Nobelpreis für Herta Müller

Für die Wuppertaler Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft

von Hajo Jahn

Foto © Gisela Scheidler
Nobelpreis für Herta Müller

Die Wuppertaler Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft ist stolz auf ihr Mitglied Herta Müller. Bei einer ELS-Veranstaltung im Wuppertaler „Rex“ erklärte die Autorin::
„Wenn sie mich in Rumänien zum Verhör holten, sagten sie, sie wüßten alles über mich. Aber ich ging mit meinen Gedanken in ein Gedicht und wußte genau, sie wissen gar nichts über mich.“
Wir haben Herta Müller - die an mehreren Else-Lasker-Schüler-Foren teilgenommen hat, u.a. in Israel und in Wuppertal - sowie an den Dichterlesungen in Asylbewerberheimen 1992 (in Schwerin) und die Mitglied der ELS-Gesellschaft seit 1993 ist - zum Nobelpreis herzlich gratuliert. Sie hat das ELS-Büro im Jahr 2000 an der Herzogstr. 42 in Wuppertal mit einer Lesung eröffnet, war 2001Teilnehmerin bei Lesungen und Diskussionen im Rahmen des Else-Lasker-Schüler-Forums in Israel und viele Jahre lang Vorstandsmitglied.
Unsere Namenspatronin Else Lasker-Schüler feierte mit ihren Eltern „WEIHNUKKA“; aus Anlaß der jüdischen und christlichen Feste wünschen wir alles Gute mit der Nobelpreisrede von Herta Müller.
Mit der Nobilitierung Herta Müllers wird der Blick auf die Themen gelenkt, die diese Autorin bewegen: Die Erfahrungen im totalitären Ceausescu-Regime, die Verfolgung von Schriftstellern u. a. Intellektuellen, die widerständig sind in Diktaturen, zensiert, eingesperrt, verfolgt und vertrieben werden. Sie schildert diese Erfahrungen ohne falsche Sentimentalität, übersetzt die historische Wirklichkeit mahnend kompromißlos in eine unnachahmliche, poetische Sprache. Der Schreckensherrschaft setzt sie eigene Wortschöpfungen entgegen wie einst Else Lasker-Schüler - „Atemschaukel“ ist eine davon. Die Heimatlosigkeit, von der das Nobelpreiskomitee in seiner Würdigung spricht, kommt aus ihrer Erfahrung des Totalitarismus, der Allgegenwart von Angst, Mißtrauen und Gewalt. Herta Müller ist eine der wichtigsten Stimmen jener Entwurzelten, die aus ihren Heimaten fliehen mußten und noch immer vertrieben werden, solange es machtgierige Politiker gibt. Diesem Ziel dient auch unser „Zentrum für verfolgte Künste“ (in Solingen; Sie sind herzlich eingeladen).
Angesichts der zunehmenden „Ostalgie“, der Verklärung der untergegangenen kommunistischen Diktaturen gibt die verdiente Ehrung für Herta Müller ihrem und unserem Anliegen noch mehr Gewicht.

Lesen Sie morgen und übermorgen hier die Nobelpreisrede von Herta Müller.

Mit freundlichen Grüßen
Hajo Jahn