„Wrapped!" - Die Kunst von Christo und Jeanne-Claude aus der Sammlung Würth

Max Ernst Museum Brühl des LVR präsentiert 70 Werke

von Anne-Cécile Foulon

© siehe Bildnachweis
„Wrapped!" - Die Kunst von Christo
und Jeanne-Claude
aus der Sammlung Würth
 
Max Ernst Museum Brühl des LVR präsentiert
70 Kunstwerke von Christo und Jeanne-Claude
22. Mai bis 26. September 2010
 
Brühl. Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt seit dem 22. Mai 2010 in Erinnerung an Jeanne-Claude, die im November letzten Jahres plötzlich verstarb, und zu Ehren des außergewöhnlichen Künstlerpaars 70 Collagen, Zeichnungen, Skizzen, Objekte und Modelle von Christo und Jeanne-Claude. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Sammlung Würth.
 
Einen zentralen Aspekt der Ausstellung bildet das Verhüllungsprojekt des Berliner Reichstags,

Reichstag, Berlin 1995 - Foto © Lars B. Gdaniec
wodurch das Werk von Christo und Jeanne-Claude in Deutschland 1995 schlagartig berühmt und populär wurde. Ein maßstabgetreues Modell sowie mehrere Entwürfe und Zeichnungen lassen diese Realisierung wieder lebendig werden. Die Präsentation zeigt darüber hinaus vorbereitende Arbeiten zu allen realisierten Projekten seit 1968 wie z. B. „Surrounded Islands“ in der Biscayne Bay bei Miami 1983, die kontinentübergreifende Aktion „The Umbrellas“ in den USA und in Japan 1991 oder „The Gates“ im New Yorker Central Park 2005. Auch noch in der Planung befindliche Projekte sind Bestandteil dieser Ausstellung. So „The Mastaba“, eine Installation für die Arabischen Emirate, ein riesiges Bauwerk aus Ölfässern, welches in seinen Dimensionen die Ausmaße der Pyramide von Gizeh übersteigen wird. Die Planungen zu einem weiteren Projekt „Over The River“ sind bereits weit voran geschritten und sind durch Collagen vertreten. Stoffbahnen sollen den Flußlauf des Arkansas River in Colorado für zwei Wochen kilometerweit überspannen.
 
Das frühe Werk von Christo ist durch ein verhülltes Fahrrad (1962), eine Ladenfassade (1964) und ein Schaufenster (1965/66) exemplarisch vertreten. Fotografien von Wolfgang Volz, der die Umsetzung der Projekte über die Jahre begleitete und dokumentierte, vervollständigen die Präsentation. Sie zeigen anschaulich die gigantischen Dimensionen der realisierten Projekte und ihre fesselnde, überwältigende Wirkung auf den Betrachter.

Reichstag, Berlin 1995 - Foto © Lars B. Gdaniec
Christo Wladimirow Javacheff und Jeanne-Claude Denat de Guillebon wurden beide am 13. Juni 1935 geboren, er in Bulgarien, sie in Marokko. Christo studierte Kunst in Sofia und Wien. Sie lernten sich 1958 in Paris kennen. Von diesem Zeitpunkt an verschrieben sie sich ihren gemeinsamen, unvergleichlichen Kunstprojekten, mit denen sie weltberühmt wurden. Die Projekte von Christo und Jeanne-Claude sind stets Gratwanderungen zwischen künstlerischer Vision und technischer Machbarkeit. Mit der Realisierung ihrer stets temporären Aktionen überschreiten sie vor den Augen des staunenden Publikums Grenzen, die zuvor als unüberwindbar und somit utopisch galten. Durch ihre Kunst der Verhüllung verfremdeten sie Landschaften, Bauten und Objekte und verliehen ihnen somit eine völlig neue Ästhetik und Bedeutung. „Im Moment der überraschenden Verhüllung, des Eingriffs, der Verfremdung offenbart sich die faszinierende Kraft der Kunst von Christo und Jeanne-Claude. Sie läßt uns die Wirklichkeit neu und anders sehen“, so Dr. Achim Sommer, Museumsdirektor und Kurator der Ausstellung.

Schon jetzt möchten wir Sie auf einen besonderen Höhepunkt unseres Veranstaltungsprogramms im Rahmen dieser Ausstellung hinweisen: den Vortrag von Christo am Dienstag, 15. Juni 2010 um 18.30 Uhr. In seiner in englischer Sprache gehaltenen „lecture“ wird der Künstler von der Zusammenarbeit mit Jeanne-Claude berichten. Das Paar hatte sich bereits vor einigen Jahren das Versprechen gegeben, die Projekte nach dem Tod eines Partners weiterzuführen. So wird Christo insbesondere über die zwei noch laufenden Projekte „The Mastaba“ und „Over the River“ sprechen.
Die ausgestellten Werke sind Leihgaben der Sammlung Würth, die eines der größten Konvolute von Objekten, Zeichnungen und Collagen des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude weltweit besitzt. Die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall zeigt parallel zur Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR die Werkschau „Christo und Jeanne-Claude in der Sammlung Würth“ vom 13. Mai bis 19. September 2010.

Reichstag, Berlin 1995 - Foto © Lars B. Gdaniec

Anläßlich der Ausstellung erscheint die Publikation von Werner Spies „Christo und Jeanne-Claude – Grenzverlegung der Utopie“, Berlin University Press 2010, mit 198 Seiten und 40 farbigen Abbildungen (Preis im Buchhandel: 24,90 € / Sonderpreis an der Museumskasse: 19,90 €).

Bildnachweis "Over the river": Over the River, Project for the Arkansas River, Colorado, 1993, Collage in zwei Teilen, Sammlung Würth © Christo und Jeanne-Claude/Volz/laifChristo
Bildnachweis "Reichstag": Reichstags-Verhüllung, Berlin 1995, Sammlung Bech-Andersen, Foto © Lars B. Gdaniec

Redaktion: Frank Becker