Trouble in Tahiti & Blue Monday
Jazzopernraritäten am MiR
Premiere am 28.3.2010
40 junge Musikerinnern und Musiker im Alter zwischen 15 und 25 Jahren bilden das MiR-Jugend-Orchester. Eine großartige Einrichtung, die man an den sogenannten großen Häusern vermißt. Mit großem Elan, Mut und bemerkenswerter Sachkenntnis haben die jungen Herrschaften diesmal zwei wirkliche Raritäten höchst anspruchsvollen Notenmaterials von Leonard Bernstein und George Gershwin einstudiert: „Trouble in Tahiti“ & „Blue Monday“.
Kennen ersteres noch einige Musikfreunde, so ist letzteres praktisch hierzulande unbekannt. Das ist vorbildliche Theaterarbeit, und Hausherr Michael Schulz hat mittlerweile auch durch seine grandiose und hervorragende Repertoire-Auswahl bewiesen, daß er in diesen Zeiten der richtige Mann auf dem Direktorensessel ist. Das Musiktheater im Revier gehört daher, nicht nur aufgrund der herausragenden Architektur die mittlerweile 50 Jahre jung geworden ist, sondern wegen der tollen und engagierten Arbeit, die hier geleistet wurde und weiterhin wird, zu den Lieblingshäusern vieler Theater-Kritiker, auch und besonders des OPERNFREUNDs - wenn nur die grausig unübersichtliche Homepage nicht wäre. Aber: Nobody ist perfect!
Die jungen Musiker waren von Clemens Jüngling bravourös vorbereitet, und reüssierten in den manchmal doch recht heikel zu spielenden Jazz/Opern-Passagen bemerkenswert sicher. Groß war die Freude über den gelungenen ersten Teil, wo man noch schwarz in schwarz dezent professionell gekleidet musizierte, dann besonders im zweiten Teil, wo Teile des Orchester in die Handlung (Aufnahme-Szenerie in einem Musikstudio) integriert wurden. Die stark gelockerte und der Zeit angepaßte Kleidung motivierte nun zu besonders cooler Spielweise. Da groovte man nun richtig ab. Klasse Leute!
Beide Stücke fordern gute Sänger und so bewiesen bei „Trouble in Tahiti“ Almuth Herbst (Dinah) und Charles E.J. Moulton (Sam) ganz nachdrücklich, daß man über die Musicalfähigkeit gerade das opernhafte Element betonen muß, damit die Story nicht allzu banal alltäglich herüberkommt. Beide Künstler zeigten sich darstellerisch und gesanglich hochkompetent und überzeugten nachhaltig - bezaubernd auch das im Sinne eines klassischen Handlungs-Chores eingesetzte Jazz-Trio mit Christa Platzer, Jeffery Krueger und Michael Dahmen. Das war bestes professionelles Entertainement!
Im nur gut halbstündigen zweiten Teil „Blue Monday“, einer fatalen Kurzgeschichte um Liebe, Eifersucht und Mord, überzeugten die nämlichen Künstler nicht weniger, ergänzt durch die lässig coole Rolle des Aufnahmeleiters Alexander Poetsch. Eine schöne Milieustudie, die Regisseur
Ein sehr schöner Abend mit ausgesuchten raren Werken, die auch abgebrühten Opern bzw. Musicalfans noch Genuß bereiten, und wir erlebten ein Jugendorchester, welches nach vorsichtigem Herantasten dann doch der Swing, Blues und Bebop dieser einmaligen, großen Musik mitriß. Verdientes Bravo an alle Beteiligten! Nur noch drei Termine: 16./20 und 24.April. Unbedingt hinfahren!
Redaktion: Frank Becker |