Der Baader Meinhof Komplex

Anmerkungen zum Film

von Jürgen Kasten

Der Baader Meinhof Komplex
 
Anmerkungen zum Film
 
Menschen, die den Film zuvor im Kino sahen, rieten mir ab - er sei belanglos. Jetzt sah ich ihn dann doch neugierig im Fernsehen an. Die ARD strahlte ihn am 22. und 23. November 2009 als Zweiteiler aus, im Vorfeld als „Dokudrama“ groß beworben und vorab gelobt.
Mein eigenes politisches Erwachen geschah im Geiste der „68er“. Das unselige Wirken und Morden der RAF habe ich sehr bewußt miterlebt. Das oft naive Sympathisantentum nicht verstanden. Die zuvor überall aufkeimenden Studentenunruhen und Proteste gegen einen verkrusteten und nach rechts abdriftenden Staat dagegen wohl.
 
Bernd Eichinger (Produzent) und Uli Edel (Regie) haben nun versucht, das von Stefan Aust geschriebene Buch „Der Baader Meinhof Komplex“, filmisch umzusetzen und sind gescheitert. Die darstellerische Leistung der ersten Garde deutscher Schauspieler hingegen ist beachtlich. Was uns aber als ein Stück deutscher Geschichte geboten wird, nicht. Wer nicht die historischen Hintergründe und die Biografien der Bandenmitglieder kennt, wird alleine gelassen. Einzig die Charaktere der Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) werden mit ihrem familiären Umfeld etwas näher ausgeleuchtet. Alle anderen Charaktere bleiben diffus. Erzählt wird nur aus der Sicht der Täter, gezeigt ihre unbändige Wut auf den Polizeistaat, ihre grausame Lust an der Gewalt. Als Gegengewicht kleine Szenen, in denen ein väterlicher BKA-Präsident Herold (Bruno Ganz) versucht, die Motive der Terroristen zu hinterfragen. Das ist dürftig.
Die zweite und dritte Generation der Mörderbande, die für die Ermordung von Hanns Martin Schleyer und die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“, in der Folge für den Mord an Kapitän Jürgen Schumann verantwortlich ist, bleibt gänzlich ungezeichnet.
Mir scheint, Bernd Eichinger wollte hier einen kassenfüllenden Actionfilm herstellen, was ihm wohl auch gelungen ist. Was ich gesehen habe, ist eine Ballerballade á la  Bonnie und Clyde, sonst nichts - schade.
Im Anschluß sendete „Kontraste“ einen Beitrag, in dem wenigstens im Ansatz Ulrike Meinhofs Leben näher betrachtet wurde. Insgesamt keine Sternstunde im Sinne der öffentlich rechtlichen Fernsehgeschichte.