Nicht einmal im Dunkeln schlafen will er. Wenigstens die Nachttischlampe muß brennen.
Seine Schwester nennt ihn deshalb Angsthase. Sie hat vor gar nichts Angst, obwohl sie viel kleiner als Joschi ist und noch in den Kindergarten geht. Das ärgert Joschi, und wenn er wütend ist, dann flucht er und benutzt böse Wörter. Das macht man nicht, sagt seine Oma. Nicht einmal „So eine Kacke!“ darf er sagen. Wenn er nicht fluchen darf, dann platzt er, meint Joschi. Denk dir einfach irgendein Wort aus, das es in Wirklichkeit nicht gibt, das hört sich nicht unanständig an und das kannst du benutzen, wenn du fluchen mußt, sagt die Oma.
 
Joschi denkt sich Gruselfurzwuselpups aus und die Oma findet das gut, denn sie bemerkt nicht die zwei unanständigen Wörter, die sich darin verbergen. Das reicht aber nicht. Er will sich auch noch was ausdenken, vor dem seine Schwester Angst haben könnte, um sie damit zu erschrecken. Aus Stoff- und Wollresten bastelt Joschi ein kleines Gespenst. Für die groß leuchtenden Augen baut er zwei Taschenlampen ein. Die Wollhaare befestigt er mit Klebstoff am Kopf. Hinterher kleben mehr Wollfäden an seinen Fingern, als an dem Kopf der lustigen Figur, die gar nicht erschreckend aussieht. „Gruselfurzwuselpups“ flucht Joschi. „Guten Abend“, sagt das kleine Gespenst höflich. Joschi hat es mit seinem Fluch erweckt. Seine Schwester hat natürlich keine Angst vor dem höflichen Gespenst, und Joschi hat sich ein Problem aufgehalst. Das kleine Gruselwusel verkündet nämlich, daß es ein Babygespenst sei und deshalb viel Zuneigung brauche. Außerdem hat es ständig Hunger auf Spinnweben. Was anderes ißt es nicht.
 
Wieder einmal ein herrlicher Spaß, den sich Christine Nöstlinger hier ausgedacht hat. Das gewohnt sorgfältig und fein aufgemachte Buch des Residenz-Verlages ist mit lustigen Bildern der Zeichnerin Franziska Biermann azsgestattet. Man kann es als Bilderbuchroman bezeichnen, der für Kinder zwischen 5 bis 7 Jahren empfohlen wird. Er eignet sich zum Vorlesen und Bildergucken, wie auch zum Selberlesen.
Christine Nöstlinger zählt inzwischen auch schon über 70 Lenze. Ihre kindliche Phantasie ist ihr nach wie vor erhalten. Unzählige Auszeichnungen erhielt sie für ihr Werk, zu dem bisher mehr als 100 Bücher gehören. Viele von ihnen wurden verfilmt, wie zum Beispiel „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ von Regisseur Hark Bohm oder „Konrad aus der Konservenbüchse“ von Ottokar Runze. Christine Nöstlinger lebt in Wien oder auf ihrem Bauernhof in Niederösterreich. Hoffentlich fallen ihr dort noch viele solch schöne Geschichten ein. Das Gruselwusel jedenfalls wird Ihren Kindern und auch Ihnen viel Spaß bereiten. Obwohl erst im September erschienen, ist nun bereits die dritte Auflage im Druck.
Beispielbild

Christine Nöstlinger
Die Sache mit dem Gruselwusel

mit Zeichnungen von Franziska Biermann

© 2009 Residenz-Verlag (Nilpferd)
gebunden, 64 Seiten
Format: 16,5 x 24 cm
ISBN: 978-3-7017-2060-6
€ 14,90, sFr. 27,90

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