Das Basis- und Standardwerk zur DDR-Literatur

Metzler Lexikon DDR-Literatur

von Robert Sernatini
Ein Basis- und Standardwerk

Die Entwicklung, der DDR - auch literarisch - zu einem ganz anderen Deutschland hat sich schon sehr bald nach der Aufteilung des Reichsgebietes in alliierte Besatzungszonen und besonders mit der deutschen Teilung bei der Staatengründung West/Ost und schließlich nach 1961 vollzogen. War der Boden, auf dem die geistige Entwicklung sproß, auch exakt der selbe, so wurde doch anders gedüngt und es wuchs eine dichte Hecke, die auch sprachlich und literarisch die beiden Deutschland teilte. Daß die Blüten, welche die Literaturen in Ost und West hervorbrachten, durchaus anders dufteten, liegt da auf der Hand. Der Kalte Krieg schlug sich auch dort nieder.

Zwar wußte man bislang durchaus von all diesen Unterschieden, es wurden ja auch ungezählte Publikationen zum Thema veröffentlicht, Zeitungsartikel und Bücher geschrieben, doch es lexikalisch so umfassend aufzuarbeiten, wie es jetzt Michael Opitz und Michael Hofmann getan haben, blieb bis dato unerledigt. Mit dem Untertitel "Autoren - Institutionen - Debatten" umreißt das Autorenteam auch gleich die ganze Bandbreite dieses lesenswerten Buches, das nicht als gelegentlich zu Hand genommenes Nachschlagewerk ein sporadisches Dasein im Bücherschrank fristen wird. Das liegt daran, daß es aufgrund sorgfältigster Recherche ein vollständiges, spannendes Bild einer geschlossenen Kulturgesellschaft vermittelt. Die DDR hatte ihre Kulturschaffenden (fast) so gut im Griff, wie im Dritten Reich die braunen Machthaber die ihren. Wie Staat und Schriftsteller sich geschickt aneinander vorbei organisierten, wer wie systemtreu war, welche Verlage und welche Autoren einflußreich waren, weil sie das System stützten und welche ebenfalls einflußreich waren, weil sie es eben nicht taten, erzählt dieses Lexikon.

Ausführliche Beiträge zu allen namhaften Autoren der DDR stehen im Kontext zu Artikeln über Film, Bühne und Kulturpolitik, über politische Agitation, Ausbürgerung von Systemgegnern und Themenbereichen wie z.B. Tod, Mythos und Kriminalliteratur. Von großem Wert sind die jeweils einem Artikel nachgestellten, z.T. bemerkenswert umfangreichen passenden Anmerkungen zur behandelten Literatur/Thema. Eine Auswahlbibliographie (da sei der Druckfehler "-biographie" verziehen) und ein ausführliches Personenregister runden das unentbehrliche Buch, das für sich schon jetzt den Rang eines Standardwerkes reklamieren kann. Ein unbedingtes Muß für jeden Rezensenten, Kulturjournalisten, Literaturstudenten und Hochschullehrer, der sich mit der deutschen Literatur befaßt. Metzler hat wie auch zuvor schon z.B. beim Literatur-Lexikon und Autorenlexikon Basisarbeit geleistet.

Beispielbild


Metzler Lexikon DDR-Literatur
Autoren – Institutionen - Debatten

Michael Opitz/Michael Hofmann (Hrsg.)
unter Mitarbeit von Julian Kanning

© 2009 Verlag J.B. Metzler, 405 S., Gebunden
Preis: EUR 49,95
ISBN: 3-476-02238-2
ISBN: 978-3-476-02238-7

Weitere Informationen unter:
www.metzlerverlag.de