Der Hoochie Coochie Man

Chuck Berry - "The Toronto Peace Festival 1969"

von Frank Becker
Die Renaissance des Rock `n´ Roll

Es ist eines seiner legendären Konzerte: Am 13. September 1969 trat Chuck Berry, der charismatische US-amerikanische König des Pop und Rock `n´ Roll beim kanadischen Toronto Peace Festival im Varsity Stadium vor fast ausschließlich weißem Publikum auf - ein interessantes Phänomen dieser Zeit der der friedensbewegten Flower-Power-Zeit: eine Wiederkehr des schwarzen Blues und Rock `n´ Roll.
D.A. Pennebaker und Chris Hegedus haben das Festival mit der Elite des Rock `n´ Roll (John Lennon, Eric Clapton, Klaus Voorman, Alan White, Yoko Ono, Little Richard, Jerry Lee Lewis und Bo Diddley waren an einem einzigen Tag damals ebenfalls dabei) gefilmt und in ihrem Film "Sweet Toronto" versucht, die Stimmung im Stadion einzufangen. Die DVD mit Chuck Berrys 45-minütigem Konzert ist also nur ein Teil dieses Großereignisses der Renaissance des Rock `n´ Roll. Dafür aber enthält sie alle 11 Titel seines teils offensichtlich improvisierten Programms - in "Sweet Toronto" ist nur sein "Johnny B. Goode" zu hören.

Der Auftritt in offensichtlich großer Hitze (der Schweiß läuft Chuck Berry in Strömen über das Gesicht) gehört zu den 
relativ späten Dokumenten seiner bewegten Geschichte. Umso interessanter ist sein durchschlagender Erfolg bei den jungen Zuhörern, die im Durchschnitt allenfalls halb so alt sind wie der Altmeister auf der Bühne. Aber sie lassen sich von seinem Charme und der unerhörten Musikalität mitreißen, die er als intelligenter Texter und Sänger seiner an politischen und erotischen Anspielungen reichen Songs ausstrahlt. Opener ist der 1957er Hit "Rock & Roll Music" aus seiner eigenen Feder, mit dem die Beatles anno 1964 reüssierten. Auch für die Rolling Stones war Chuck Berry, am Rande bemerkt, übrigens der Pate ihrer Musik.

Der damals 43-jährige, für die Verhältnisse der Pop-Welt "alte" Künstler zeigt, wo Bartel den Rock- und Blues-Most holt, zaubert virtuos auf seiner roten Gibson ES 335, läßt seine typischen Riffs und Licks hören - und natürlich bekommen wir den Duck-Walk, ohne den seinerzeit kein Berry-Konzert ging. Hegedus
hat das und dankenswerterweise auch die flinke Fingerarbeit eingefangen. Ein großartiger Blues-Gitarrist mit köstlich verschleppten Tempi ist er und ein Rock `n´ Roller, wie es außer ihm kaum einen gibt. Leider erfahren wir aus den kargen Informationen nicht, welche Band ihm in Toronto den Rücken gestärkt hat, die Jungs waren wirklich gut drauf und konnten sich brillant seinen Extemporés anpassen.

Eine lohnende Anschaffung für alle
Rock `n´ Roll-Freunde, spritzig, witzig und ein echtes Dokument. Hab mir die DVD schon dreimal angeschaut - und das will was heißen.

Beispielbild


Chuck Berry
The Toronto Peace Festival 1969

DVD


Titel:
01 Rock & Roll Music
02 School Days
03 Johnny B. Goode
04 Promised Land
05 Carol
06 Hoochie Coochie Man
07 Maybellene
08 Too Much Monkey Business
09 Reelin' & Rockin'
10 Sweet Little Sixteen
11 In The Wee, Wee Hours (I Think Of You)

Gesamtzeit:  45 Minuten

Weitere Informationen unter:
www.in-akustik.com