Tunten, Torten, Travestie

„The Sexy PappNasenShow 2010”

von Frank Becker

René Gligée - Foto: www.mitteblond.com
„The Sexy PappNasenShow 2010”
Tunten, Torten, Travestie
 
Cabaret und Parodie
im Remscheider Rotationstheater
 
Wer zur Karnevalszeit, quasi mitten in der Session, hinter dem auch noch aus Köln kommenden Programm mit dem Titel „The Sexy PappNasenShow 2010“ eine sessionsgebundene Schunkelveranstaltung erwartet hätte, wäre ziemlich überrascht gewesen. Denn ohne Tusch, Bütt und Pappnase quirlte eine sexuell etwas anders orientierte Truppe über die kleine Bühne des Lenneper Kellertheaters. Da aber anscheinend abgesehen von der anwesenden Lokalpresse alle Gäste im Remscheider Rotationstheater Eingeweihte waren, die z.B. auf René Gligées Stichwort „Hömma“ unisono „Hölle!“ intonierten, war die von Holger Edmaier organisierte und moderierte Show mit „Fönfieber“ (Britta Weyers, Barbara Gescher, Anja Schmiel), den Torten von „Mittelblond“ (Marcos Schlüter, Michael Mühl) und „Die Billige Manuela“ (Jürgen Berger) eher eine geschlossene Veranstaltung.
 
Künstler der Kölner Schwulenszene und ihrer Randbereiche hatten sich zum ersten Mal für eine kleine NRW-Tournee zusammengetan, um sich mit einem bunten Abend auch mal außerhalb Kölns vorzustellen. Da das anscheinend als Geheimtip gehandelt worden war, trafen sie selbst im Bergischen Remscheid-Lennep auf ein relativ großes Auditorium, was der animierten Stimmung im Saal äußerst zuträglich war. Was allerdings eine Mutter umtrieb, mit ihrer 9-jährigen Tochter (Ann-Sophie) ein Schwulen-Cabaret zu besuchen, blieb selbst den deutlich konsternierten Künstlern ein Rätsel. Ein Kind mit rektalen Späßen zu konfrontieren, scheint mir unverantwortlich. Diese Kritik richtet sich auch und besonders an das Theater, das dem Kind Einlaß gewährt hat. Kartenverkauf kann nicht alles sein.
 
Ansonsten aber war es ein recht vergnüglicher Abend, bei dem Travestie mal unangestrengt und entspannt wirkte, einfach nur lustig war, wo teils recht anspruchsvolle Chansons mit Stimme und

Britta Weyers - Foto: www.foenfieber.de
Talent gesungen und Texthänger bei Parodien mit originellem Extemporé ausgebügelt wurden. Ich denke da an das zwar völlig vergurkte, aber sympathische Duett Al Bano/Romina Power „Felicitá“ mit Holger Edmaier und Britta Weyers. Michael Mühl überzeugte mit gediegenem Vortrag und schauspielerischem Talent, René Gligée gab zwar ein wenig schrill, doch originell und sympathisch die Schwuchtel und Jürgen Bergers Billige Manuela machte ihrem Namen gezielt und witzig alle Ehre. Wenn auch die Luft im zweiten Teil nach einer gut halbstündigen Pause ein wenig raus war, gab es doch noch als Höhepunkt den Auftritt der Damen von „Fönfieber“ mit Barbara Gescher am Klavier, der hervorragenden Anja Schmiel am Englischhorn und der bezaubernden Sängerin und Fönerin Britta Weyers. Die rissen mit der Bond-Parodie „License to Fön“ wieder alles raus. Wenn auch nicht ganz jugendfrei: überwiegend heiter, eine kuriose Party mit Unterhaltungswert.
 
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