Gelsenkirchen
Die lustigen Weiber von Windsor
Von Otto Nicolai, Text von Ritter von Mosenthal
Nach einer Komödie von William Shakespeare
Spielfreude, Spaß auf der Bühne und wunderbare Musik Premiere am 17.4.2010
Nicolai nannte sein Werk eine „komisch-fantastische Oper“. Von nicht wenigen Musikfreunden wird das Werk heute eher als „Operette“ betrachtet. Durchaus berechtigt, wenn man z.B. die
Zwar könnte ich mir die Musik noch ein bisserl peppiger vorstellen, was aber Johannes Klumpp aus dem Opernorchester „Neue Philharmonie Westphalen“ zaubert, hat schon seinen Reiz. Gerade in der Traumsequenz der Mondscheinszene, heuer als Ouvertüre vor den dritten Teil gesetzt, bezaubern die Streicher regelrecht durch Anmut und Schönheit. Der Chor ist wie immer von Christian Jeub gesanglich wie auch darstellerisch tadellos und immer einsatzaktiv. Bei einer Umfrage hat das Team vom OPERNFREUND, nicht zu Unrecht, gerade den Chor des MiR auf Platz eins in NRW gesetzt.
Die gesangliche Seite wirkt diskutabel. Während Lars-Oliver Rühl (Fenton) und Michael Tewes (Falstaff) alles perfekt ausloteten, klang die restliche Sängerschaft zwar schön, aber durchweg absolut textunverständlich, besonders bei den Damen fiel das auf. Ob es nun an den extrem schall- und tonschluckenden Bühnenaufbauten liegt oder ob heutige Sänger einfach das textverständliche Operettensingen (was ja sehr schwer ist) nicht mehr gewohnt sind, mag dahingestellt sein. Dabei mußte ich immer an Placido Domingos Wagner-Interpretation denken, wo ich einst schrieb: „Man versteht wirklich kein einziges Wort – aber wunderschöööön klingt alles!“ Im MiR hat man sich dankenswerterweise zu Übertitelungen entschlossen, wobei die Anlage am Premierenabend natürlich prompt öfter ausfiel. C´est la vie! Es trübte diesen schönen Abend in keinster Weise.
Besonderes Lob für die herrlichen Bühnenbilder (Christof Hetzer), Requisiten und Kostüme (Christina Nyffeler). Einer schnöden Ikea-Schrankausstellung folgt das realistische Ambiente einer örtlichen Freibad-Lokalität, schließlich übergehend in ein traumwandlerisches Finale mit riesigen Pilzen und Phantasiebildern, wie auf einem gigantischen Kinderspielplatz für Erwachsene; vielleicht sieht die Welt nach dem Genuß eines Haschischpfeifchens oder eines geeigneten Pilzgerichtes so bunt und schillernd bzw. wunderbar „waldwebend“ aus. Auch von Alice im Wunderland hatte das was (die kleine Alice nascht ja auch an halluzinogenen Pilzen).
Fazit: Was für eine phantasievolle und intelligente Regiearbeit, so kann man die alten Schinken wieder fürs Musiktheater aufpäppeln - so muß es gemacht werden, dann sind große Komponisten wie Otto Nicolai nicht mehr verloren. Das Publikum jedenfalls war ebenso begeistert wie der Kritiker. Bravo! Mal wieder ein höchst unterhaltsamer Opern-Abend am Musiktheater im Revier.
Weitere Informationen unter: www.musiktheater-im-revier.de
Redaktion: Frank Becker |