Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt






Scheidende NRW-Landesregierung unterstützte Kulturbauprojekte mit
130 Millionen Euro
 
Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff zieht erfolgreiche Schlußbilanz der zu Ende gehenden CDU/FDP-Koalition
 
Düsseldorf - Nach Angaben des aus dem Amt scheidenden  NRW-Kulturstaatssekretärs 

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff
Foto © Frank Becker
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) hat die noch amtierende CDU/FDP-Koalition in den vergangenen fünf Jahren Kulturbauprojekte mit 130 Millionen Euro unterstützt. Künstlerinnen und Künstler waren mit rund 4.700 Projekten in der vergangenen Legislaturperiode an nordrhein-westfälischen Schulen. 13 Millionen Euro wurden für dieses Kernprojekt der Kulturpolitik eingesetzt.
 
Im Programm „Jedem Kind ein Instrument“ werden laut Grosse-Brockhoff ab dem kommenden Schuljahr 60.000 Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Der Politiker  wies in seiner Bilanz darauf hin, daß es selbst in  Zeiten der Wirtschaftkrise  gelungen sei, "Kultur den Stellenwert zu geben, der ihr zusteht." Neben der Verdoppelung des Kulturförderetats sei ein zentrales Ziel gewesen, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen Zugang zu allen Sparten der Kunst zu ermöglichen. "Ich denke, daß wir auf diesem Weg ein gutes Stück vorangekommen sind. Auf die derzeitigen Ergebnisse können wir stolz sein."
 
Zu den oftmals mit großem bürgerschaftlichem Engagement und privater Spendenbereitschaft realisierten Kulturbauprojekten gehörten etwa das Dortmunder U, das Leopold-Hoesch-Museum in Düren, die Grundsanierung und der Erweiterungsbau der Kunstsammlung NRW K20, die morgen eröffnet wird, der Neubau des Emil Schumacher Museums in Hagen und der Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln. 
 
Mit Blick auf das Programm "Jedem Kind ein Instrument" sagte  Grosse-Brockhof, es handele sich um "das größte Programm kultureller Bildung, das in Deutschland jemals gestartet" worden sei. In den Bundesländern Hamburg, Hessen, Thüringen und Sachsen seien durch das NRW-Beispiel inspirierte Initiativen entstanden oder in Vorbereitung. Nach fünf Jahren stehe auch das Landesprogramm "Kultur und Schule" als Kernprojekt der Landeskulturpolitik erfolgreich da. Künstlerinnen und Künstler boten rund 100.000 Kindern und Jugendlichen in insgesamt 4.700 Projekten aller künstlerischen Sparten die Chance, eigene kreative Erfahrungen mit Theater, Film, Musik oder Tanz zu machen. 
 
 
Alte Synagoge in Essen wird als "Haus jüdischer Kultur" am Dienstag eröffnet
 
Essen - Nach rund zweijähriger Bauzeit wird die Alte Synagoge in Essen am kommenden Dienstag als neu gestaltetes "Haus jüdischer Kultur" feierlich eröffnet. In dem besterhaltenen und größten ehemaligen Synagogenbau aus dem frühen 20. Jahrhundert wird nun die jüdische Kultur in ihrer Vielfalt, in Geschichte und Gegenwart, präsentiert, teilte die Leiterin der Alten Synagoge, Edna Brocke am Mittwoch mit. Die Synagoge wurde nebst angeschlossenem Rabbinerhaus 1913 nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. 
 
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge durch Brandstiftung im Inneren stark beschädigt. Ihr Äußeres blieb dabei fast unversehrt. Aufgrund der massiven Bauweise aus Stahlbeton konnten die Nationalsozialisten das Gebäude entgegen ihren Plänen nicht abreißen, eine Sprengung war wegen umliegender Häuser unmöglich. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Bau ohne größere Schäden. Bis heute ist die Alte Synagoge in der Reviermetropole das größte freistehende Synagogengebäude nördlich der Alpen.
 
Hinsichtlich des Raumvolumens ist sie sogar noch größer als die Berliner Neue Synagoge in der Oranienburger Straße. Die mächtige, freischwebende Kuppel hat eine Höhe von 37 Metern. Insgesamt ist der Bau 70 Meter lang. In den vergangenen zwei Jahren wurden Umbaumaßnahmen im Inneren durchgeführt, um neue Ausstellungsflächen zu erhalten. Auch der Außenbereich der Alten Synagoge wurde neu gestaltet. Für die Öffentlichkeit wird das Haus am kommenden Dienstag von 16 bis 20 Uhr zugänglich sein.
 
Die neue Dauerausstellung hat laut Brocke fünf Bereiche. Sie umfassen als thematische Schwerpunkte die Quellen jüdischer Traditionen, die Geschichte des Hauses, die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Essen, Informationen zu jüdischen Festen und schließlich den "Jüdischen Way of Life", hieß es im Vorfeld der feierlichen Eröffnung, zu der es am Dienstag als kulturelles Angebot auch Musik und Tanzperformances geben wird. 
 
 

Lange Nacht für Heinrich Böll in Kölner Antoniterkirche
 
Köln - Als Ehrung für den Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll findet an seinem 25. Todestag, dem 16. Juli in der Antoniter-City-Kirche in Köln eine "Lange Nacht des Heinrich Böll" statt. Wie die Evangelische Gemeinde Köln am Donnerstag mitteilte, wird mit einer Andacht, mit Musik, Vorträgen, Textlesungen, Interviews, Tonaufnahmen und Präsentationen an den großen Nachkriegsschriftsteller der Domstadt erinnert. Einer der Vorträge beschäftigt sich mit "Böll in Köln". Die Veranstaltung findet zwischen 18 und 22 Uhr statt. Der Eintritt ist kostenlos, die Veranstalter erbitten jedoch Spenden.
 
 
 
Ausstellung in Bochum zeigt Helden und andere Leitbilder im Ruhrrevier
nach 1945
 
Bochum - "Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles" lautet der Titel einer Ausstellung im Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum, die ab dem 17. Juli Helden und andere Leitbilder im Ruhrrevier nach 1945 präsentiert. Die bis zum 10. Oktober laufende Schau ist nach Angaben des Museums vom Donnerstag eine Begleitausstellung zur Kulturhauptstadtjahr-Schau "Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besondern", die noch bis Ende Oktober in Hattingen zu sehen ist. Deren Motto "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" sei bereits in der Nachkriegszeit ein wichtiges Anliegen in der Industrieregion Ruhrgebiet gewesen, hieß es in der Ankündigung der Ausstellung - genauso wie das Ziel, Kultur für alle Menschen zugänglich zu machen. Im Mittelpunkt der Schau stehen deshalb die kleinen "Helden" des Ruhrgebiets: Laienmaler, Hobbymusiker und Arbeiterdichter ebenso wie Kulturpolitiker aus Bergbau, Gewerkschaft und Kommune.
 
Die Ausstellung, die die Kulturgeschichte des Reviers zwischen 1945 und 1966 beleuchtet, stellt auch die zentralen Leitbilder der populären Kultur der Region vor: Symbolfiguren wie Kumpel Anton und die Heilige Barbara oder internationale Film- und Musikikonen, wie die Beatles. Zwei Ereignisse aus dem Jahr 1966 bilden den Abschluß: das Einsetzen der Strukturkrise und der Auftritt der Beatles in Essen - sicherlich Zufall, aber gleichzeitig Symbol für einen erneuten Wandel in der Kultur, so die Aussteller weiter.
 
Die Ausstellung ist mittwochs bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Redaktion: Frank Becker