Wir sind Kulturhauptstadt 2010

Ein Ausflug zur Zeche Zollverein

von Jürgen Kasten

Foto © Jürgen Kasten
Wir sind Kulturhauptstadt 2010
 
Ein Ausflug zur Zeche Zollverein
 
Die offizielle Eröffnungsvorstellung am Samstag den 09. Januar 2010 war den 1200 geladenen Gästen vorbehalten. Provinziell, wie das gesamte Ruhrgebiet, merkte Hagen Rether später süffisant an. Ich saß im Trockenen vor dem Fernseher. Die Ruhrhymne von Herbert Grönemeyer komponiert und vorgetragen – na ja.

Am Sonntag machten wir uns dann selber auf dem Weg. Die Parkplätze sind gesperrt, kommen Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, schreibt der Veranstalter in der vorzüglich gestalteten Internetseite www.ruhr2010.de . Also Anreise mit der S-Bahn bis Hbf. Essen. Von dort gings mit Shuttlebussen zur Zeche Zollverein. Hundertausend sollen dort gewesen sein. Sie verliefen sich auf dem riesigen Gelände. Draußen herrschte Volksfestatmosphäre; Bühnen, Essensstände, Getränke aller Art,

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Großbildleinwände, Musik, Clowns, Luftballons und viel Schnee. Mit zunehmender Dunkelheit zeigte sich die ganze Pracht der illuminierten Zechenkulisse. Grönemeyer nuschelte in einer Endlosschleife von allen Leinwänden. Die Beschallungsanlagen lieferten einen glasklaren Klang. Nach dem fünften Anhören ging Grönemeyer in die Tanzbeine, der Sound groovt vorzüglich.
Vor den Hallen bildeten sich lange Schlangen. Das neue Ruhrlandmuseum präsentierte sich, namenhafte Kabarettisten traten im Stundentakt auf, der WDR moderierte auf einer Zeltbühne ein buntes Programm – und alles ohne Eintritt. Für einige Veranstaltungen mußten allerdings vorher Karten reserviert werden.

Wir schauten uns eine Performance mit Lutz Förster an. Jérôme Bel inszenierte sie und ließ Förster sein bisheriges tänzerisches Leben Revue passieren, mit vielen Tanzeinlagen und natürlich dem Schwerpunkt Pina Bausch und dem Tanztheater Wuppertal. Danach ging es zu dem Comedian Piet Klocke, der den Saal schier krank lachen ließ. Es folgte als Kontrast Hagen Rether, der in gewohnt sarkastischer Manier die politische Landschaft bloßstellte und auch nicht mit Gesellschaftskritik sparte. Als eingesessener Essener konnte er nicht umhin, die lokalen Kulturbonzen durch den Kakao zu ziehen. Natürlich begleitete er sich selber auf dem Piano, schließlich habe er an der Folkwanghochschule Musik studiert; aber das merke man nicht mehr, lächelte er ins Publikum. Gleich darauf strafte er sich Lügen und trug gekonnt einige Songs vor.

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Ein lohnender Tagesausflug. Leider hat die Deutsche Bahn nicht mitbekommen, daß hier ein kulturelles Großereignis stattfand. Nach Veranstaltungsende gegen 23:00 Uhr fuhren keine Shuttlebusse zum Bahnhof und, da es inzwischen nach Mitternacht war, auch keine S-Bahnen mehr Richtung Wuppertal.

Nach stundenlangem Warten auf letzte Züge und einer dreistündigen Odyssee durch das gesamte Ruhrgebiet, landeten wir trotzdem um 02:20 Uhr glücklich in unserer lieben Heimatstadt. Die Parkplätze waren übrigens nicht gesperrt; aber völlig autofrei, weil alle mit der Bahn anreisten.
Verschaffen Sie sich einen Überblick und machen Sie sich selber auf den Weg. Unmengen lohnender Veranstaltungen folgen.