Aktuelles aus der Kultur - heute: Bühnen-Nachrichten

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt

Thema heute: Bühnen-Nachrichten



Künstler halten Schauspielhaus-Pläne in Köln für jeck
 
Mit einem eigenen Wagen wird am Rosenmontag für den Erhalt des bestehenden Theaterbaus geworben
 
Köln - Die Pläne der Stadt Köln, das bisherige Gebäude des Schauspielhauses der Domstadt abzureißen und durch einen knapp 300 Millionen Euro teuren Neubau zu ersetzen, beschäftigen jetzt auch die Karnevalisten. Mit einem eigenen Wagen für den Rosenmontagszug am kommenden Montag wollten Kulturschaffende und Freunde des närrischen Brauchtums nach Angaben vom Montag deutlich machen, daß ein Verbleib in dem aus den 1950er Jahren stammenden Gebäude durchaus sinnvoll ist. Der Stadtrat hatte Ende Dezember nach jahrelangen Diskussionen den Abriß beschlossen. Dagegen macht nun auch eine Initiative mit dem Namen "Mut zu Kultur - Inhalt vor Fassade" Front. Sie hat ein Bürgerbegehren für den Erhalt und die Sanierung des Theaterbaus gestartet.
 
Sollten sich bis zum 17. März 23.000 Kölner Bürger in die Unterschriftenlisten eingetragen haben, muß sich der Stadtrat erneut mit dem Thema Schauspielhaus befassen. Wenn der Rat der Stadt dann das Anliegen ablehnen sollte, kommt es zum Bürgerentscheid. Die Präsenz beim Rosenmontagszug mit einem eigenen Wagen wird das Anliegen der Kulturschaffenden weit über die Grenzen der Domstadt hinaus bekannt machen. "In Zeiten knapper Kassen, in denen zahlreiche soziale und kulturelle Einrichtungen in ihrer Substanz gefährdet sind, ist es schlicht jeck, rund 300 Millionen Euro für ein neues Theatergebäude auszugeben, das mit deutlich weniger Geld so saniert werden kann, daß man weiter darin spielen kann", so einer der Initiatoren am Montag.
 
Die Gegner der Abriß- und Neubaupläne werfen den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung vor, sie hätten das Theatergebäude über viele Jahre hinweg "verwahrlosen" lassen und die desolate Situation somit selbst herbeigeführt. Auch die Argumente einer städtebaulichen, auf Zukunft gerichteten Umgestaltung des Offenbachplatzes wollen die Abrißgegner nicht gelten lassen. Die vermeintliche architektonische Verschönerung könne durchaus negative Folgen haben. Zudem sei schon vor dem anvisierten Abriß-Start Mitte des Jahres absehbar, daß die Kosten für den Neubau deutlich teurer würden und somit eine neue Kostenfalle für die Stadt entstünde.
 
 
Uraufführung "Haus des Friedens" in Bonn
 
Bonn - "Haus des Friedens" lautet der Titel eines Stücks, das am 24. Februar im Theater Bonn seine Uraufführung erlebt. Bei dem Werk handelt es sich nach Angaben des Theaters vom Wochenende um eine Auftragsproduktion von Lothar Kittstein. Es handelt - hoch aktuell - vom deutschen Verhältnis zum Krieg, zum Fremden, zur Bedrohung durch den Terrorismus und nicht zuletzt zum eigenen Land. Ort der Handlung: Ein fremdes Land, ein Haus im Gebirge mit Stille und  Einsamkeit. Hier haben drei deutsche Soldaten auf einer Erkundungsfahrt Unterschlupf gefunden. Ihr Wagen ist defekt, sie sitzen fest.
 
Ihr Auftrag ist klar: Den Frieden im Land sichern, Demokratie ermöglichen, neue Strukturen aufbauen. Doch je länger die Situation währt, desto mehr bricht sich Bahn, was im soldatischen Leben keinen Platz hat und den Auftrag gefährdet. Die Spannungen und Sehnsüchte des Trios werden stärker – bis schließlich die Situation eskaliert. Das Stück kommt in der Regie von Stefan Heiseke auf die Bühne.
 
 
Kulturstiftung des Bundes fördert internationale Theaterkooperationen
 
Aus NRW nutzen in diesem Jahr das Schauspiel Bochum und die Westfälischen Kammerspiele Paderborn den "Fonds Wanderlust"
 
Bochum/Paderborn - Unter dem Titel "Fonds Wanderlust" fördert die Kulturstiftung des Bundes in diesem Jahr wieder internationale Theaterkooperationen mit insgesamt vier Millionen Euro. Der im Jahr 2008 für internationale Theaterpartnerschaften ins Leben gerufene Fonds ermöglicht deutschen Stadt-, Staats- und Landestheatern die Zusammenarbeit mit Bühnen im europäischen und außereuropäischen Ausland. Gefördert werden feste Partnerschaften für die Dauer von zwei bis drei Spielzeiten. Die Zusammenarbeit reicht dabei vom Austausch künstlerischen Personals über Gastspiele bis hin zu gemeinsamen Produktionen. In diesem Jahr erhalten 15 Projekte eine finanzielle Förderung in Höhe von bis zu 150.000 Euro.
 
Aus Nordrhein-Westfalen nehmen 2010 zwei Theater am "Fonds Wanderlust" teil. Im Mai wird sich ein ganzes Stadttheater auf die Reise begeben. Das Team um Bochums designierten Intendanten Anselm Weber wird vier Wochen beim niederländischen Musiktheater-Ensemble Veenfabriek in Leiden unter der Leitung des niederländischen Regisseurs und Musikers Paul Koek zu Gast sein. Voltaires philosophisch-satirische Erzählung "Candide" über die Irrfahrt eines Zöglings aus Westphalen, der als unverbesserlicher Optimist durch die Welt reist, dient den Theatern als Vorlage, um die Lebenssituation und das Zusammenleben der Menschen im heutigen Ruhrgebiet angesichts von Wirtschaftskrise und Strukturwandel zu untersuchen. Auch im folgenden zweiten gemeinsamen Projekt sollen – diesmal anhand des "Don Quijote"-Stoffes – die aktuellen Veränderungen im Ruhrgebiet als Modellregion für die Zukunft erforscht werden.
 
Das zweite Projekt aus NRW ist eine Kooperation der Westfälischen Kammerspiele Paderborn mit dem Huajuyuan-Theater im chinesischen Tsingtau (Qingdao). Die Stadt, 1898 als deutscher Kolonial-Handelsstützpunkt gegründet, ist bis heute bekannt für deutsche Architektur und die Produktion von Bier nach deutscher Braukunst in China. An der Universität Paderborn gibt es im Gegenzug eine Fakultät, an der ausschließlich Studenten aus Qingdao studieren und die einen regen wechselseitigen Austausch begründete. Die Theaterkooperation schließt an die historischen und gegenwärtigen Verknüpfungen an.
 
Als Motiv für die gemeinsame Produktion wurde eine reale Begebenheit gewählt, die als Theaterstück in Märchenform mit einem deutsch-chinesischen Ensembles inszeniert und an beiden Orten aufgeführt wird. Der deutsche Dramatiker Andreas Sauter konnte als Autor für das Stück gewonnen werden, dessen Ausgangspunkt die Geschichte eines europäischen Jungen ist, der seine ersten Lebensjahre in China verbrachte und dorthin als siebzigjähriger Mann zurückkehrt, um ein Andenken, einen gestohlenen "Drachenzahn", zurückzubringen. Die Theaterpartnerschaft hat zum Ziel, die unterschiedlichen Schauspielstile beider Länder zu erkunden und über Workshops, Personalaustausch und ein Rahmenprogramm die jeweilige Auffassung von Heimat und Fremde kennenzulernen.
 
Die Bandbreite der Produktionen im Rahmen des "Fonds Wanderlust" reicht vom Puppentheater über Tanzprojekte bis hin zu Jugendprojekten und Theater für die Allerkleinsten. Geplant sind unter anderem zweisprachige Koproduktionen, Stückaufträge und Rechercheprojekte sowie theatralische Interventionen im Stadtraum. Der Austausch von Mitarbeitern wie Regisseuren, Maskenbildnern, Autoren, Technikern und Schauspielern sowie die gegenseitige Einladung zu Gastspielen ergänzen die umfangreichen Planungen der Theater.

Redaktion: Frank Becker