Fantasyroman für Jugendliche

Emma Clayton - "Die goldenen Türme"

von Jürgen Kasten
Goldene Türme
 
Die goldenen Türme symbolisieren das reiche London. Die Upperclass wohnt dort. Ihre riesigen Eigentumswohnungen in den mehrere hundert Meter hohen Betonklötzen werden von der Sonne angestrahlt. Es ist sozusagen die zweite Etage der Millionenstadt. Das alte London darunter existiert noch. Dort in den Shadows hausen die Armen, die Lohnabhängigen und sie vegetieren in winzigen „Klappwohnungen“ mit schimmeligen Wänden. Teile der Unterstadt sind ständig von der Themse überflutet. In den anderen Städten des Landes sieht es ähnlich aus.
Seit eine weltweite Tierpest, die alle Lebewesen zu tollwütigen Bestien machte, die Kontinente überrollte, haben sich die Industrienationen entschlossen, sich einzumauern. Der Platz innerhalb der Mauern ist begrenzt und bedingt harte Existenzkämpfe. Außerhalb der Mauern haben die Menschen die gesamte Vegetation vernichtet, so den Tieren ihre Lebensgrundlage entzogen und sie damit alle ausgerottet.
 
In dieser Welt spielt die Geschichte der 12-jährigen Zwillinge Mika und Ellie und die ihrer Freunde und Familien. „Die goldenen Türme“ ist der Debütroman der englischen Drehbuchautorin Emma Clayton. Sie hat ihn für Kinder und Jugendliche geschrieben und alle Elemente hineingepackt, die Jugendliche interessieren und faszinieren könnten: Pubertätsstress in der Familie, Rivalitäten in der Schule, erste zaghafte Liebesannährungen, „mutierte Kinder“ mit übersinnlichen Kräften, böse Politiker, die sich Kraft einer Pille unsterblich machen wollen und vor allem ein Computerspiel namens „Pod-Fighter“.
Der Jugendminister gründete in den Schulen die Initiative „Fit-fürs-Leben“. Täglich trainiert man die körperliche Fitness der Kinder, zwingt sie das Wachstumsmittel „Fit-Mix“ zu trinken und lädt sie zu einem Wettbewerb ein. In computergesteuerten Simulatoren können sie mit „Pod-Fightern“ durch virtuelle Welten fliegen und immer höhere Level erreichen, je nachdem, wie viele Gegner sie abschieß. Unglaublich wertvolle Gewinne warten auf sie und ihre Familien.
 
Im Laufe des Wettbewerbs kommen Mika und seiner „Co-Pilotin und Bordschützin“ Audrey Zweifel, ob es sich hier noch um ein Spiel handelt oder hinter dem Ganzen nicht doch ein grausamer Plan steckt. Mika rückt immer weiter in die Spitzengruppe vor und macht nur deshalb weiter, weil er darin die einzige Chance sieht, seine vor einem Jahr entführte Zwillingsschwester lebend wieder zu sehen, denn dafür braucht er einen echten „Pod-Fighter“.
Die Geschichte ist flüssig und für Jugendliche ansprechend geschrieben. Sie verliert nie an Spannung, obwohl durchaus moralische Ansprüche eingearbeitet sind. Der Umgang mit der Natur und eine sozial gerechte Gesellschaft sind Themen, die in den Gedanken und Gesprächen der Kinder reflektiert werden. Das ist wirklich gut gemacht. Nach sich dramatisch überstürzenden Ereignissen siegt natürlich das Gute. Für meinen Geschmack fällt der Schluß allerdings ein wenig lahm aus. Es scheint, als ob die Autorin nach 500 Seiten unbedingt einen Schlußpunkt setzen wollte.
Der Verlag empfiehlt den Roman ab 11 Jahren. Ich würde ein Alter ab 14 vorziehen.
Beispielbild

Emma Clayton
Die goldenen Türme
 
Aus dem Englischen von Wolfram Ströle
© 2009 Ravensburger Buchverlag Otto Maier Gebunden, 512 Seiten
ISBN: 978-3-473-34739-1
€ 16,95 (D), € 17,50 (A), SFr. 32,70 (CH)
 
Weitere Informationen unter: www.ravensburger.de