Miró in Münster

Das Graphikmuseum Pablo Picasso zeigt die poetische Bildwelt des Katalanen

von Jürgen Koller
Joan Miros farbige (Tag-)Träume
 
„Ich träume nie... Aber wenn ich wach bin, dann träume ich ständig“
(Joan Miro).
 
Das Graphikmuseum Pablo Picasso
zeigt die poetische Bildwelt des Katalanen
 
 
Für Kunstliebhaber ist seit zehn Jahren das Graphikmuseum Pablo Picasso im ehemaligen Druffelschen Hof und im benachbarten Hensenbau im westfälischen Münster eine feine Adresse. Wechselausstellungen über das lithografische Werk des Genies, aber auch Präsentationen des Schaffens seiner Zeitgenossen bestimmten im zurückliegenden Dezennium das Ausstellungsprofil des Museums.
Angefangen hatte es damit, daß der Graphiker Gert Huizinga  in den 1960er und 1970er Jahren eine umfangreiche Sammlung von Picassos Lithografien zusammengetragen  hatte. Diese einzigartige Sammlung, die bis auf sechs oder acht Blätter über alle jemals von Picasso geschaffenen Lithografien verfügt, teils sogar Abzüge von Zwischenzuständen beinhaltend, wurde vom Sammler in eine Stiftung eingebracht. Mit Unterstützung der westfälisch-lippischen Sparkassen, der West-LB und der Westfälischen Provinzial-Versicherungen entstand dann im Jahre 2000 das Graphikmuseum Pablo Picasso.
 
Die 50. Ausstellung im Jubiläumsjahr 2010 präsentiert noch bis zum 6. Juni mit über einhundert Werken Jan Miros poetische Bildwelt als „die Farbe seiner Träume“. Diese vorzügliche Schau umfaßt die gesamte Bandbreite seines künstlerischen Werks von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen über Keramiken bis hin zu Grafiken. Auch ungewöhnliche Bildträger wie eine Makimo, ein an asiatischen Vorbildern orientierter bemalter Seidenstoff oder eine Tapisserie aus dem Jahre 1973 werden vorgestellt. Der Bogen der Werkauswahl spannt sich über einen Zeitraum von fünfzig Jahren, beginnend 1914 bis in die späte Phase der 70er Jahre.
Die ausgestellten, selten in Deutschland gezeigten Meisterwerke stammen aus der Maeght Collection in Frankreich. Der Verleger und Galerist war seit 1947 nicht nur Miros Kunsthändler, sondern auch dessen Freund.
 
Der 1893 in Barcelona geborene und 1983 in Palma de Mallorca gestorbene Künstler war auf vielen Feldern der Bildkunst zu Hause. Die erste Paris-Reise 1920 wurde für Miro zu seinem „künstlerischen Erweckungserlebnis“. Er war einer der ersten bildenden Künstler, der sich der von den Literaten André Breton und Philippe Soupault erdachten und realisierten Surrealismusbewegung angeschlossen hatte. Miro unterschrieb das Manifest der Nach-Dada-Bewegung und stellte 1925 mit anderen Malern der Künstlervereinigung in Paris aus. Doch setzte er die Traumhaftigkeit des Surrealismus nie mit letzter Konsequenz um und trieb das Spiel mit dem Unbewußten nicht bis an die letzte Grenze des bildnerisch Machbaren. In den 1940er Jahren arbeitete Miro eng mit Alexander Calder zusammen - es entstanden sogenannte Constellationen aus Holz und Metall (Calder) und Gouachen (Miro).
Das Erkennungszeichen von Miros Kunst sollte aber seine enge Bindung zur Dichtkunst sein, die ihm ein Leben lang zu vielfältiger Auseinandersetzung mit künstlerischen Themen, Formen und Techniken anregte. „Verbalsprache und Bildsprache kombinierte Miro zu einem neuen Sprachgefüge, das nicht auf realer Kommunikation basierte, sondern das er als Zeichen-Sprache, als poetische Assoziation seiner Formen, Farben, und Figuren betrachtete.“ (Klaus Hübner in kunst:art)
 
Die Präsentation in Münster zeigt das ganze Spektrum von Miros farbenfrohem Kosmos. Das Werk dieses großen Künstlers des 20.Jahrhunderts fügt sich  vorzüglich in das Pablo-Picasso-Museum ein.
 
Joan Miro / Die Farbe seiner Träume
noch bis 6. 06. 2010
Graphikmuseum Pablo Picasso
Picassoplatz 1 (ehem. Königstr. 5) - D-48143 Münster
Telefon:  +49-251-4144710
Di - So 10 -18 Uhr, Eintritt: 10 €, erm.8 €
 
Weitere Ausstellungen im Jubiläumsjahr:
Jacques Henri Lartique – Fotos von der Côte d’Azur oder - Das Paradies auf Zeit
(18.06. – 22.08.2010)
Pablo Picasso – Im Atelier des Künstlers
(28.08 – 21.11.2010)
Paul Klee – Grafik: Werke aus dem Zentrum Paul Klee Bern
(28.11.2010 – 13.03.2011)
 
Redaktion: Frank Becker