Das geiht al wedder los

Knut Kiesewetter - "Niie Leder vun mien Fresenhof"

von Frank Becker
Zurück zu den Wurzeln
 
1972 hatte sich Knut Kieseweetter mit der LP "Fahr mit mir den Fluß hinunter" einen guten Stand in der Szene der deutschen Liedermacher verschafft, 1976 besann er sich wie zuvor schon Liedermacher-Kollege Hannes Wader der norddeutschen Heimat und der plattdeutschen Sprache. Wie Wader 1974 mit der LP „Plattdeutsche Lieder“ öffnete er mit „Leeder vun mien Fresenhof“ das Ohr für Mundart und Tradition des Plattdeutschen und Friesischen. Er löste mit dieser Platte, die seiner vielfältigen Karriere als Liedermacher, Jazzsänger, Posaunist, Texter und Produzent eine weitere Facette hinzufügte, eine wahre Welle der Begeisterung nicht nur für das Norddeutsche, sondern für deutsche Sprachen und Dialekte generell aus, die in der Folge Produktionen aus allen Winkeln des Landes den Weg ebnete.
 
1978 legte er des großen Erfolges wegen ein weiteres Album nach: „Niie Leder vun min Fresenhof“, das an den Erfolg anknüpfte. Das der Liedermacherszene der 60er bis 80er Jahre besonders eng verbundene Schallplatten-Label „Conträr Musik“ hat dieses zweite Fresenhof-Album nun neu aufgelegt und das Dutzend Titel um drei Stücke erweitert, die im Original auf den LP „Wo büst Du ween“ und „Jahreszeitenlieder“, ebenfalls Ende der 70er Jahre, zu hören waren. Es weht den mit Knut Kiesewetter, Hannes Wader, Reinhard Mey, Franz-Josef Degenhardt, dem „Black“ (Lothar Lechleitner), Klaus Hoffmann u.a. älter gewordenen Rezensenten ein Hauch der vergangenen Jugend an, hört er wehmütig die damals noch junge Stimme Kiesewetters, der heuer 69 Jahre alt ist. Andere Weggefährten sind schon tot – Wolfgang Neuss starb 1989, „Schobert“ (Wolfgang Schulz) 1992, Ulrich Roski 2003, Hanns-Dieter Hüsch 2005, Robert Long 2006...
 
Es sind schöne, stimmungsvolle Lieder und Balladen, teils wie damals beliebt mit einem Hauch Country und Bluegrass, die nun endlich wieder – und das in hervorragender Qualität – auf CD zu hören sind. Mit Knut Kiesewetter treten auch noch einmal andere Legenden des Nordens auf: Lonzo Westphal, der "Teufelsgeiger von Eppendorf" und John O´Brien-Dokker an Mandoline und Gitarre. Dankenswerterweise liegt der CD ein Heftchen bei, das sämtliche Texte im plattdeutschen bzw. friesischen Original samt hochdeutscher Übersetzung zum Mitlesen enthält. Wer mag, kann so auch einige Vokabeln lernen. Die 15 Lieder aus Knut Kiesewetters Feder sind in den über 30 Jahren um keinen Tag älter geworden, klingen frisch und heiter, klug und optimistisch. Ohrwürmer sind dabei, die man gerne gleich noch mal hört, darunter das zärtliche „De Summer“, das wehmütige „De Kaat“, das lebensfrohe „Musikantenleed“ und „Morgen schient al över´t Land“. Tut gut.

P.S.: Daß weder Thomas Rothschild (1980 Fischer), noch Matthias Henke (1987 Econ) und Siegfried Rupprecht (1999 Imprint) in ihren Liedermacher-Lexika Knut Kiesewetter erwähnen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
Beispielbild

Knut Kiesewetter
Niie Leder vun mien Fresenhof
 
Knut Kiesewetter – Gesang, Gitarre, Banjo, Harmonium, Okarina, Percussion, Tin-Whistle
Ulli Kliem – Chromonika, Mundharmonika
Sigrun Kiesewetter – Gesang
Jan-Rasmus Mahler – Kontrabaß
Peter McCroy –  5-String-Banjo, Gitarre,
Ulf Meyer – Gitarre, Gesang
John O´Brien-Dokker – Mandoline, Gitarre
Lonzo Westphal – Violine
 
(P) 1986 Knut Kiesewetter
©   2010 Conträr Musik
 
Titel:
1. De ole Kaat  2:11
2. Musikantenleed  2:26
3. Morgen schient al över’t Land  4:06
4. Fernweh  4:16
5. Das geiht al wedder los  3:51
6. Kumm laat uns ruut  4:31
7. Fru Schmidt  3:01
8. En Leben lang  3:11
9. Dat grote Freten  3:32
10. De iesige Gesell  3:30
11. Kumm to mi  3:10
12. He keem nich mehr  4:51
13. As de Vageln so schön  2:57
14. De Summer  2:39
15. Dezemberabend  4:54
 
Gesamtzeit:  53:46
 
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