Hi Ho, Silver!

"The Lone Ranger" jetzt auf DVD

von Frank Becker
Hi Ho, Silver!
 
Sechs unerschrockene Texas Ranger ziehen gegen eine Verbrecher-Übermacht in den Kampf, geraten aber durch den Verrat des Halbbluts (!) Collins in einem Canyon der Badlands in einen Hinterhalt der brutalen Cavendish-Bande. Ein einziger von ihnen überlebt schwer verletzt: John Reid. Er wird von dem Indianer Tonto, dem er einst selbst das Leben gerettet hatte, gefunden, als der alte Freund mit dem Indianernamen Kemo Sabe erkannt und gesundgepflegt. Als Reid wieder bei Kräften ist, beschließt er, die Arbeit seiner ermordeten Freunde zu beenden und für jeden getöteten Texas Ranger 100 Verbrecher vor Gericht zu bringen. Schießen will er nur zur Verteidigung und allenfalls um zu verletzen, nie aber um zu töten. Neben den Gräbern seiner fünf Kameraden wird ein sechstes gefälscht, um ihn für tot gelten zu lassen, auf daß er im Geheimen seine Mission erfülle.
 
Wilhelm Tell läßt grüßen

Fortan reitet er zu Rossinis Wilhelm Tell-Ouvertüre“ als Titel-Thema auf einem strahlend weißen Pferd (dem er en passant das Leben rettete, indem er einen aggressiven Büffel mit einem einzigen Revolverschuß niederstreckte) als „The Lone Ranger“ zu Felde, trägt eine schwarze Maske, einen weißen Hut und stets ordentlich gebügelte Klamotten. Tonto, rein zufällig auch allein auf der Welt, schließt sich ihm mit seinem gescheckten Paint Horse Scout an. Schon nach drei Fortsetzungen sind die Übeltäter um Cavendish dingfest gemacht, aber es gibt im Wilden Westen genug listige und gewissenlose Schurken, denen der Lone Ranger das verbrecherische Handwerk legen muß – immer an seiner Seite sein treuer Schimmel Silver und sein radebrechender Freund Tonto ...
Unser Held lebt übrigens von den Erträgen einer geheimen Silbermine, die zufällig in seinem Besitz ist und nun von einem dritten Vertrauten, dem kauzigen Ex-Ranger Jim Blaine ausgebeutet wird. Auch die legendären Silver Bullets, Visitenkarte des maskierten Kämpfers gegen Korruption, für Recht und Gerechtigkeit, für Witwen und Waisen, werden dort gegossen. 
 
Edler Groschenroman-Held

Sie merken schon, liebe Leser, wir haben es bei dieser nun 61 Jahre alten amerikanischen Fernsehserie, die ihrerseits zuvor schon 1933 als Radioserie in den USA mit Erfolg gesendet wurde, mit dem guten alten Groschenheft-Western á la Tom Prox, Tom Mix und Billy Jenkins zu tun, Heftchen, die wir unter der Schulbank und in der heimlichen Bude verschlungen haben. Ab 1949 für das US-Fernsehen von George W. Trendle and Fran Striker entwickelt, kamen die Filmchen zu je ca. 25 Minuten erst zehn Jahre später auf die damals noch raren deutschen Fernsehschirme. Aber sie eroberten sofort vor allem die jugendliche Seherschaft. Helden wurden gebraucht, edle zumal. Und genau ein solcher war Clayton Moore (1914-1999) als „The Lone Ranger“, der einsame Reiter mit der Maske.
Überladen mit Klischees, mit der scharfen Trennung zwischen Gut und Böse, einer Schwarz-Weiß-Zeichnung, zu der das s/w-Fernsehen genau paßte und mit heute geradezu lächerlich anmutenden Stunts, Tricks und Kameraführungen ist „The Lone Ranger“ alles andere als die heute übliche perfekte TV-Stromlinien-Kost. Und doch haben die Filmchen, in denen der Lone Ranger in den unmöglichsten Situationen den Gegnern die Waffen aus den Schurkenhänden schießt, mit enormen Sporen an den Stiefeln Felswände erklimmt und weder der weiße Hut des Helden von je Staub bedeckt ist, noch sein Hemd einen Schweißfleck zeigt, etwas harmlos Unterhaltendes. Zwar rauh im Ton, dämlich und hölzern im Dialog und oft genug unmotiviert in der Aktion sowie bar jeder Logik und völlig unglaubwürdig in fast jeder Situation ist das alles recht grotesk, doch mit einem stets höflichen und mit tadellosen Manieren ausgestatteten Helden ausgestattet auch wieder liebenswert.  
 
Mit Silver, Tonto und Scout gegen Schurken

Des gar nicht so einsamen Reiters Freund Tonto, der bis zur 52. Folge (mehr sind bis dato nicht wieder aufgelegt) weiter „ich haben gemacht“, „du sollen kommen“ oder „jetzt ich helfen dir“ radebrecht, ohne je dazuzulernen, ist immer dabei, stets mit akkuratem Mittelscheitel, ebenso staubfrei und ein Gutmensch wie sein maskierter Kamerad, der natürlich nie und nirgends erkannt wird. Gemeinsam ziehen sie durch die Lande wie Jahrzehnte später das A-Team und sorgen für Gerechtigkeit. Damit es spannend bleibt, tappen sie aller vorgeblichen Schlauheit und Intelligenz zum Hohn in allerlei Ganoven-Fallen, aus denen sie dann stets doch ihre Überlegenheit rettet oder andre Gutmenschen einspringen. Leider haben die Filme nur den deutschen Synchron-Text, der O-Ton wäre sicher ein zusätzlicher Gewinn. Ich werde mir diese 52 Filmchen sukzessive an den nächsten Regentagen mit viel Knabberzeug und natürlich Limonade - der Lone Ranger trinkt selbstverständlich nicht! - zu Gemüte führen wie zu Kindertagen. Sie können das ab dem 15. April tun, wenn die erste Staffel mit 8 DVD und 20 Stunden Dauer in den Handel kommt. Ein wehmütiges Wiedersehen.

The Lone Ranger / Staffel 1
8 DVD
Originaltitel:
The Lone Ranger (TV-Serie, Western, USA 1949-50)
Insgesamt ca. 1.215 Minuten

Clayton Moore (John Reid) und Jay Silverheels (Tonto)
© Lone Ranger Fanclub

FSK 6
Darsteller:
Clayton Moore als John Reid (The Lone Ranger)
Jay Silverheels als Tonto
Ralph Littlefield als Jim Blaine
Regie: diverse
Extras:
Die erste Episode der Serie „Big Valley“: „Die Rebellion im Big Valley“, Die erste Episode der Serie „High Chaparral“: „Eine Ranch wird getauft“, Fotogalerie, Wendecover, Trailer
Sprachen/Ton: Deutsch (Mono DD)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bst.-Nr. 502713, EAN 4006680050829
DVD im Handel ab 15.04.10
 
Weitere Informationen unter: www.kinowelt.de
Schauen Sie sich unbedingt auch die Fanclub-Seite an: www.lonerangerfanclub.com
und: www.fiftiesweb.com/tv/lone-ranger.htm