Die Heimkehr des Odysseus

Claudio Monteverdis "Il ritorno di Ulisse in patria" in Wuppertal

von Martin Freitag

Joslyn Rechter, Banu Böke - Foto: Wuppertaler Bühnen


Monteverdi á la bonheur!
 
Besuchte Vorstellung: Premiere am 15.01.10
 
Eine durch und durch stimmige Aufführung von Claudio Monteverdis "Il ritorno di Ulisse in patria", "Die Heimkehr des Odysseus", gibt es an der Wuppertaler Oper anzuschauen. Jakob Peters-Messer gelingt im eigentlich recht schlichten Bühnenbild von Markus Meyer eine wirklich beispielhaft zeitlose Inszenierung des Mythos mit der Verkettung von Personentypen, die uns auf der Straße begegnen könnten. Das Spiel beginnt unter Außenseitern, ein fast nackter Mann gibt die "menschliche Zerbrechlichkeit", Timothy Sharp macht das sehr ansehnlich und vor allem anhörbar, wenn er sich später als Titelheld mit einer Unzahl an farbigen Zwischentönen entpuppt, sein Bariton klingt äußerst flexibel, wenn auch ein wenig höhengefährdet. Thomas Schubert und Ute Temizel schälen sich als Tempo und Fortuna (Zeit und Schicksal) aus den Pennerklamotten und streiten sich mit einer Prostituierten (Amore) um die eigene Wichtigkeit für den einzelnen Menschen. In dieser Szene zeigt sich der musikalische Grundduktus des Abends, stetige Textverständlichkeit, was fast bedauern läßt, daß man auf Italienisch singt, Monteverdis Musik klingt lyrisch und immer den Aspekt des Dramas betonend. Die Stimmen werden im Belcanto auf dem Silbertablett serviert, was Boris Brinkmann mit dem auf Alte Musik bestens eingestimmten Sinfonieorchester Wuppertal hervorragend gelingt - Cembalo, Chitarrone und Barock-Cello frischen das herkömmlich Instrumentarium auf. Man könnte allenfalls nach einem etwas dramatischeren Ansatz fragen, doch warum Erbsen zählen?
 
Stimmlich angeführt wird die Sängerriege von der wahrlich göttlichen Banu Böke als Amore und Minerva, mit betörendem Sopran legt sie die Latte recht hoch, denn schöner kann man sich diese Musik nicht gesungen denken. Joslyn Rechter hangelt sich mit spannend timbrierten Mezzo noch sehr an der Intonation vorbei, ihre Penelope bebt jedoch voll innerer Spannung, im zweiten Teil ist sie dann auf Linie geführt angekommen. Christian Sturm gefällt mit lyrischem Tenor als Sohn Telemaco, Miljan Milovic mit etwas tieferem als Eumete dem Hirten. Nathan Nortrup, Marco Agostini, Thomas Schobert geben ein exquisit infames Freiertrio, zu den Partien paßt manch rauherer Ton. Miriam Scholz ist eine solide, etwas zu junge Amme Ericlea. Der Iro von Peter König ist trotz Indisposition bestens in der Lage, diese groteske und pralle Partie mit Leben zu füllen.
Ein wirklich runder Abend, der Monteverdi auch den "normalen" Opernbesuchern nahe bringen könnte.
 
Die nächsten Aufführungen gibt es am 28. März und am 3. April .
Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de