Wallenstein Oper von Jaromir Weinberger
Regie: Mathias Oldag - Musikalische Leitung: Jens Tröster - Bühne: Thomas Gruber - Kostüme: Nikolaus Rümmler
Besetzung: Teruhiko Komori (Wallenstein, Herzog zu Friedland) - Franziska Rauch (Thekla) - Nico Wouterse (Octavio Piccolomini / Dragoner) - Vincent Wolfsteiner (Max Piccolomini) - Elvira Dreßen (Gräfin Terzky) - Günter Markwarth (Graf Terzky) - Kai Wefer /Illo / Kapuziner) - Olaf Plassa (Buttler, Chef eines Dragonerregiments) - Peter Paul Haller (Graf Questenberg, kaierlicher Gesandter / Seni, Astrolog) - Bernhard Hänsch (Wrangel, schwedischer Oberst / Wachtmeister) - Marie-Luise Dreßen (Marketenderin / Mädchen)
u.a.m.
Opernchor, Philharmonisches Orchester
Eine Opernausgrabung
Wallenstein, jenes Großwerk Schillers, zu einer Oper umzugestalten scheint unmöglich. Dennoch gelang es Weinberger, indem er die drei Wallensteinabende zu einer scherenschnittartigen „Revue“
Mathias Oldag und seine Ausstatter Thomas Gruber (Bühne) und Nikolaus Rümmler (Kostüm) lassen diesen Wallenstein „light“ in einem Bunker spielen. Kondenswasser bedeckt den Boden, auf dem sich das Geschehen abspielt. Wallenstein steht auf dem Höhepunkt seiner Macht. Durch geschicktes Taktieren betreibt er den Krieg auf eigene Rechnung. Seine Vergütung durch den Kaiser besteht in Immobilien. Durch seinen Staat im Staat gerät er in den Fokus von Neidern, sein Stern sinkt. Für seine Söldner stellt sich die Situation anders dar, durch jahrelangen Krieg sind sie verroht, bar jeder Menschlichkeit. Und genau das stellt Oldag auch auf Bühne dar, in ästhetisch kalten Bildern wird gemordet und vergewaltigt.
Spiel der Mächte
Teruhilo Komori ist schon zu Beginn ein eher schwacher Mann, die Geschehnisse des Abends ziehen eher als Rückblick an ihm vorüber. Sein warmer Bariton glänzt im 2. Akt beim „Schuld“- Monolog ebenso wie in den temperamentvollen Ausbrüchen gegen Ende. Nico Wouterse ist ihm als
Die Schrecken des Krieges
Oldag zeigt in seiner Deutung die Schrecken des Krieges, die Unmöglichkeit der Liebe in politisch unsicheren Zeiten. Besonders beängstigend ist die Szene der Rekrutierung von Kindersoldaten. Der Chor unter Nikolaus Müller, so gut wie immer in Gera-Altenburg, dient der Regie und verstärkt so den mehr als positiven Gesamteindruck des Abends. Jens Troester nimmt die Partitur sehr ernst. Der Spätromantiker Weinberger klingt zwar häufig nach Wagner, Korngold und den beiden Sträußen, Operettenhafte Melodieläufe wechseln mit strammen Marschrhythmen, allen voran der „Pappenheimer“. Das klingt alles frisch und originell, auch für die abgeklärte Nachkriegsgeneration, die mit dieser Musik oft wenig anfangen kann. Ein ungewöhnlicher Abend ging mit tosendem Applaus für Sänger, Orchester und Regieteam zu Ende. Redaktion: Frank Becker |