Als Comedy noch kein Schimpfwort war

Monty Python: Almost the Truth – The Lawyer’s Cut

von Eugen Egner
Monty Python: Almost the Truth
– The Lawyer’s Cut
 
Als Comedy
noch kein Schimpfwort war
 
In den Neunzehnhundertsechzigern hatten es die Briten besser als der Rest der Welt, denn sie brachten damals nicht nur in der Rockmusik, sondern ebenso auf dem Gebiet der Komik Jahrhundertphänomene hervor. Letzteres hatten sie allerdings bereits in den Fünfzigern geschafft, als sich Spike Milligan, Peter Sellers und Harry Seacombe zusammengefunden hatten, um die von der BBC produzierte Goon Show auf ein so überraschtes wie beglücktes Radiopublikum loszulassen (so etwas konnte anscheinend nur in Großbritannien geschehen). Und Abkömmlinge dieser grotesken, absurden, surrealistischen und völlig wahnsinnigen Goons waren in direkter Linie die Herren John Cleese, Michael Palin, Terry Jones, Eric Idle und Graham Chapman, die gemeinsam mit dem US-Amerikaner Terry Gilliam etwas auf die Beine stellten, das zum Bedeutendsten zählt, wozu die westliche Unterhaltungskultur je fähig war: Monty Python. Wie sich zeigen sollte, handelte es sich gar um den Gipfel der Komikkultur, und seit dem Ende von Monty Python ist auch in diesem Bereich eitel Niedergang zu beklagen.
 
Dokument der einstigen Größe des Abendlandes
 
Die Alltagswelt ist inzwischen zu wahnsinnig geworden, um von künstlerischen Konzepten in puncto Absurdität noch überboten werden zu können. Selbst aus Großbritannien kam seither nichts nennenswertes mehr, nur noch Mist wie Mr. Bean oder teilweise Gelungenes doch stets Epigonales wie etwa die Armando Iannucci Show. Man muß die Tatsache akzeptieren, daß es sich im Wesentlichen ausgelacht hat. Europa und die USA scheinen eine in dieser Hinsicht eher weniger fruchtbare Phase zu durchlaufen, als Komik-Ersatz wird dem Volk von Unbefugten massenhaft „Comedy“-Spam verabreicht, und aus dem Orient kommt definitiv auch kein Licht. Also ist die aussterbende Spezies der qualitätsbewußten Komikfreunde auf Konserven angewiesen. Zum Glück gibt es ja (noch) Bild- und Tonträger (in Form rasch wechselnder Speichermedien), die von einstiger Größe des Abendlandes künden. Und für all diejenigen, die die Werke von Monty Python in ihrem privaten Museum horten, gibt es seit kurzem die ideale, ja unverzichtbare Ergänzung: die opulente DVD-Box Monty Python: Almost the Truth - The Lawyer’s Cut.
 
Natürlich inklusive Dead Parrot und Ministry of Silly Walks
 
Das Konzept erinnert ein wenig an die Anthology der Beatles, was gewiß kein Zufall ist. Die Monty Python-Protagonisten standen von Anfang an der an den Goons geschulten britischen Rockmusik-Szene nahe: Pink Floyd und Led Zeppelin gehörten zu den Sponsoren des Films The Holy Grail, und George Harrison nahm sogar eine Hypothek auf seine Villa auf, um The Life of Brian zu finanzieren. Zudem war in der Frühphase der Python-Truppe die Zusammenarbeit mit der Bonzo Dog Band wichtig für die Entwicklung des Formats von Monty Python's Flying Circus.
Auf der Verpackung von Monty Python: Almost the Truth - The Lawyer’s Cut steht: 6 verdammte Stunden + Extras, und das ist keinesfalls übertrieben. Die 3 DVDs enthalten sogar mehr als siebeneinhalb Stunden zum Teil bisher unbekannten Materials. Neben ausgewählten Sketchen () gibt es Interviews mit den fünf überlebenden Mitgliedern Michael Palin, Terry Jones, Eric Idle, Terry Gilliam und John Cleese (der 1989 verstorbene Graham Chapman ist in zahlreichen Archiv-Aufnahmen zu erleben) und jede Menge Entstehungsgeschichte.
Die erste DVD dokumentiert den Werdegang der einzelnen Mitglieder und die gesamte „Frühgeschichte“ des Ensembles einschließlich des riesigen Erfolgs der Fernsehserie „Monty Python's Flying Circus“, die von 1969-1974 produziert wurde. Auf Disc 2 erfährt man alles über die Entstehung der Kinofilme The Holy Grail, The Life of Brian und The Meaning of Life sowie die legendäre Show Monty Python Live at the Hollywood Bowl. Disc 3 bietet die besagten „klassischen“ Sketche plus ausführliche Interviews und "Outtakes from the cutting room floor". Und alles mit dem ausdrücklichen Segen des Rechtsanwalts!
 
Muß man haben!
 
Auch wenn man hier nur fast die Wahrheit über das geniale Sextett erfährt, bekommt man doch wirklich sehr viel für sein Geld! Monty Python-Fans müssen diese wunderbare Edition haben!
Unser Rat: Unbedingt kaufen!
 
„Monty Python - (Almost) The Truth“ (The Lawyer´s Cut)
3 DVD, Geamtlaufzeit: fast 7 Stunden, 45 Minuten
© 2009 Edel Motion
 
Weitere Informationen unter: www.edel.com
 
Redaktion: Frank Becker