Baden und Plantschen in der Kunst

Badeszenen vom späten Mittelalter bis zur unmittelbaren Gegenwart im Kunstmuseum Ahlen

von Andreas Rehnolt
Ausstellung über das
Baden und Plantschen
in der Kunst 
 
Rund 150 Badeszenen vom späten Mittelalter
bis zur unmittelbaren Gegenwart

im Kunstmuseum Ahlen
 
 
Ahlen - "Intimacy! Baden in der Kunst" lautet der Titel einer Ausstellung im Kunstmuseum Ahlen, die seit Sonntag historische Entwicklungen, inhaltliche Bedeutungen sowie vor allem künstlerische Reflexionen zum Thema Baden präsentiert. Nach Angaben von Kuratorin Martina Padberg ist Baden "ein menschliches Urbedürfnis." Kulturelle Vorstellungen über Hygiene und Sauberkeit, aber auch über Schönheit, Sexualität und Religion, wurden und werden über dem Umgang mit Körperpflege und Reinlichkeit vermittelt, hieß es zum Auftakt der bis zum 25. April laufenden Schau.
 
Präsentiert werden rund 150 Arbeiten von 90 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Stefan Balkenhol, Joseph Beuys, Pierre Bonnard, Fernando Botero, Louise Bourgois, Gustave Caillebotte, Edgar Degas, Albrecht Dürer, David Hockney, Ernst Ludwig Kirchner, Wilhelm Lehmbruck, Èdouard Manet und Bill Viola. Die gezeigten Exponate reichen vom späten Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart und kommen sowohl aus internationalen Museen als auch aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Zu sehen sind Badeszenen als Ölgemälde, Zeichnungen, Druckgraphiken, Skulpturen, Fotografien, Videos und Installationen.
 
Berühmte Geschichten aus der Bibel und der antiken Mythologie ranken sich um das Motiv des Badens, so etwa "Susanna im Bade", der biblischen Bathseba oder der römischen Jagdgöttin Diana, die den Jäger Aktaion in einen Hirsch verwandelte und von seiner eigenen Hundemeute töten ließ, nachdem er sie nackt beim Bade gesehen hatte. Momente des verbotenen Hinschauens und des heimlichen Erkennens spielen dabei eine zentrale Rolle. Profane Badeszenen boten den Künstlern seit Albrecht Dürer die Möglichkeit, den ansonsten verborgenen weiblichen Körper nackt zu betrachten und darzustellen. In der Moderne befragen Künstlerinnen und Künstler bisherige Schönheits- aber auch Moralvorstellungen. Auch die mit der Nacktheit verbundene Schutzlosigkeit hat Eingang in Bilder gefunden, die Grenzüberschreitungen und Tabubrüche visualisieren.

Willem Drost - Bathseba, 1654
 
Wasser diente jedoch seit jeher nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur spirituellen oder moralischen Erneuerung. Eingetaucht ins Wasser verliert der Körper seine Schwere und seine Bodenhaftung. In der Taufe, bei der rituellen Fuß- oder Handwaschung reinigt sich der Mensch in seiner körperlich-seelischen Ganzheit. Der Leitgedanke der umfassenden Erneuerung, der sich etwa im Bild des Jungbrunnens ausdrückt, hat bis heute in der Konzeption von Wellness-Oasen überdauert und wird ebenfalls künstlerisch reflektiert. Die Ausstellung zeigt auch Bilder, auf denen das Bad zum Tatort wurde, etwa das um 1794 entstandene Gemälde aus der Werkstatt von Jacques-Louis David, das den Jakobiner Marat zeigt, der während eines Wannenbades erstochen wurde.
 
Zur Ausstellung ist im Wienand-Verlag Köln ein Katalog mit dem Titel "intimacy! Baden in der Kunst" erschienen. Herausgeber sind: Burkhard Leismann und Martina Padberg. Der 352 Seiten starke Band mit zahlreichen Abbildungen kostet 49,80 Euro und ist im Buchhandel mit der ISBN-Nummer: 978-3-86832-020-6 erhältlich.
 
Das Museum ist dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Weitere Informationen unter: www.wienand.de
 
Redaktion: Frank Becker