Der Sockel als Fundament der Kunst

Ausstellung zur Geschichte des Sockels im Arp-Museum Remagen

von Andreas Rehnolt
Der Sockel als Fundament der Kunst
 

Arp-Museum in Remagen präsentiert erstmals
eine Ausstellung zur Geschichte des Sockels
 
Remagen/Bonn - "Das Fundament der Kunst - Die Skulptur und ihr Sockel seit Auguste Rodin" lautet der Titel einer Ausstellung, die seit Freitag im Arp-Museum Bahnhof Roandseck in Remagen zu sehen ist. Die bis zum 24. Oktober laufende Schau geht nach Angaben von Museumsdirektor Oliver Kornhoff erstmals der Frage nach, wer die Kunst vom Sockel geholt hat. Seit der Antike hatte der Sockel eine ausschließlich dienende Funktion. Er hielt den Betrachter auf

Mark Dion, The Tar Museum – Flamingo, 2006 ·
Privatsammlung Schweiz · Courtesy Georg Kargl
Fine Arts, Wien · Foto: Lisa Rastl
Abstand, indem er das Kunstwerk in eine eigene Sphäre erhob. Erst Bildhauer wie Rodin holten die Skulptur vom Sockel und präsentierten die Kunst auf Augenhöhe des Betrachters, so die Kuratoren.
 
Zu sehen sind rund 80 herausragende Werke international bekannter Künstler wie Hans Arp, Stephan Balkenhol, Alberto Giacometti, Christian Hasucha, Via Lewandowsky, Markus Lüpertz, Heinz Mack, A. R. Penck, Auguste Rodin, Ulrich Rückriem, Thomas Schütte, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und andere zeigen die vielfältige Entwicklung des Bildhauersockels in der Moderne nicht nur im Medium der Skulptur, sondern auch in der Malerei,  Fotografie, Video und Performance auf. Vor allem in der Kunst des 20. Jahrhunderts eröffneten sich dem Unterbau neue und überraschende Perspektiven sowie ein facettenreiches Eigenleben.
 
Im Zentrum der Ausstellung stehen rund 15 Skulpturen von Hans Arp, die seinen Einfluß auf die nachfolgende Künstlergeneration deutlich vor Augen führen. Arp löste die definierte Rollenverteilung von ‚oben’ und ‚unten’ auf und fügte Sockel und Skulptur stets neu zusammen. Bei Alberto Giacometti und Piero Manzoni entwickelte sich der Sockel zum integralen Bestandteil des Kunstwerks oder wurde sogar selbst zum Kunstobjekt. In der Nachfolge dieser ‚Pioniere’ verselbstständigte sich der plastische Unterbau und erfuhr großes künstlerisches Interesse.
 
Dabei wurden die Sockel nach Angaben der Ausstellungsmacher oft überdimensional vergrößert oder auch ironisch verkleinert. Der Unterbau und die Skulptur wurde entschieden voneinander abgesetzt oder aber vollständig verschmolzen. Der Sockel fungierte als Bühne und Aktionsraum für Kunst und Künstler wie auch als benutzbares Kunstwerk für das Publikum. Eine eigene Werkgruppe präsentiert das hochkarätig besetzte Londoner "Fourth Plinth Project", das auf dem Trafalgar Square mit zeitgenössischer Bildhauerei auf einem historischen Sockel die Aktualität des "Fundamentes der Kunst" im öffentlichen Raum auslotet.

Vom 18. Juni bis 2. Juli 2010 findet im Rahmen dieser Ausstellung vor dem Bonner Haupt-bahnhof immer montags bis samstags von 9 bis 11 Uhr und von 15 bis 17 Uhr die Performance "Herr Individual geht" des Berliner Künstlers Christian Hasucha statt. Dabei geht ein normal gekleideter ‚Akteur‘ auf einem 2,40 Meter hohen Betonsockel in zügigem Schritt-Tempo auf einem Laufband. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Städtischen Museum Heilbronn und dem Gerhard Marcks Haus in Bremen.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker