Bilder(bücher)-Grüße vom Osterhasen

Alte Schätze, neu verlegt vom Alfred Hahn´s Verlag bei Esslinger

von Jürgen Kasten und Frank Becker

Bilderbücher für Kinder, Junggebliebene
und Sammler
 
Rechtzeitig zu Ostern kommen Frühling, Schneeglöckchen und Hasenbücher
 
In gut zwei Wochen ist Ostern, das Frühjahr hat nach dem grimmig harten, langen Winter schon zaghaft angeklopft, die Schneeglöckchen bevölkern mit zartem Klingeln die Vorgärten und die Sonne schaut hie und da vorsichtig hervor. Wir drücken die Daumen und können nur hoffen, daß es in diesem Jahr vielleicht einmal wieder möglich sein wird, die Ostereier für die Kleinen im Garten zu verstecken.
Früher hatte ja Ostern die Besonderheit, daß nach den Ferien für die Kinder die Schule anfing. Es hatte schon etwas, die I-Dötzchen mit dem Frühling in das, was man den „Ernst des Lebens“ nannte, zu entlassen. Da stand man dann mit dem ledernen Tornister auf dem Schulhof, links baumelte der Schwamm, rechts der Lappen am Bändel aus dem Ranzen, angebunden an die holzgerahmte Schiefertafel. Noch ein Griffelkasten dazu, die Fibel, das wars. Das Abenteuer Schule konnte beginnen. Bald schon machte man sich voller Stolz alleine auf den Weg zur Schule, der erste Schritt zum erwachsen werden. (bec)
 
Die Häschenschule und ein Epigone
 
Im Jahr 1924 hat der berühmte Karikaturist und Illustrator Fritz Koch-Gotha das Thema Schule für Kinder auf die Welt der Hasen übertragen und damit eines der zauberhaftesten und langlebigsten Bilderbücher der deutschen Verlagslandschaft geschaffen: „Die Häschenschule“. Ein Klassiker reinsten Wassers. Albert Sixtus hat die heiteren Verse dazu geschrieben. Dieses zum Vorlesen und gemeinsam Anschauen gemachte Bilderbuch - in die detailreichen Illustrationen können sich die Kinder später auch alleine vertiefen - das den Alltag in einer Dorfschule von damals  hervorragend spiegelt, hat die Zeitläufe und gesellschaftlichen Veränderungen unbeschadet überlebt. Lehrreich war es damals für die Kleinen und ist es heute ebenso. Zwar stellt heute kein Lehrer mehr die ungezogenen Rangen in die Ecke und am Ohr wird auch nicht mehr gezogen, aber ansonsten kann man den pädagogischen Prinzipien von Ordnung, Benehmen und Bildung durchaus beipflichten. Heute ist der hübsche Band noch genauso liebenswert wie zur Zeit seines Entstehens, was den anhaltenden Erfolg erklärt.
 
Der Alfred Hahn´s Verlag bei Esslinger hat neben vielen anderen klassischen Kinderbüchern auch die Häschenschule in anspruchsvoller Qualität wieder neu aufgelegt. Als treffliche Ergänzung ist im gleichen Format 19,5 x 20,5 cm das erstmals 1947 erschienene Bilderbuch „Ein Tag in der Häschenschule“ von Anne und Rudolf Mühlhaus dazugekommen, das ebenso reizend einen Hasen-Schultag, halt um rund 25 Jahre moderner beschreibt. Beide Bücher, die nebenbei in Halbleinen und bester Druckqualität schöne Stücke auch für Sammler sind, kann man heute auch den kleinen Kindern anbieten. Es wird nicht schaden, sie für eine Weile damit vom Fernsehen und von Computerspielen abzuhalten.
Esslinger bietet auch, wie oben erwähnt, andere klassische Kinderbücher wie „Mecki“, „Lurchi“ u.a. mehr an. Ein Paradies für Nostalgiker und Junggebliebene. (bec)
 
Fridolin der Osterhase
 
Eines der durch seine großartigen Jugendstil-Zeichnungen kostbarsten Bilderbücher seiner Zeit ist „Fridolin der Osterhase“ von Ernst Kutzer und Adolf Horst. Es ist ein Märchen in der Tradition von Grimms und Bechsteins Sammlungen oder H.C. Andersebns Kunstmärchen. Auch dieses wunderschöne Buch ist in der Klassiker- Edition bei Esslinger in hoher Qualität neu aufgelegt worden. Hier allerdings hat unser Kritiker Jürgen Kasten, der die Illustrationen uneingeschränkt lobt, zu diesem Band und zu dem Bändchen „Lampes Wochenende“ pädagogische Bedenken, die er deutlich zum Ausdruck bringt:

Ernst Kutscher war ein bekannter Kinderbuchautor der Zwanziger Jahre. Entsprechend seine Verse nach dem Motto: Erziehung braucht eine strenge, züchtigende Hand, damit aus den Kleinen rechte Mitglieder der Gesellschaft werden.
Fridolin der Bauernsohn ist ein verspielter Luftikus. Vor jeder Arbeit auf dem Hof wie auch vor der Schule drückt er sich und redet sich mit Lügen heraus. Lieber geht er träumend in den Wald. Dort begegnet er einer Hexe, die ihn in einen Hasen verwandelt und zu der Osterhasenfamilie in die Lehre gibt. Zu einem fleißigen Häschen wird er dort erzogen und wenn es mal nicht so klappt „Hei, wie er das Stöcklein zu kosten dann kriegt!“ Nach einem harten, lehrreichen Jahr steht Ostern vor der Tür und alle Hasenkinder ziehen mit ihrer Kiepe los, um die lieben Menschenkinder zu beschenken. Dabei begegnet Fridolin einem Hahn, der den Hasen das Eierlegen streitig machen will. Gottseidank hat Fridolin seinen Haselstock dabei und kann den Hahn in die Flucht schlagen. Puh, das war ganz schön schwer, „Denn das weiß ja jedermann, auch das Prügeln, das strengt an.“
Das Happyend naht, Fridolin verwandelt sich in einen kleinen Jungen zurück, wird wieder in der Familie aufgenommen und das ganze Dorf bewundert diesen lieben, hilfsbereiten Buben.
Gegen die Bilder ist nichts einzuwenden, der Text ist pädagogisch allerdings mehr als antiquiert. Das gehört heutzutage in keine aufgeklärte Kinderstube. Für den Bücherschrank von Sammlern und Liebhabern schöner Reprint-Ausgaben alter Kinderbücher aber eine willkommene Ergänzung. Für kleine Kinder nicht empfehlenswert. (jk)
 
Lampes Wochenende
 
Hier heißt es im Untertitel „Ein lustiger Hasenausflug“. Haslinchen und Haslenchen verbringen mit
ihrem Bruder Häsi und den Eltern ein Wochenende auf dem Land. In der Pension „Zum grünen Kohl“ steigen sie ab, tollen in Wiesen und Wäldern herum, lernen allerhand Tiere kennen, müssen ihren Bruder aus dem Teich retten, nachdem er aus dem Boot fiel, fallen abends todmüde ins Bett und kehren schließlich vergnügt in die Hasenstadt zurück.
Petersens Zeichnungen sind wirklich herzallerliebst und auch das Versmaß läßt nichts zu wünschen übrig. Eine nett erzählte kleine Bildergeschichte, die wohl auch eher für die Nostalgiker unter den Sammlern gedacht ist. Wer antiquarische Kinderbücher liebt und das Original nicht hat, wird es als Faksimile gerne in seinem Bücherschrank bewahren. (jk)
 
 
Die Häschenschule
Text: Albert Sixtus / Illustrationen: Fritz Koch-Gotha
© Alfred Hahn´s Verlag bei Esslinger
Reprint 2010 (Die Originalausgabe erschien 1924)
32 Seiten, Halbleinen, 19 x 21 cm,
ISBN 978-3-480-40008-9
€ 9,95 / € (A) 10,30 / sFr 18,50
 
Ein Tag in der Häschenschule
Text und Bilder: Rudolf Mühlhaus und Anne Mühlhaus
Überarbeitete Reprint-Ausgabe 2010 (Die Originalausgabe erschien 1947)
40 Seiten, Halbleinen, 19 x 21 cm,
ISBN 978-3-480-40024-9
€ 9,95 / € (A) 10,30 / sFr 18,00
 
Fridolin der Osterhase
Ernst Kutscher und Adolf Holst
© 2003 Alfred Hahn´s Verlag, Esslinger Verlag J.F. Schreiber
21x27 cm, 48 Seiten, (Reprint) Halbleinen (Originalausgabe 1919), ISBN: 3-87286-285-5
€ 10,90 (D), € 11,20 (A), sFr 19,50 (CH)
 
Lampes Wochenende
Herbert Kranz und C.O. Petersen
© 2009 Alfred Hahn´s Verlag, Esslinger Verlag J.F. Schreiber
16x18 cm, 32 Seiten, Reprint, Halbleinen (Original aus den 20er Jahren), ISBN: 978-3-480-40006-5
€ 7,95 (D), € 8,20 (A), sFr. 14,90 (CH)

Weitere Informationen unter: www.esslinger-verlag.de

Redaktion: Frank Becker