Tourismus in Österreich - Rückblick und Vorschau 2010

Ein Kommentar und Bericht

von Theo Reisner

Gustav Mahler - Foto © Österr. Theatermuseum
Tourismus in Österreich -
Rückblick und Vorschau 2010


Bericht von der Fachmesse ACTB
in Wien Ende Januar 10
 
 
So holprig wie die Abkürzung klingt auch der volle Name jener touristischen Fachmesse, die für Österreich und seine Nachbarländer als Nummer 1 gilt: „austrian and central european travel business 2010“. 1976 gegründet, bot sie Ende Januar rund 900 „Einkäufern“ sowie 500 Anbietern aus insgesamt 53 Nationen eine ideale Plattform, neue Kontakte zu knüpfen und/oder alte zu vertiefen. Bei einer Gelegenheit wie dieser stehen natürlich Erfolgsnummern der Vergangenheit sowie Tourismus-Projekte der Zukunft, die zu Bestsellern werden könnten, im Mittelpunkt.
 
Zunächst zum Rückblick: Petra Stolba begleitete als Geschäftsführerin der Österreich-Werbung das zweitägige Fachbesucher-Programm und hielt sich genauso wie die Abgesandten der Regierungen von Ungarn, Tschechien, der Slowakei und aus Slowenien nicht lange mit den mageren Zahlen des Vorjahres auf. Wobei Österreich mit einem Minus von 1-2 Prozent bei den Übernachtungen sowie bei den Ankünften (Gesamtzahl aller Gäste) deutlich besser davonkam als alle Nachbarn rundum. Auch das Minus von 2,6 Prozent deutscher Gäste 2009 blieb hinter den Prognosen zurück. Insgesamt 750.000 Jobs hängen dort vom Tourismus ab, das ist jeder 5. Arbeitsplatz in Österreich. Auf so hohem Niveau schmerzen im Minus-Bereich selbst Zehntel - Prozente - über 32 Millionen Urlauber aller Länder haben 2009 in der Alpenrepublik immerhin 39 Milliarden Euro ausgegeben, und das ist in einer sogenannten Wirtschaftskrise ein beachtlicher Erfolg. Und für ein kleines Land wie Österreich eine Menge Geld. 
 
2010 wird jedenfalls aufs Gas getreten. Etwa mit dem Jubiläumsprogramm zum 150. Geburtstag von Gustav Mahler. Der Musiker und Dichter gilt als Wegbereiter der Moderne und wird im Theater an der Wien sowie im Wiener Konzerthaus gewürdigt. Seine Sommerfrische am Attersee ehrt ihn mit den „Steinbacher Philharmonischen Konzerten“. Der Großteil seiner Werke entstand am Wörthersee, deshalb steht dort ein Musik- und Kunstfest mit zeitgenössischen Mahler-Interpretationen auf dem Sommer-Programm.        
 
Anderes Beispiel: Auf Initiative der Tiroler startet im Herbst die Aktion „The Alps“. Damit soll der mitteleuropäischen Alpenbogen erstmals mit einer Stimme sprechen und dieser sensible Raum für Gäste attraktiver werden, ohne einer neuen Wachstums-Euphorie das Wort zu reden. Dafür werden z.B. spannende Angebote aus den Alpen im Rahmen der „AlpsAward“ prämiert und verbreitet sowie ein Fachsymposium veranstaltet (Herbst 2010, Innsbruck). „Zusätzlich integriert wird eine innovative Trendbörse“, heißt es im Rahmen einer Erst-Präsentation auf der ACTB ´10 - schon wieder holprig ... zumindest die Erwartungen befinden sich schon auf hohem Niveau.         
 
Last, but not least - Hans Schenner als ranghöchster Touristiker in Österreichs Wirtschaftskammer (u.a. Mit-Inhaber der Österreich-Werbung) bringt die Top-Meldung der Saison:
Aus seinem Haus stammt nach zweijähriger Vorbereitung das neue System für Hotel-Sterne (Start 1.1.10.). Angeschlossen haben sich Deutschland, die Niederlande, Tschechien, Schweden, die Schweiz und Ungarn. Nur in Österreich gibt es schon praktische Erfahrungen, und die sind vielversprechend. Bis der Markt durchdrungen ist, werden wohl noch zwei Jahre vergehen, weitere Länder wollen sich anschließen. Wenn Hotels dadurch über viele Grenzen hinweg nun (endlich) direkt vergleichbar sind, ist das für jedermann genauso hilfreich wie die Tatsache, daß die bisher eher statischen Meß-Parameter erkennbar entrümpelt wurden.  Das bringt viel Transparenz und Leistungsansporn ins Geschäft mit den immerhin rund 150 Millionen (potentiellen) Gästen der Start-Länder.  

Gustav Mahler, Notenblatt 7. Sinfonie - © Österreich-Werbung

Der neue europäische Sternekatalog enthält 270 Kriterien, aus denen insgesamt maximal 860 Punkte gesammelt werden können. Bestimmte Mindestbedingungen müssen selbstverständlich von allen Sternen-Träger erfüllt werden. Die Punkte-Abgrenzungen zwischen den „Rängen“ sind aber flexibler geworden: Zusatzpunkte in wichtigen Bereichen können z.B. Schwächen in anderen Bereichen bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Bei 3, 4 und 5 Sternen gibts nun ein „S“ extra - für extra Dienstleistungen. In Zukunft werden uns demnach 8 Sterne aus einem einzigen Hotel-Firmament zur Auswahl angeboten: Die im internationalen Tourismus unbedeutenden 1- und 2-Sterne-Häuser, dann 3 Sterne, 3*S, 4 Sterne, 4*S, 5 Sterne und 5*S. Klingt komplizierter als zuvor, ist es aber nicht. Vor allem die (inzwischen) massive Anhäufung von Hotels im 3- und 4-Sterne-Feld wird damit noch einmal unterteilt und gibt so dem geneigten Gast Hinweise auf glasklare Qualitäts- und Infrastruktur-Unterschiede.