TiC-Theater - „Sekretärinnen“ (Wiederaufnahme)
Die Sehnsucht schreitet
still durchs Land... Inszenierung: Ralf Budde - Musikalische Leitung: Stefan Hüfner - Musikalische Einstudierung: Julia Meier - Choreographie: Dana Großmann - Bühne: Sandra Beckmann - Kostüme: Kerstin Faber - Maske: Michaela Döpper Besetzung: Jana Konietzki (die naive Schwangere), Elisabeth Wahle (die desillusionierte Glücksucherin), Karolin Hummerich (die zufriedene Rothaarige), Sabine Henke (die Strenge mit Kaugummi), Martina Anhang (die begeisterungsfähige Ältliche), Isabelle Rotter (die kühl Distanzierte), Oliver Brick (Bürobote) Eine kleine Revue über große Gefühle Ralf Budde ist seine Inszenierung von Franz Wittenbrinks kleiner Revue über die gefühlvollen und emotionsgeladenen Bürodamen ebenso locker von der Hand gegangen wie kürzlich Wittenbrinks „Männer“. Leroy Andersons „The Typewriter" leitet – was sonst – natürlich das Spiel mit Tasten und Tabulatoren ein und dient auch als Pausen- und Schluß-Signal. Franz Wittenbrinks seit 1995 bundesweit mit ungebrochenem Erfolg aufgeführter Liederabend - wie er ihn selber bescheiden nennt - wurde von Budde für das TiC leicht überarbeitet und von Stefan Hüfner in hoher Qualität musikalisch eingerichtet. Was in der Bilanz der Buchhaltung herauskam, war ein höchst vergnüglicher Abend mit Liedern, Schlagern, Hits und Gassenhauern, der auf eine entbehrliche Handlung verzichtet und mit einer Schnur musikalischer Perlen ganz einfach das tut, was dem Publikum Freude macht: er unterhält herrlich!
Der Coup gelingt Sechs Stenotypistinnen verbringen unter dem Damoklesschwert eines schamlos fummelnden Chefs und unter der Aufsicht einer lyrikverliebten Bürochefin ihren Tag im Kontor mit Diktat, Abschrift, zärtlichem Telefonat, Frühstückspause, Tagtraum und Nabelschau. Sechs ganz unterschiedliche Typen hat Ralf Budde dem Leben abgeschaut und läßt sie in einer Palette von der Verliebten über die graue Maus, die Naive, die Süße und die Kühle bis zur Strengen unerhört lebensnah agieren. Das Ensemble hat in Soli, Chor und Choreographie einiges zu bieten und schaffte es, den Pegel des Amüsements ohne Kräfteverlust hoch zu halten. Bekannte Stücke von Hildegard Knef, Herbert Grönemeyer, Milva, Nina Hagen, Chicago, Otis Redding, Aretha Franklin u.v.a. werden knackig interpretiert, parodiert und karikiert. Und wieder einmal klappte der Coup: Oliver Bricks Metamorphose vom schüchternen Bürodiener zum schillernden Eros Ramazotti begeisterte mit Überraschungseffekt und behaarter Brust. Nicht nur die Damen auf der Bühne lagen ihm zu Füßen.
Ein Ensemble mit Talenten
Ein Ensemble mit beachtlichen Talenten brannte das zweistündige Liederfeuerwerk ab: Jana
In einem kühlen Grunde...
Im Schreibzimmer war Jana Konietzki, während sie Kekse, Gewürzgurken, Negerküsse und grünen
Elisabeth Wahle punktete nicht nur mit ihrem charaktervollen Auftritts-Solo „Ich bin stark“ (Gitte Haenning), mit schönen Harmonien im Trio mit Sabine Henke und Jana Konietzki: „Bei mir biste scheen“ und der Knef-Nummer „Ich zieh mich an und langsam aus“ (so muß das heißen). Auch mit Charme, herzerwärmendem Augenaufschlag und Kirschmund eroberte sie die Bühne im Handstreich. Sabine Henke hat Nina Hagens „Ich bin so geil“ und „Ich bin nicht deine Fickmaschine“ drauf und fordert berechtigt „Respect“– es wird eine tolle Ensemble-Nummer, ebenso wie „Sittin´ on the Dock of the Bay“ und das grandiose „Casanova“. Zuständig für Lyrik und schräge Töne: Martina Anhang. Ansonsten: schwungvoll gerührter Joghurt-Walzer, „Mein blonder Matrose“, „Männer“ und Karolin Hummerichs erotisch agressiver „Schwarzer Panther“ - ein rundes Vergnügen.
Weitere Informationen unter: www.tic-theater.de
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